Unser Hund im Wohnmobil

Der folgende Artikel ist schon mehrere Jahre alt. Eine Aktualisierung des Inhalts erfolgt nicht mehr. Daher kann es sein, dass sich die Dinge verändert haben, Dennoch kann ein älterer Post immer noch interessante Informationen und Anregungen enthalten.

Der Artikel stammt von meinem Gastautor Beny D.

Da immer wieder Leser nach meinen ganz persönlichen Reiseeindrücken fragen, schildere ich hier , was ich als Wohnmobilhund mit meiner Familie erlebt habe. Nicht nur für die Menschen gilt der Satz: „Andere Länder, andere Sitten“. Auch wir Fellträger müssen uns an die fremden Länder anpassen, leider.

Am Anfang möchte ich mich kurz vorstellen. Ich bin ein Mischlingsrüde und kam nach einer bewegten Vergangenheit aus dem Tierheim zu meiner Familie.  Meine Leute sagen immer, ich hätte immer noch einige Eigenheiten aus meiner schlechten Jugend. Ich kann dies nicht verstehen, muss ich denn gleich jeden fremden Menschen mögen? Mittlerweile steht mein 14. Geburtstag bevor. In den letzten Jahren plagen mich leider einige altersbedingte Problemchen. Ich kann nicht mehr so herumtoben, wie ich es gern tun möchte. Da muss ich auf mein Herz und meine alten Knochen Rücksicht nehmen. Dennoch verreise ich gern mit meiner Familie im Wohnmobil. Dann haben die Beiden immer viel Zeit für mich und ich kann neue Dinge entdecken.

Kaum hatte ich mich an meine Leute gewöhnt, schon musste ich das erste Mal in das kleine Haus auf Rädern. „Komm, wir üben Wohnmobil fahren“ lautete die Ansage. Gemeinsam mit Herrchen suchte ich nach guten Plätzen für mich in der Kiste. Leider durfte ich nicht auf die besten Sitze ganz vorn mit den vielen Fenstern. Ich wurde mit einem komischen Geschirr auf einer Sitzbank angeschnallt. Na ja, man nimmt, was einem zugeteilt wird.

Die Platzwahl erwies sich später als äußerst vorteilhaft. Ich kann mich hinlegen und die Augen schonen. Bei Bedarf schaue ich Herrchen über die Schulter, gebe Tipps zum richtigen Fahren und verhandle an Mautstellen lautstark den Preis.

Mittlerweile strengen mich längere Fahrten an. Da aber meine Familie jetzt mehr Pausen einlegt, damit ich mir draußen die Beine vertreten darf, geht es und ich fahre weiterhin gern mit.

Am Ziel der Reise angekommen, darf ich mir meinen Platz im Wohnmobil selbst suchen. In jungen Jahren übernahm ich die Platzüberwachung vom Fahrersitz aus. Heute lege ich mich lieber ruhig auf meine Decke unter den Tisch.

Auf den Camping- und Stellplätzen bestehen die Leute immer darauf, dass ich an einer Leine bin. Kaum zu verstehen, denn ich möchte mich ja ausruhen, schließlich habe ich Urlaub. Herrchen fand da eine gute Lösung. Er bindet eine sehr lange Leine an einem Rad des Wohnmobils fest. So bin ich angeleint, habe aber meine Bewegungsfreiheit. Allerdings meinte Frauchen, ich solle mir die Strickmuster patentieren lassen, denn ab und zu wickele ich die Schnur so geschickt um Stühle und Tisch, dass ich Hilfe beim Entwirren der Leine benötige.

Oft darf ich mit meinen Menschen Ausflüge unternehmen. In fremden Ländern gibt es viel zu erschnuppern, aber davon erzähle ich später mehr. Manchmal bekomme ich einen Sonderauftrag. Ich bin dann für die Überwachung des Wohnmobils allein verantwortlich. Meist wollen die Beiden dann mit irgendwelchen komischen Bahnen durch die Gegend fahren oder ein Haus besuchen, in dem Hunde verboten sind. Das gefällt mir nicht besonders gut, aber in eine von diesen Bahnen steige ich nicht wieder ein. Was soll ich in diesen Wackeldingern?

Netterweise schauen meine Mitreisenden schon vorher, dass das Mobil an einem schönen ruhigen Platz abgestellt ist und es mir nicht zu warm wird. Allerdings passe ich auf, dass mein Wassernapf gut gefüllt ist, bevor ich die Beiden gehen lasse.

Zum Abschied gibt es immer ein kleines Leckerchen. Dann habe ich die Verantwortung und übernehme die Wache. Psst, nicht weitersagen: Meist lege ich mich auf meine Decke und sammle Kraft für neue Taten. Dabei fallen mir oft die Augen zu.

Liebe Leser, übertragen Sie unser Vorgehen nicht auf den PKW!

Ein Wohnmobil heizt sich bei normalen Temperaturen nicht so stark auf, wie dies beim PKW der Fall ist. Die zur Verfügung stehende Luftmenge ist wesentlich größer, die Glasflächen sind kleiner, die Wände besser isoliert. Der Hund hat sein Wasser, seine Decke und kann sich frei bewegen. Für ausreichend frische Luft sorgt das leicht geöffnete Dachfenster.

Dennoch lassen wir den Hund nur im Wohnmobil, wenn wir einen geeigneten Platz gefunden haben. Schatten und ein eine ruhige Lage sind uns dabei wichtig. Nie würden wir unseren Hund bei 30Grad auf einem belebten Supermarktparkplatz allein zurück lassen.

 

Manchmal darf nur Herrchen oder Frauchen bei mir bleiben, während die Anderen irgendwo hingehen.  Später tauschen die Beiden. Ich finde das toll, denn so habe ich immer unterschiedliche Menschen zu bewachen. Und die wissen nicht, das ich meine Leckerli schon vorher bekommen habe.

 

Meine Reiseerfahrungen

Hier passe ich auf unseren Platz auf

Italien
Im sonnigen Süden fand ich es nicht so besonders toll. Das lag an einigen Campingplätzen, die keinen Platz für mich hatten. So etwas kannte ich vorher nicht. Verstehen die Betreiber nicht, dass wir Hunde immer auf unsere Familie aufpassen müssen?

Zusätzlich gab es oft auf den Plätzen Hundeghettos. Dort müssen alle Camper stehen, die von einem Artgenossen begleitet werden. Mal fand ich es gut, von Artgenossen umgeben zu sein, manchmal störte es mich gewaltig. Ich habe es erlebt, dass nebenan so ein Depp wohnte, der nicht kapierte, wer der Chef ist. Diese dauernde Anzickerei kann einem ganz schön auf die Nerven gehen. Allerdings traf ich so manch nette Hündin. Besonders gefiel mir die nette Hündin am Gardasee. Leider durfte ich ihr nur Kurzbesuche abstatten.

Die Italiener schienen keine gute Meinung von uns Urlaubshunden zu haben. Ich durfte nicht an den Strand.  Meine Leute erzählten von Hundeverboten. Nur manchmal am Abend konnte ich an einer ablegenen Stelle das Meer besuchen. Ich verstehe sowieso nicht, was die Menschen an diesem schäumenden, unsaufbaren Wasser so toll finden.
 

Frankreich

Die Leute dort gingen sehr fürsorglich mit uns Hunden um. Einige der besuchten Campingplätze kümmerten sich sogar gleich zur Begrüßung um meine Gesundheit. Ich durfte erst auf den Platz, nachdem Frauchen meinen Impfpass vorgelegt hatte. Zum Glück waren die Papiere immer in Ordnung und ich durfte bleiben.

Viele Gemeinden zeigten wenig Verständnis für uns Tiere und verhängten ein Strandverbot für Hunde in der Zeit vom 1.5. bis zum 1.10. Um es kompliziert zu machen, galten in jedem Ort andere Regelungen.  Abseits der Strände, insbesondere auf dem meist vorhandenen Küstenwanderweg, dufte ich immer mit und lange Spaziergänge am Wasser unternehmen. Manchmal verzichteten meine Chefs dabei auf die Leine, obwohl es einen Leinenzwang gab. Aber weshalb soll ich dies dumme Ding mitschleppen, wenn selbst die einheimischen Hunde unangeleint durch Paris flanieren?
 
 

Besonders schnuffig fand ich die Bretagne. Dort durfte ich immer mitgehen, es gab sogar Strände ohne Hundeverbot und ganz viel Auslauf für mich.

England

Obwohl es ganz dumm begann, war England ein Traum-Urlaubsland. Zuerst verweigerte man mir die Einreise, da meine Papiere nach Ansicht der Fährgesellschaft falsch ausgefüllt waren. Kaum hatte ich es geschafft, die Kontrolleure zu überzeugen, schon musste ich auf dem Schiff allein im Wohnmobil warten. Ich mag diese dunklen und lauten Schiffsbäuche nicht besonders. Da kriegt man kein Auge zu.Auf der Insel angekommen, durfte ich fast immer mit, sogar wenn es in die bekannten Parks ging. Wir Hunde schienen überall willkommen zu sein. Auf Public Footpathes wanderte ich ganz weltmännisch an den Schaf- und Rinderherden vorbei. Natürlich beachtete ich fast immer, dass ich auf diesen Wegen „under close Control“ dicht bei meinen Leuten bleiben musste.

Weitere Dinge gefielen mir sehr gut. Auf Campingplätzen kostete meine Übernachtung kein Geld. Oft gab es sogar extra abgetrennte Gelände nur zum Toben für mich (Dog Exercise Field). Die vielen Saufnäpfe bei den Geschäften und Lokalen liebte ich. Immer frisches Saufen in der Nähe, ein super Service!

Die Menschen verhielten sich in England merkwürdig. Die Autos fuhren auf der falschen Seiten und jeder , ja ich betone jeder kleine Haufen von mir und meinen Artgenossen wurde sofort weggeputzt. Egal, ob in der Stadt, auf einer Weide oder unter einem Dornenbusch. Selbst wenn ich meine Hinterlassenschaft direkt neben einem Kuhfladen platzierte, griffen die Menschen zum Tütchen. Irgendwie schienen die Hinterlassenschaften wertvoll zu sein, denn die Menschen trugen die Tütchen zu speziellen Behältern, die nur zu diesem Zweck überall herumstanden. Herrchen meinte später, dass dies in Deutschland ebenso selbstverständlich sein sollte.

Schweden
Leider durfte ich dies schöne Urlaubsland lange nicht besuchen. Die sehr strengen Einreisebestimmungen für Fellträger konnte ich aus medizinischen Gründen nicht erfüllen. Egal, wie oft der Tierarzt mich piekte, meine Blutwerte erreichten nie den erforderlichen Wert. So konnte ich erst in den letzten Jahren das Land der vielen Seen kennenlernen.

Mir gefiel es. In der freien Natur durfte ich mich mit meiner langen Rollleine frei bewegen. Herrchen meinte, dass dies in den geschützten Gebieten so vorgeschrieben sei. Manchmal durfte ich ohne Leine mitlaufen. Es störte keinen Menschen. Na ja, ich bin ja auch immer brav.

 

Die Campingplätze waren großzügig angelegt und ein Hundeverbot fanden wir nicht. Immer gab es direkt in der Nähe schöne Strecken, für meine Spaziergänge. Toll fand ich es an den Seen und am Götakanal. Tolles Wasser im Überfluss. Aber eine Warnung an meine Artgenossen: In seltenen Fällen ist das Wasser unsaufbar versalzen.

Natürlich besuchte ich noch weitere Länder, an die ich mich nicht mehr so gut erinnern kann. Überall gab es viel zu riechen und zu beschnüffeln. Manchmal traf ich dabei ganz nette Artgenossen oder besser Artgenossinnen.

Das Reisen finde ich toll, denn wer steckt seine Fellnase nicht mal gern unter fremde Büsche?  Mal sehen, wann ich das nächste Mal meine Futterschüsseln und meine Decke einpacken darf, um wieder auf Tour zu gehen. Ich bin schon ganz gespannt. Hoffentlich bleibe ich noch lange fit, um mitreisen zu können.

Ein kräftiges Wau Wau an meine Artgenossen,
Euer Beny

 
 
Aktualisierung16.4.2015:
 
Leider kann uns der Autor dieser Zeilen nicht mehr begleiten, da er im Alter von 15 Jahren seine letzte große Reise über den Regenbogen angetreten hat. Seine Decke konnte er nicht mitnehmen. Machs gut, mein treuer Begleiter, wir werden dich nicht vergessen. Vielen Dank für 12 schöne Jahre.

letzte Änderung 02/05/2023