Mit dem Wohnmobil durch Schottland, Teil 2

Unser Reisebericht Schottland geht weiter. Nachdem wir das Nordostende Schottlands erreicht hatten, begann unsere Fahrt durch die schwach besiedelten Highlands. In diesem Teil des Reiseberichts geht es um die einsamen Gegenden an der Ostküste, Single Track Roads und die Isle of Skye.

Auf Single Track Roads die Nordküste entlang

Unser Urlaubstag begann mit der englischen Monarchie. Wir besuchten das Castle of May, dass sich im Privatbesitz der Queen Mum befand. Heute verwaltet Prinz Charles das Anwesen für die Familie der Windsors. Die Besonderheit des kleinen Schlosses ist es, dass die Ausstattung noch im Originalzustand erhalten ist.

Während unseres Besuchs warteten in den einzelnen Räumen Führer und Führerinnen auf die Besucher und erklärten die Räume. So wurde deutlich, dass die Queen Mum während ihrer Aufenthalte in Schottland ein sehr bodenständiges und bescheidenes Leben führte. Durch die nette Betreuung dauerte unser Besuch länger wie ursprünglich geschätzt.

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Weiter ging es bei strahlendem Sonnenschein zum nördlichsten Punkt der britischen Hauptinsel. Am Dunnet Point legten wir die Mittagspause ein und genossen die Aussicht auf das Meer. Obwohl die Küste nicht mit Duncansby Point vergleichbar ist, lohnte sich der kleine Abstecher. Gleichzeitig erlebten wir einen ersten kleinen Vorgeschmack auf die kommenden Single Track Roads.

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Über Thurso ging es weiter Richtung Westen. Die Besiedlung wurde dünner und die Strasse enger. Bald konnten wir unsere erste längere Single Track Road in Angriff nehmen. Obwohl durch das lange Bank Holiday Wochenende und der positiven Wettervorhersage einige Autos unterwegs waren, klappte es problemlos.  Die Begegnungen mit Einheimischen verliefen immer sehr rücksichtsvoll und reibungslos mit einem anschließenden freundlichen Gruß.

Erst als uns viele deutsche Fahrzeuge,  teilweise Oldtimer mit Startnummern, entgegen kamen, kostete das Fahren Nerven, da nicht alle unserer Landsleute das Prinzip mit den Passing Places verstanden hatten.

Durch eine traumhafte Landschaft fuhren wir bis Durness. Auf dem dortigen Campingplatz fanden wir mit etwas Suchen noch einen geraden Platz mit schönem Blick, obwohl der Platz sehr gut besucht war. Uns erstaunte die große Zahl der mutigen Zeltcamper, die das lange Wochenende im hohen Norden verbringen wollten.

Erholung mit Hindernissen in Durness

Nach einer Kaffeepause machten wir uns auf den Weg, den vor uns liegenden Strand zu erkunden. Auf der fast menschenleeren Sandfläche konnte unser Hund etwas toben und wir genossen das Panorama in der noch warmen Abendsonne.

Etwas schwierig erwies sich die Beschaffung einer Pizza. Das Restaurant war durch den starken Andrang überfordert, so dauerte es eine Stunde, bis unsere Pizza fertig war. Wieder zeigte sich die Auswirkung der Bank Holidays.

Der Sonntag begann mit einem Schreck in der Morgenstunde. Auf der Hunderunde rutschte meine Frau auf dem nebelfeuchtem Gras aus und fiel unglücklich auf den Arm. Im ersten Schreck dachten wir an einen Armbruch. Glücklicherweise bewahrheitete sich der Verdacht nicht. Die Folgen des Ausrutschers plagten meine Frau die nächsten Tage.

Den Tag verbrachten wir in Durness. Wir legten einen Ruhe- und Erholungstag ein. Für die Leser des Reiseberichts bringen diese Pausentage wenig, uns nutzen diese reinen Erholungstage viel und geben uns Kraft für weitere Entdeckungen: Zur Entschädigung hier noch einige Bilder der Küste bei Durness.

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Eine kleine Besonderheit gab es dennoch. Die Teilnehmer des Cape Wrath Ultra Laufes trafen nach dem Zieldurchlauf auf dem Campingplatz ein. Die Strecke führte in acht Tagen von Fort William zum Cape Wrath, über 400km durch die Highlands. Manche Teilnehmer boten beim Gang über den Platz ein bemitleidenswertes Bild, während andere fast normal dahin schlenderten. Nichts gegen Sport, aber sind solche Extrembelastungen sinnvoll?

Entlang der Westküste nach Ullapool

Nach so viel Erholung waren wir bereit, für die nächsten Kilometer auf den Sigle-Tracks der Westküste. Der Tag stand unter dem Motto „Der Weg ist das Ziel“.  Bevor wir uns von Durness verabschiedeten, besuchten wir noch die Smoo Cave im Ort. Ein kleiner Fluss verschwindet direkt neben der Straße im Untergrund und fällt rauschend 15m in die Tiefe. Etwa 100 Meter weiter kommt der Bach aus einer großen begehbaren Höhle wieder an das Tageslicht und mündet im Meer. In der Höhle kann man den unterirdischen Wasserfall betrachten. Leider führte der Fluss durch das schöne Wetter nur sehr wenig Wasser.

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Wir folgten der HauptStraße in Richtung Ullapool. Zum Start zeigte sich der Tag noch nebelverhangen, jedoch besserte sich das Wetter mit jedem gefahrenen Kilometer. Die Strecke zeigte sich sehr abwechslungsreich und bot immer wieder neue Ausblicke auf Gebirge, Meer und Seen. Genau so abwechslungsreich war der Straßenzustand. Gut ausgebaute zweispurige Abschnitte wechselten sich mit Single Tracks ab. Immer wieder legten wir kurze Pausen ein und bewunderten die rauhe menschenleere Landschaft.

Da wir noch nicht genug von den einspurigen Straßen hatten, wählten wir einen Umweg, immer die Küste entlang bis Lochinver. Insbesondere die ersten 10km boten ein völlig neues Fahrgefühl. Die sehr schmale Single Track Road ging keinen Meter geradeaus und ständig bergauf und bergab. Das steilste Stück war mit 25% Steigung beschildert. Zur Belohnung für die Kurbelei gab es Landschaft satt.

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Besonders sehenswert empfanden wir die Vorbeifahrt am See Asylan, der von uns zu einem der schönsten Seen der Reise ausgewählt wurde. Gegen Abend erreichten wir Ullapool und checkten auf dem gut besuchten Campingplatz ein. Das erste Mal standen in unserer Nähe mehrere deutsche Wohnmobile auf dem Platz. Mit einem Stadtbummel beschlossen wir den Tag.

Erholung in Ullapool

Bei bestem Frühlingswetter überlegten wir uns spontan, noch einen Tag in Ullapool zu bleiben und die Sonne zu genießen. Die Temperaturen betrugen 18Grad im Schatten, da wagten sogar einige mutige Mitcamper ein Bad in den Fluten.

Wir testeten die Fish and Chips der Stadt und besuchten den Tesco, um unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Ein längerer Spaziergang rundete unsere Aktivitäten ab. Am Abend gab es wieder einige heftige Sonnenbrände zu bewundern. Anscheinend gehört verbrannte Haut zum britischen Way of Live.

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Unterwegs zu den Palmen (in Schottland!)

Das schöne Wetter blieb uns treu, bei strahlend blauem Himmel verliessen wir Ullapool in Richtung Süden. Bereits nach einer kurzen Fahrstrecke erreichten wir die Corrieshalloch Gorge. Dort hat der Fluss aus den Bergen eine bis zu 40m tiefe Schlucht in den Fels gegraben. Über die Schlucht und den Wasserfall führt eine kleine Hängebrücke, die wirklich nur für schwindelfreie Besucher geeignet ist. Deas Schlid, dass nur 6 Perasonen gleichzeitig auf der Brücke erlaubte, erhöhte nicht unser Vertrauen in die Konstruktion. Wir querten die Schlucht unfallfrei und gingen noch zu einem kleinen Aussichtspunkt, bevor wir unsere Fahrt fortsetzten. Leider ist die Schlucht am Morgen für Fotografen völlig ungeeignet, da man immer mit Gegenlicht zu kämpfen hat.

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Etwa einen Kilometer nach der Schlucht befindet sich an der Straße ein Parkplatz, der einen kurzen Stopp lohnt, Der Blick in das Tal bis zum Meer ist umwerfend. Insgesamt lohnte die Fahrt in Richtung Poolewe, es war herrlich, bei Sonnenschein die raue Landschaft zu durchfahren und die Ausblicke zu genießen.

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Den nächsten Stopp legten wir beim Inverewe Garden, dem nördlichsten botanischen Garten, ein. Die Anlage entstand aus Privatinitiative, bevor der National Trust die Gärten erbte. Wir folgten den Tipps der netten Dame an der Kasse und schlenderten durch die weitläufige Anlage. Die Wege führen meist durch Wald, der mit vielen Pflanzen angereicht wurde. Es gibt immer wieder idyllische Ecken zu entdecken. Da unser Hund leider nicht mit in die Anlage durfte, beeilten wir uns auf dem Rundgang, denn der kleine Kerl sollte nicht so lange im Auto auf uns warten.

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Die verlorengegangene Buchung auf Skye

Nach dem Hundespaziergang ging unsere Fahrt weiter. Wieder führte die Strecke durch einmalige Landschaften. An unserem Ziel auf der Insel Skye erlebten wir eine negative Überraschung. Unsere Reservierung war irgendwo in den Weiten des weltweiten Netzes verloren gegangen. Und wie von uns erwartet, war den Platz voll. Nach einigen Diskussionen, die durch die fehlende Netzabdeckung für des Handy erschwert wurde, durften wir dennoch bleiben. Erst zu hause stellten wir fest, dass unsere Buchung sauber erfolgte. Die Fehlerursache war die schlechte Internetanbindung des Platzes. Jetzt versuchen wir, unsere im Voraus gezahlte Übernachtungsgebühr zurück zu bekommen.

Leider verschlechterte sich das Wetter am Abend, der Wind frischte auf und es wurde kälter. Dennoch machten wir uns nach dem Abendessen mit unserem treuen Begleiter, Sicherheitsexperte Sam, auf den Weg. Wir gingen ein ganzes Stück querfeldein am Ufer des Loch entlang. Der Wind und die Wolken sorgten für ständig neue Lichtstimmungen. Wir genossen den Spaziergang durch die schottische Einsamkeit, unser Sicherheitschef tobte durch die Landschaft. (Anmerkung: Das Gelände wurde den Gästen des Campingplatzes ausdrücklich für den Hundespaziergang empfohlenen)

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Wechselhaftes Wetter auf Skye

Am nächsten Morgen zeigte sich Skye von seiner schlechteren Seite. Der Wind pfiff und ab und zu tröpfelte leichter Regen auf das Autodach. Wir ließen uns nicht davon abhalten, die Insel zu erkunden. Wir umrundeten die Trotternish Halbinsel mit dem Auto. Der ursprünglich geplante Aufstieg zum Old Man of Storr musste ausfallen, da wir keine Lust auf eine Wanderung durch den teils sehr dichten Nebel hatten.

An den ersten Aussichtspunkten der Steilküste blies der Wind um die Felsen und gestaltete den Aufenthalt sehr ungemütlich. Zu der bizarren Landschaft am Kilt Rock gab es eine musikalische Untermalung, das Absperrgitter an der Steilküste gab im Wind eigenwillige Geräusche von sich. Wir ließen uns Zeit und kamen durch viele Stopps nur langsam voran. Zu unserem Glück besserte sich das Wetter langsam aber stetig.

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Nach unserer Mittagspause schaffte es die Sonne, die Wolken immer weiter zu verdrängen. Wir genossen unsere Rundfahrt in vollen Zügen. Leider konnten wir die Überreste der alten Festung nur ganz kurz besichtigen, da unser Hund mit den vielen Schafen rundherum keinen Frieden schließen konnte.  Zum Abschluss der Runde  besuchten wir noch einen Supermarkt in Portree, um unsere Vorräte zu ergänzen, bevor wir uns wieder auf den Weg zum Campingplatz machten. Wie immer endete der Tag mit dem abendlichen Hundespaziergang.

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letzte Änderung 02/02/2020