Die Vogelinsel Runde in Norwegen

Der folgende Artikel ist schon mehrere Jahre alt. Eine Aktualisierung des Inhalts erfolgt nicht mehr. Daher kann es sein, dass sich die Dinge verändert haben, Dennoch kann ein älterer Post immer noch interessante Informationen und Anregungen enthalten.

Die kleine Insel Runde in der Nähe von Alesund im norwegischen Bezirk More og Romsdal bildet einen der äußeren Punkte der norwegischen Küste. Dank dem tiefsten, unter dem Meer hindurch führenden Autotunnel (Elksundtunnel  287m unter dem Meer) und mehrerer teilweise einspuriger Brücken ist das Eiland ohne Fähre mit dem Wohnmobil erreichbar. Es ist ein kleiner Umweg, der sich wirklich lohnt.

Die Fläche der Insel beträgt 6,4qkm, davon ist ein Großteil von einem Höhenzug bedeckt. Für die Bewohner und die Landwirtschaft bleibt nur ein kleiner Teil übrig. Der höchste Punkt befindet sich 300m über dem Meeresspiegel im Westen der Insel. Die 100 Einwohner leben in den beiden Dörfchen Runde und Goksyör. Fast die ganze Insel ist Naturschutzgebiet, die meisten Flächen dürfen nur beweidet werden. Während der Brutzeit der Vögel von März bis August darf die Westküste nicht betreten werden.

Für Wohnmobilreisende gibt es nur eine Möglichkeit der Übernachtung, den Campingplatz Goksöyr. Die Stellplätze befinden sich direkt am Meer in der Nähe des Aufgangs zu den Vogelfelsen. Auf den Parkplätzen, sogar am Friedhof, ist das Übernachten verboten.

Die steilen Hänge an der Westküste der Insel bieten vielen Seevögeln ideale Brutbedingungen. Dort brüten jedes Jahr von März bis Anfang August tausende Vögel. Papageientaucher, Dreizehenmöwen, Trottellummen, und Seeadler nutzen die Felsen als Untergrund zum Nestbau. Die Papageientaucher wurden zum Maskottchen der Insel.

Während der Brutzeit können die Papageientaucher abends vom oberen Rand der Küste beobachtet werden. Leider ist etwas Kondition und gutes Schuhwerk erforderlich, denn fast 300Höhenmeter wollen erst einmal bezwungen werden. Hinzu kommt, dass der naturbelassene Weg streckenweise durch mooriges Gelände führt.

Der Aufstieg ins Gebirge

Erleichtert wird der Aufstieg durch die herrliche Aussicht auf Runde und die norwegische Küste. Bei klarem Wetter liegen die schneebedeckten Berge des Festlandes vor dem Besucher.. Direkt an der Steiküste muss man etwas klettern, um zu den besten Plätzen zu gelangen. Mit Glück kann man dann die Papageientaucher bei ihrem abendlichen Gesprächen ganz aus der Nähe erleben.

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Für Wanderer mit viel Kondition gibt es noch die Möglichkeit, Runde Fyr, den Leuchtturm der Insel, zu besuchen. Allerdings gilt es vorher, auf fast 300m hinaufzusteigen, um dann wieder zum Leuchtturm hinab steigen zu können. Einen anderen Weg gibt es nicht, es sei denn man nutzt ein Boot.

Der einfachere Weg zu den Vögeln führt über das Wasser. Während der Brutzeit besteht die Möglichkeit, mit einem kleinen Schiff direkt an die Brutfelsen heran zu fahren. Einen Fahrplan gibt es nicht, die Termine richten sich nach Zahl der Besucher und dem Wetter. Auskünfte erteilt der Inhaber des Campingplatzes, bei dem die Fahrten auch gebucht werden können. Für Interessenten gibt es eine eigene Website über das Schiff und den Ausflug.

Unser Besuch auf Runde

Wir erreichten Runde gegen Mittag. Bei wechselnder Bewölkung zeigte sich runde von der besten Seite. Bereits bei der Anmeldung auf dem kleinen Campingplatz versorgte uns der Platzwart mit umfangreichen Informationen über die Insel und die Vögel.

Am späten Nachmittag machten wir uns auf den Weg, die Insel zu Fuß zu erkunden. Bereits nach wenigen Metern begann der sehr steile Aufstieg. Ein geteerter Weg führte uns steil bergauf. Dank der schönen Aussicht auf Insel, Festland und das Meer gab es immer wieder einen Grund, kurz stehen zu bleiben und durchzuatmen. So schafften wir es gut, das Steilstück zu überwinden.

Am Ende des Teerweges wählten wir den Weg an der Küste entlang Richtung Leuchtturm. Der Aufstieg setzte sich auf einem naturbelassenen Weg weniger steil fort. Durch die Regenfälle der letzten Tage galt es aufzupassen, an einigen Stellen war der Pfad moorartig aufgeweicht.

Immer wieder blieben wir stehen, um die Aussicht zu genießen und Fotos zu machen. Nach etwa einer Stunde Gehzeit erkannten wir, dass wir dank unserer schlechten Kondition es nicht schaffen würden, den nur 7km langen Rundweg zu bewältigen. Durch die großen Höhenunterschiede und dem moorastigen Boden erwies sich die Strecke zu kraftraubend.

An einer Kreuzung änderten wir unsere Richtung und schlugen den Weg zu den Vogelfelsen ein. Der Weg führte uns über den höchsten Punkt der Insel, der 333m über dem Meeresspiegel liegt. Ein kurzes Regenschauer aus einer der grauen Wolken unterstützte uns bei der Entscheidung.

Wir querten die Insel und erreichten die sehr steilen Abhänge der Westküste. Hier trafen wir auf weitere Besucher, die den direkten Weg zu den Vogelfelsen gewählt hatten. Wieder genossen wir die Aussicht auf die umliegende beeindruckende Landschaft.

Leider verhinderte die Höhenangst, dass wir uns zu den wartenden Vogelbeobachtern gesellen konnten. Hinzu kam, dass wir von der vorhergehenden Wanderung geschafft waren. So verbrachten wir nur eine längere Pause in der Nähe des Aussichtspunktes, bevor wir den Abstieg in Angriff nahmen. Unterdessen zog ein weiteres kurzes Regenschauer vorbei. In der Folge ergab sich eine besondere Lichtstimmung und zum zweiten Mal an diesem Abend erlebten wir einen Regenbogen.

Den Abstieg bis zum Teerweg brachten wir schnell hinter uns. Das letzte Steilstück kostete noch einmal Kraft, es galt, die Gelenke nicht zu stark zu belasten. Nach fast 5 Stunden erreichten wir wieder unser Wohnmobil. Das Ergebnis unserer Wanderung bestand aus vielen Fotos, zwei Paar stark verdreckten Schuhen und zwei hungrigen Wanderern.

Mit dem Boot zu den Papageientauchern

Für den nächsten Nachmittag hatten wir uns bereits bei unserer Ankunft zu einer Bootsfahrt zu den Brutfelsen angemeldet. So wunderte es uns nicht, dass wir nach dem Frühstück einen gro0en, unübersehbaren Zettel an unserem Mobil fanden, der uns informierte, dass die Bootsfahrt wetterbedingt auf 14:00Uhr vorverlegt war.

So verbummelten wir den Vormittag, bevor wir uns mit den Rädern auf den Weg machten. Da wir bis zur Abfahrt noch Zeit hatten, erkundeten wir die gesamten Straßen der Insel. Die Faht bis zur Brücke dauerte nur 20Minuten, dann hatten wir Runde mit dem Rad komplett besichtigt.

Wir radelten zurück zum Hafen und warteten auf die Abfahrt der Aquila . Mit 11 weiteren Fahrgästen war die Fahrt ausgebucht. Johan, der die Arbeit des Kapitäns, Decksmannes und Fremdenführers in einer Person vereinte, begrüßte uns an Bord und los ging die Fahrt.

Gute Informationen aus erster Hand

Während wir den Südteil der Insel umrundeten, erklärte uns Johan die brütenden Vogelarten auf Englisch. Dabei versuchte er, die Namen der Vogelarten in der jeweiligen Landessprache der Fahrgäste zu verwenden. Bei einer bunt gemischten Gruppe aus Belgien,Schweiz, Niederlande und Deutschland war es kein leichtes Unterfangen.

An den Felsen steuerte Johan das Schiff dicht an die Felsen heran. Vom Schiff konnten wir das Geschehen an den Vogelfelsen und im Wasser gut beobachten. Hinzu kamen die netten Erklärungen von Johan, der humorvoll viele interessante Dinge über die Vögel zu berichten wusste.

Die Fahrt dauerte insgesamt fast zwei Stunden und wir sahen viele Vögel aus der Nähe. Besonders beeindrucke es uns, dass insbesondere die Dreizehenmöwen sehr häufig die Reste von Netzen und Tauen  aus Kunststoff zu Netzbau verwendeten. Obwohl die bunten Nester lustig aussehen, stellen die Schlingen eine Gefahr für die Jungvögel dar. Gleichzeitig erinnerten uns diese Nestbaumaterialien an die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll.

Leider verschlechterte sich das Wetter gegen Ende der Fahrt. So verzichtete Johan auf die geplante Umfahrung der Insel, da der Seegang immer weiter zunahm. Wir bereuten die 250Kronen pro Person nicht, da wir so viele Seevögel noch nie in der freien Natur gesehen hatten.

Kurz nachdem wir wieder das Wohnmobil erreicht hatten, begann es stark zu regnen. So nahm uns das Wetter die Entscheidung ab, ob wir am Abend nochmals den Aufstieg zu den Felsen erklimmen wollten. Zur Entschädigung bot sich uns gegen Mitternacht ein tolles Farbspektakel.

Insgesamt faszinierte uns die kleine, raue Insel Runde mit der schönen Landschaft. Selbst der regnerische Abend mit dem rauschendem Meer direkt vor dem Wohnmobil fanden wir sehr schön. Hinzu kommt, dass der Campingplatzbetreiber und der Schiffsführer sehr bemüht sind, den Gästen den Aufenthalt angenehm zu gestalten. Wer diesen Teil Norwegens bereist, sollte einen Besuch des Eilandes einplanen.

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letzte Änderung 03/11/2019