Ein kleiner Hinweis am Anfang
Alles zum Thema Sensorgröße wurde bereits genügend in allen Foren und Webseiten diskutiert. Hier soll keine Grundsatzdiskussion geführt werden, sondern es geht um meine ganz persönliche Entscheidung zwischen den Systemen.
Die Vorgeschichte
Immer wieder wurde ich belächelt, wenn ich auf andere Fotografen traf. Meine kleinen Kameras und Objektive wurden nicht ernst genommen. Das letzte Mal lächelten Naturfotografen auf dem Darß, als ich mit dem 300mm Olympusobjektiv zwischen den ganzen grauen und weißen Superteles der Tierfotografen auftauchte. (Hinweis: 300mm mal Cropfaktor 2 ergibt einen Bildwinkel analog 600mm!)
Der Einstieg in die Welt der digitalen Systemkameras erfolgte mehr zufällig mit der PEN1 von Olympus. Sehr schnell verdrängte das Micro Four Thirds System meine bisherige Spiegelreflexausrüstung. Verschiedene Olys kamen und gingen. Derzeit befinden sich 2 einsatzbereite Olympus Kameras (M5 und M5II) im Fotoschrank. Durch ein sehr günstiges Angebot kam irgendwann noch eine Panasonic GX9 dazu. So ganz auf dem Stand der Technik ist diese Ausrüstung nicht mehr.
Seit einiger Zeit spukte im Hinterkopf immer wieder mal der Wunsch nach einer Vollformatkamera herum. Nach Ende des Weihnachtsgeschäftes stieß ich mehr zufällig auf ein günstiges Angebot und ich konnte nicht widerstehen. Eine fast neue SONY Alpha 7 Mark ll mit einigen Objektiven erweiterte meinen Gerätepark. War das der erste Schritte zum Wechsel auf das Vollformat?
Die Theorie
Der Hauptunterschied zwischen Vollformat und Micro Four Thirds ist die Größe bzw. die Fläche des Sensors. Ein Vollformatsensor entstand aus dem aus dem bekannten 24mm xx 36mm Format, Die Sensoren des MFT-Systems. Die am MFT System beteiligten Firmen einigten sich auf eine Größe, dessen Diagonale genau der Hälfte des Vollformates entspricht.
Ein weiterer Unterschied ist das Bildformat. MFt verwendet 4:3 während Vollformatsensoren im Format 3:2 gebaut werden.
Diese technischen Faktoren der Sensoren wirken sich auf die Schärfentiefe, das Sensorrauschen und den Bildausschnitt aus. Wer sich näher mit den Zusammenhängen beschäftigen möchte, dem empfehle ich einen guten Blogartikel von Reinhard Wagner, der die Unterschiede gut und technisch fundiert darstellt.
Ohne Vollformat geht es nicht
In Fotoforen sagt die Mehrheit, dass nur Vollformat-Kameras für ernsthafte Fotografie in Frage kommen. Die Ursache dieser Aussage ist ganz einfach. Die überwiegende Mehrheit der Hersteller stattet ihre Flagschiffkameras selbastverständlich mit einen Vollformatsensor aus. Mittlerweile ist es nur noch der Olympus-Nachfolger OM Systems, der keine Vollformatkamera im Portfolio hat.
Damit ist die Ausgangslage klar. Profis benötigen für ihre Arbeit die besten Geräte. So fotografieren fast alle Berufsfotografen Vollformatkameras.
Die Ausgangssituation
Nach 6 Monaten mit MFT- und Vollformatausrüstung wage ich mich an einen ganz persönlichen Vergleich. Das Micro Four Thirds System hatte dabei einen großen Startvorteil. Immerhin fotografiere seit 12 Jahren mit dem System und kenne die Geräte bestens. Die gesamte Ausrüstung ist gewachsen und an meine Anforderungen angepasst.
Dagegen passen die mit erworbenen Objektive nicht so ganz meinen Vorstellungen. Bei den Brennweiten (28-70, 35,50,85) fehlt mir etwas Weitwinkel und ein mit meinem Olympus 14-150 vergleichbares Urlaubsobjektiv.
Die eingesetzten Kameras Olympus OMD-M5 ll und SONY Alpha 7 ll sind beide schon etwas älter. Die Geburtsjahre sind in etwa identisch. Die Geräte sind zwar nicht auf dem neuesten Stand, aber für meine Anforderungen vollkommen ausreichend. Noch sehe ich keine neuere Kamera im Angebot, die bei mir den „will haben“ Reflex auslöst.
Der Vergleich
.Gleich vor der ersten Fototour machte sich die Sony unbeliebt. Meine Taschen waren zu klein, um die Kamera mit angesetztem Objektiv zu transportieren. Eine Neuanschaffung wurde erforderlich. Damit steht ein für mich wesentlicher Punkt bereits fest. Vollformat erhöht das Gewicht. Insbesondere bei längeren Ausflügen nervte mich die Schlepperei. Schnell lernte ich zu verzichten und nahm nur noch zwei Objektive mit.
Anfangs tat ich mich mit der Bedienung der Sony etwas schwer, da ich die Einstellungen und ihre Auswirkungen erst lernen musste. Nach einiger Zeit begann ich den größeren Platz für die Bedienelemente zu schätzen. Bei den Olympus Kameras geht es platzbedingt eng zu. Insgesamt erfordern beide Kameras eine Einarbeitung in die Bedienung.
Ein weiterer Lernprozess trat ein, als ich die besseren Freistellungsmöglichkeiten ausprobierte. Gute Ergebnisse sind mit der Vollformatkamera leichter zu erzielen. Allerdings ist ein sorgfältiges Arbeiten erforderlich. Sonst verschwindet das Hauptmotiv schnell ebenfall in der Unschärfe. Der Schärfentiefebereich wird dann schon sehr klein. Hinzu kommt, dass der Autofokus der Sony nicht die von der Oly gewohnte Qualität erreicht.
Natürlich gibt es weitere technische Unterschiede. Autofokus, Stabilisator und weitere Ausstattungspunkte unterscheiden sich etwas. Für mich erwiesen sich alle dieser Faktoren als unbedeutend. Bei der Menügestaltung haben sich beide Hersteller nicht mit Ruhm bekleckert.
Die Bilder
Um es gleich zu schreiben, die Unterschiede sind gering. Meine Erwartung war, dass sich die Ergebnisse mit der Vollformatkamera deutlich vom MFT-Format unterscheiden. Wieder einmal erfüllten sich meine Vorurteile nicht. Die Unterschiede sind marginal.
Wer möchte, darf gern raten, wann welche Kamera zum Einsatz kam. Zu den Reiseberichten vom Gardasee und aus Schweden leisteten beide Kameras ihren Beitrag. Da ich kein Pixelzähler bin, sehe ich in den Bildern keine nennenswerten Vorteile für eines der beiden Systeme.
Wenn ich mich jetzt entscheiden sollte, dann wäre das MFT-System weiter mein Favorit. Meine Ausrüstung ist komplett, Glas ist genügend vorhanden. Hinzu kommt der geringere Platzbedarf und das geringere Gewicht.
Dennoch darf die Sony bleiben. Es sind drei Faktoren, die mir gut gefallen. Rauschverhalten, Bedienung und Sucherbild sprechen für das System.
Die Entscheidung
Derzeit herrscht Unsicherheit über die Zukunft von MFT. Durch den Verkauf der Olympus Kamerasparte an OM Solutions ist unklar, wohin die Reise geht. Der zweite Anbieter, Panasonic, setzt mehr auf die Videofunktionen der Kameras. Ich warte schon einige Zeit auf eine wirklich neue M5, M10 oder PEN F(OM Systems). Ebenso ist kein G9 Nachfolger in Sicht. (Panasonic). Sollte sich hier in der nächsten Zeit nichts tun, dann könnte ich mir sogar vorstellen, komplett das System zu wechseln und eine aktuelle Sony Kamera zu kaufen. Da könnte ich bei einem Alpha 7c Nachfolger schwach werden.
Rückblickend auf die Reisen stellte ich fest, dass ich immer zur MFT-Ausrüstung griff, wenn es um längere Unternehmungen ging. Wenn ich ehrlich bin, war das Gewicht der Ausrüstung das entscheidende Kriterium. Schnell bringt das Sony Systen 1-2 Kilo mehr Gewicht auf die Waage.
Bei den Bildern gibt es natürlich Unterschiede. Allerdings sind Abweichungen gering und nur mit der Lupe erkennbar. Für meine Zwecke, die selten über das DIN A4 Format hinausgehen, sind diese Kleinigkeiten unbedeutend.
Mittlerweile habe ich beschlossen, beide Systeme zu behalten. Abhängig von den Entwicklungen auf dem Kameramarkt werde ich entscheiden, in welche Richtung ich mich bewege. Erst dann landet eines der Systeme in der E-Bucht.
letzte Änderung 09/09/2023