Das Smartphone im Wohnmobil: Die Navigation

letzte Bearbeitung: 06.04.2019

Der Siegeszug der Smartphones macht vor dem Wohnmobil nicht halt. Mittlerweile gehört ein IOS- oder Android Telefon zur Standardausstattung auf Reisen. Natürlich nutzen auch wir die digitalen Helfer. Im folgenden Artikel geht es um die Navigationsprogramme, die uns helfen, den richtigen Weg zu finden.

Vorab der übliche Hinweis: Ich gebe hier unabhängig von Herstellern meine Erfahrungen und Meinungen wieder.  Dafür erhalte ich keine Gegenleistung der Hersteller. Da ich selbst seit mehreren Jahren nur mit IOS-Geräten unterwegs bin, liegt es in der Natur der Sache, dass meine Bewertung sich mit der IOS-Versionen der Apps beschäftigt.

Der Markt ist in Bewegung

Der große Markt der Navigationsprogramme ist in Bewegung geraten. Die großen Anbieter Google und Apple liefern Navigationslösungen  mit dem Betriebssystem aus.  So gibt es kaum ein Smartphone ohne eine Routingapp. Google Maps und Apple Karten stehen allen Usern kostenlos zur Verfügung.

Den endgültigen Durchbruch dieser Onlinelösungen unterstützten die stark gesunkenen Onlinekosten. Zusätzlich drängen weitere Anbieter auf den Markt. Waze (Google) und Here we go (Automobilhersteller) sind die bekanntesten Vertreter dieser Kategorie.

Die beiden bisherigen Platzhirsche der Branche, Tomtom und Navigon reagierten. Tomtom stellte auf ein Abosystem um, während Navigon sich gleich ganz vom Markt verabschiedete.

Apple Karten und Google Maps

Auf einen Vergleich der „Bordmittel“ Apps verzichte ich an dieser Stelle. Die unterschiedliche Qualität und Quantität der Ausgangsdaten ist genug geschrieben. 

Die Hauptaufgabe, das Routing, funktioniert und das Ziel wird erreicht. Bei Testfahrten einer Zeitschrift fanden die Routenplaner  sogar die besten Routen zum Ziel. Hauptgrund für den Testsieg war die gute Einbeziehung der aktuellen Verkehrslage.

Auch mich brachten beide Tools zuverlässig an meine Ziele. Die vorgeschlagenen Strecken leiteten mich nicht in die Irre. Leider fehlten mir unterwegs immer einige Zusatzinformationen

Von einem Navigationssystem erwarte ich, dass ich ohne mein Zutun über die Verkehrslage informiert werde und ohne lange Bedienhandlungen die nächste Tankstelle  oder den nächsten Parkplatz finde. An dieser Stelle zeigten beide Apps Schwächen. 

Die Daten sind selbstverständlich vorhanden, die Verkehrslage wird bei der Routenplanung berücksichtigt. Nur muss der Bediener erst herumtippen, um an die genauen Infos zu kommen. 

Die Sprachsteuerung kann ich nicht empfehlen. Zu oft wurde ich falsch verstanden und es wurden mir witzige Ziele angeboten. Dennoch gehört den Damen Siri und Co die Zukunft. 

Die Navigationsexperten

Nachdem mit Navigon eines meiner bewährten Programme nicht mehr weiterentwickelt wird, bin ich derzeit dabei, das Angebot neu zu sichten. Hinzu kommt, dass die kostenlose Nutzung meines Lieblingsprogramms „Tomtom Go“ im nächsten Jahr ausläuft. So teste ich derzeit „HERE“ und „Waze“ als kostenlose Alternativen.

Tomtom Go, unser bisheriger Favorit

Die Kandidaten starten mit ungleichen Vorzeichen. Tomtom Go kenne ich gut und die Ansagen sind mir vertraut. Sogar an den Satz „Fahren sie über den Kreisverkehr, zweite Ausfahrt!“ habe ich mich gewöhnt. Da tun sich die ungewohnten Neulinge erst einmal schwer.

Die Stärke von Tomtom Go liegt in den unschlagbar aktuellen Anzeige von Verkehrsbehinderungen. Sogar der Stauanfang wird oft punktgenau angezeigt. Dies Feature führte dazu, dass bei uns TomTom auch auf bekannten Strecken mitläuft um uns mit aktuellen Infos zu versorgen.

Diese Genauigkeit führt zu dem Nachteil, dass sehr oft, manchmal zu oft, alternative Routen angeboten werden. Fünf Minuten Zeitersparnis werden mich nicht dazu bringen, auf einer längeren Fahrt die Autobahn zu verlassen. 

Mittlerweile setzt Tomtom auf das Abomodell. So kostet ein Jahr navigieren in Europa zurzeit 19,90€. Das Herunterladen der App ist gratis. Die Umstellung verärgerte viele Nutzer, denn früher gab es ein Angebot für lebenslange Kartenupdates. 

Gut für Einsteiger ist es, dass das Programm über 70km kostenlos getestet werden kann. Die Testphase beginnt jeden Monat neu. So bleiben Überraschungen nach dem Kauf aus. 

Waze, die Schwarmintelligenz führt an das Ziel

Das Programm Waze geht einen interessanten Weg. Die Karten, die Verkehrsmeldungen und sogar die Blitzerwarnungen werden aus den Meldungen anderer Nutzer ermittelt. So sind die Stauinformationen sehr genau und erscheinen zeitnah. Mit dem Löschen einer Meldung geht es nicht ganz so schnell. So erlebte ich mehrfach, dass angezeigte Behinderungen nicht zu finden waren.

Die App arbeitet nur online, ein Herunterladen der Karte ist nicht möglich. Damit entfällt das Programm für uns, denn schon auf den Nebenstraßen des Harzes versagt der Onlinezugriff. 

Die Routenführung und die Zielfindung funktionieren, so kann das Programm eine Lösung für Gelegenheitsuser sein. 

Here we go, eine einfache Offline-Lösung

Das Programm Here we go wird derzeit von einigen deutschen Autobauern gepflegt und vertrieben. Die kostenlose App verfügt über die Möglichkeit, Karten der ganzen Welt herunter zu laden. Aus dem Netz kommen dann die Verkehrsinformationen hinzu. 

Die Kartenhandhabung und die Zielführung gefallen mir gut. Allerdings fehlen wieder die zusätzlichen Informationen. So kann die App keinen Parkplatz oder Tankstelle in der Nähe anzeigen.

In meiner Testphase stimmten die Staumeldungen meist, erreichten jedoch nicht die Präzision von Tomtom. Hinzu kam, dass mir etwas die Übersicht fehlte.

Sygic GPS Navigation

Das Sygic Navigationsprogramm war mir bis vor zwei Monaten unbekannt. Durch einen Zufall stieß ich auf das Tool. Sofort begann ich, die Sygic Navigation zu testen.

Auf den ersten Blick bietet das Programm viele Informationen und nützliche Funktionen. Allerdings muß der Neuling zuerst in das Portemonnaie greifen, bevor die Funktionen nutzbar werden. Wer warten kann, ist hier im Vorteil, denn Sygic bietet die Erweiterungen oftmals in Sonderangeboten an.

So bezahlte ich für die lebenslange Nutzung der Europakarten mit Navigation und Verkehrshinweisen. Auf die weiteren Angebote verzichtet ich vorerst. Die Erstanschaffung des Gesamtpaketes ist aus meiner Sicht zu teuer. Und wie lange lebenslange Lizenzen taugen, habe ich bei Navigon gelernt.

Unterwegs funktionierte das Navis wie gewünscht. Die Verkehrsmeldungen stimmten und die Ausweichempfehlungen folgten logischen Routen. Bis auf zwei Abstürze ohne erkennbaren Grund gab es wenig Kritikpunkte.

Mittlerweile erlebte ich es zwei Mal, dass das Navi Phantomstaus mit großen Verzögerungen anzeigte, die in der Realität nicht vorhanden waren. In beiden Fällen stauten sich nur die LKW über viele Kilometer auf der rechten Spur. Die beiden anderen Spuren liefen fast störungsfrei. Tomtom zeigte dagegen nur Behinderungen an.

Fazit: Tomtom verteidigt den Platz auf dem Smartphone

Nach den ganzen Versuchen, meist auf bekannten Routen, werde ich das TomTom Go Abo im nächsten Jahr verlängern. Gerade bei längeren Aufenthalten im Ausland möchte ich nicht auf Onlinekarten angewiesen sein. Hinzu kommt die unschlagbare Darstellung des Verkehrsgeschehens.

Auf den Platz zwei meiner persönlichen Lieblingsprogramme steht zur Zeit Sygic. Die Übersichtlichkeit erreicht nicht das Niveau von Tomtom. Bei den Grundfunktionen kann Sygic mit dem Platzhirschen mithalten.

Ebenso bleibt Google Maps auf dem Handy. Der Grund ist die gute Suche nach interessanten Punkten. Es gibt nichts, dass Google nicht findet. Dies gilt auch für die Karten.

Weiterhin kommt eine App mit Zugriff auf die OpenStreetMaps-Karten für die Fußgängerorientierung. Aber das ist ein neues Thema.

letzte Änderung 15/07/2019