Wasser im Wohnmobil, wieviel Chemie muss sein?

In den vorhergehenden Artikeln ging es um die Technik der Wasserversorgung. In diesem Teil der kleinen Serie rund um das Wasser geht es um den sehr umstrittenen Bereich der chemischen Zusätze.und um die Wasserqualität.im Wohnmobil.

Die Meinungen zu diesem Thema zeigen eine riesige Bandbreite, So nutzen einige „Extremisten“ den Wassertank überhaupt nicht. das Wasser wird täglich frisch in kleinen Kanistern geholt. Andere Wohnmobilisten verfügen über umfangreiche Filteranlagen und einen großen Vorrat an Chemie. Die dritte Gruppe nutzt das Wasser aus dem Tank, ohne sich große Gedanken zu machen.

Anmerkung: Ich bin kein ArztChemiker oder Wasserspezialist. Daher gibt dieser Artikel nur meine laienhafte Sichtweise der Zusammenhänge wieder. Basis des Artikels sind ausschließlich meine Erfahrungen auf vielen Reisen.

Wasserqualität im Wohnmobil?

Dank Wassertank, Leitungen und Pumpen verfügen die Wohnmobile über eine komfortable Wasserversorgung. Im Unterschied zur heimischen Wohnung ist es jedoch erforderlich, sich über die Qualität des Wassers Gedanken zu machen. Schließlich fahren wir unser Nass quer durch Europa.

Selbst wenn nur einwandfreies Trinkwasser gebunkert wird, gelangen Microorganismen in den Wasservorrat. Selbst unser deutsches Trinkwasser ist nicht keimfrei. Abhängig von Temperatur und Zeit beginnen sich die unerwünschten Mitreisenden mehr oder weniger stark zu vermehren. An Tank- und Leitungswänden bildet sich ein sogenannter Biofilm aus Mikroorganismen. Wer schon einmal in einen benutzten Wassertank gefasst hat, kennt das leicht schleimige Gefühl an den Wänden.

Die völlig natürlichen Vorgänge führen dazu, dass unser Bordwasser nach einigen Tagen nicht mehr der Trinkwasserqualität entspricht. Es ist nicht ratsam, das Wasser einfach so zu trinken.

Dennoch gibt es keinen Grund zur Panik. Sofern sich das Wasser nur einige wenige Tage im Tank befindet, kann es problemlos zum Waschen, Duschen und zur Zahnpflege genutzt werden. Selbst zum Kochen von Kaffee und Tee taugt das Bordwasser, sofern es bei der Zubereitung entsprechend erhitzt wird.

Konservierung des Wassers mit Silberionen

In Regionen mit guter Wasserqualität werden häufig Silberionenprodukte zur Konservierung des Wassers eingesetzt. Im Campinghandel gibt es eine breites Angebot. Die Bandbreite reicht von Flüssigkeiten bis zu Gittern oder Kugeln für der Wassertank.

Die Wirkung dieser Zusätze wird häufig überschätzt. Entgegen der vielfach zu hörenden Meinung desinfiziert keines dieser Mittel das Wasser. Die Silberionenbeigabe reduziert lediglich die Vermehrung der Mikroorganismen stark.

Anfangs fügten auch wir wie empfohlen einige Tropfen Silberionen dem Wasser hinzu. Erst nachdem wir erkannten, dass unser Hund das behandelte Wasser immer ablehnte, verzichteten wir auf die Silberionenbeigabe. Nur wenn wir nach einer längeren Tour etwas Restwasser für die folgende Grundreinigung im Tank lassen, kommen ein paar Tropfen Silberionen hinzu.

Wasserfilter im Wohnmobil

Da ich über keinerlei Erfahrungen mit zusätzlichen Wasserfiltern verfüge, kann ich an dieser Stelle keine Erkenntnisse beisteuern. Dennoch möchte ich diese Möglichkeit zur Verbesserung der Wasserqualität nicht ganz unter den Tisch fallen lassen.

Jeder kennt die Br…ax Wasserfilter für den Haushalt. Einige dieser Produkte können auch im Wohnmobil verwendet werden. Weiterhin gibt es in Filterpatronen, die direkt in das Leitungssystem integriert werden. Insbesondere in der Offroaderszene gibt es viele Angebote. Eine weitere Möglichkeit ist es, das Wasser direkt bei der Betankung zu filtern.

Die Tankreinigung, ein notwendiges Übel

Um die Biofilmbildung in Grenzen zu halten, ist es zweckmäßig, den Wassertank ab und an zu reinigen. Diese Aussage ist in den Wohnmobilforen unumstritten. Die Methoden unterscheiden sich dagegen erheblich.

Oft wird eine Reinigung mit einem speziellen chlorhaltigen ReinIger aus der Drogerie empfohlen. Die Methode funktioniert sicherlich. Allerdings empfehle ich, vor der Anwendung einen Blick in das Sicherheitsdatenblatt des ausgewählten Produkts zu werfen. Auf jeden Fall ist nach der Anwendung ein mehrfaches Spülen des gesamten Frischwassersystems mit klarem Wasser Pflicht.

Wir bevorzugen die mechanische Reinigung des Tanks. Mit Hilfe von Stielbürste und Schwamm wird der Tank einmal im Jahr grob geschrubbt. Diese Übung klappt sicher nicht bei allen Fahrzeugen, da die Öffnungen oft abenteuerlich angebracht sind. Mit etwas Verrenkungen gelingt es uns, die Tankwände und die Tauchpumpe weitgehend vom Biofilm zu befreien.

Das Leitungssystem spülen wir nach jeder längeren Benutzungspause einmal durch. Dazu gehört es auch, den Warmwasserbereiter der Heizung mittels Frostschutzventil abzulassen. Auf eine weitere Reinigung der Leitungen und des Boilers verzichten wir.

Fazit

Wie unschwer zu erkennen ist, machen die Chemiefirmen mit uns kein großes Geschäft Dies geschieht nicht aus ieiner grundsätzlichen Abneigung gegen die Produkte. Wir haben nur die Erfahrung gemacht, dass Wasserzusätze im Wohnmobil nicht erforderlich sind, wenn das Wassers nicht unbehandelt direkt aus dem Hahn getrunken wird.

Bisher, nach vielen Tagen im Wohnmobil, blieben uns Toilettensprints und Magenverstimmungen erspart. Dafür sind nach unserer Einschätzung drei Punkte entscheidend:

  • Nur Wasser aus vertrauenswürdigen Zapfstellen in den Tank füllen
  • Möglichst oft frisches Wasser bunkern
  • Das Wasser aus dem Tank nie ohne vorheriges Abkochen zum Trinken verwenden

Uns ist klar, dass diese Vorgehensweise nicht überall in der Welt für alle Menschen anwendbar ist Letztendlich muss jede Besatzung selbst entscheiden, ob und wie das Wasser aus dem Tank genutzt wird.

letzte Änderung 06/03/2023