Waldsterben im Harz, wie geht es weiter?

Die trockenen Jahre, der Borkenkäfer und die Fichten-Monokultur haben einen großen Teil des Harzwaldes vernichtet. Sind damit die Wälder des Harzes Geschichte? Nein, aus meiner Sicht ist das Waldsterben eine Chance zum Neuanfang.

Bei meinem letzten Harzbesuch hatte ich die Gelegenheit, ein paar Schritte durch stark geschädigte Gebiete zu gehen. Meine Eindrücke stimmten mich sehr nachdenklich. Grob gab es eine deutliche Zweiteilung zu sehen. Große Flächen erinnerten mich an eine Steppenlandschaft ohne jedes Zeichen von Leben.

Wenige Kilometer weiter war der Fichtenwald ebenfalls abgestorben. Überall lagen tote Bäume kreuz und quer. Dennoch gab es grüne Punkte.Viele junge Bäume wuchsen zwischen dem Chaos aus totem Holz.

Diese Eindrücke weckte mein Interesse und ich informierte mich, um die Unterschiede zu verstehen. Heraus kam meine ganz subjektive Meinung und eine Wette mit meinen Kindern.

Die klassische Forstwirtschaft

Insbesondere im Westharz stand im Wirtschaftswald immer die Fichte im Mittelpunkt. Der schnell wachsende Nadelbaum vertrug die Höhenlagen und das raue Klima. Ein Kreislauf aus pflanzen und ernten entstand. Das ganze System funktionierte, bis der Borkenkäfer auf der Bildfläche erschien. Hinzu kamen die trockenen und warmen Sommer.

Schnell breitete sich der Käfer in den Monokulturen aus. Insbesondere die alten Fichten hatten dem Käfer wenig entgegenzusetzen. Auf großen Flächenstaaten die Bäume. Kettensägen und Holzstransporte bestimmten und bestimmen immer noch das Bild.

Waldsterben im Harz
Waldsterben im Harz
Waldsterben im Harz
Waldsterben im Harz
Waldsterben im Harz
Waldsterben im Harz
Waldsterben im Harz
Waldsterben im Harz
Waldsterben im Harz

Bilderserie: Waldsterben im Harz außerhalb des Nationalparks

Die Toten Bäume wurden fast restlos entfernt und das Holz vermarktet. Dies Vorgehen ist aus Sicht der Waldbewirtschafter nachvollziehbar und verständlich. Schließlich ist in der derzeitigen Situation Holz wertvoll. Durch den Verkauf konnten die wirtschaftlichen Schäden reduziert werden. Wo früher hohe Fichten standen, blieben danach leere Flächen zurück.

Jetzt beginnt die Aufforstung. Kleine Bäume werden gepflanzt. Meist ist es das Ziel, einen Mischwald neu entstehen zu lassen.

Der Wald im Nationalpark Harz

Auch im Nationalpark Oberharz lief das Waldsterben ähnlich ab. Nach meiner Erinnerung begann es sogar in den Hochlagen ein paar Jahre früher. Ebenso starben dort großflächig die Fichten ab.

Im Gegensatz zur Forstwirtschaft überließ die Nationalparkverwaltung den Wald seinem Schicksal. Die toten Bäume blieben stehen. Nur im Bereich von Wegen und Straßen kam die Kettensäge zum Einsatz, um ein Gegeben und Befahren gefahrlos zu ermöglichen..

Die toten Fichten ragen heute wie Denkmäler auf einem Baumfriedhof in den Himmel. Die meisten Äste sind abgebrochen und verwandelten den Waldboden in ein Dickicht. Der Anblick wirkt auf den ersten Blick unwirklich und abstoßend.

Nationalpark Harz
Nationalpark Harz Waldsterben
Nationalpark Harz Waldsterben
Nationalpark Harz Waldsterben
Nationalpark Harz Waldsterben
Nationalpark Harz Waldsterben
Nationalpark Harz Waldsterben
Nationalpark Harz Waldsterben

Bilderserie: Waldsterben im Nationalpark Harz

Die Nationalparkverwaltung strebt ebenso das entstehen eines gesunden Mischwaldes an. Jedoch ist der Weg ein anderer. Der Fichtennachwuchs wird weitestgehend der Natur überlassen. Im Schatten der toten Bäume sollen Jungbäume geschützt aufwachsen können. Zusätzlich beginnt man. an einigen ausgewählten Stellen größere Mengen Buchen zwischen die toten Baume zu pflanzen.

Meine Beobachtung im April 2023

Meine Entdeckungstour fand im April 2023 statt. An einem der ersten sonnigen Tage des Monats ging ich an verschiedenen Stellen in der Nähe der B4 etwas in die früheren Waldgebiete hinein.

Zuerst handelte es sich um Gebiete ausserhalb des Nationalparks. Die Flächen waren meist kahl und wirkten fast unwirklich auf mich. Einladend wirkte die Natur nicht.

Obwohl ich es nicht belegen kann, glaube ich nicht, dass die Hirsche, Rehe und Luchse diesen Lebensraum bevölkern. Vögel sah ich keine.

Anders wirke es im Nationalpark auf mich. Die toten Bäume luden nicht gerade zu einem Spaziergang ein. erst bei genauem Hinsehen gab es immer wieder Ecken, die mir Hoffnung machten. Junge Fichten wuchsen an vielen Stellen. Selbst der Wegrand wirkte grüner auf mich. (Anmerkung: Mittlerweile glaube ich, dass die Wege im Wirtschaftswald zusätzlich durch die Holztransporte geschädigt wurden)

Meine Gedanken zum Thema

Das ganze Thema ist hart umkämpft. Nachdem ich viele verschiedene Meinungen und Fakten gelesen und gehört habe, bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass das Gebiet des Nationalparks sich besser und schneller erholen wird. Dabei ist für mich entscheidend, dass die jetzt völlig kahlen Flächen in den nächsten Sommern weiterhin völlig ohne Schatten sein werden. Dies ist für die neu zu pflanzenden Bäume sicherlich nicht förderlich. Hinzu kommt, das der Lebensraum für die Tierwelt weiterhin unattraktiv bleiben wird.

Selbst wenn ich davon ausgehe, dass die Neupflanzungen im Wirtschaftswald mit gut ausgesuchten Baumarten und -sorten erfolgen wird, glaube ich nicht, dass dieser von Menschenhand erzeugte Wald die Robustheit des auf natürliche Weise entstandenen Waldes erreicht.

Dennoch bleibe ich optimistisch. Obwohl mich auch einige Einheimische belächeln, glaube ich, dass man in 10 bis 15 Jahren wieder durch die Wälder des Harzes wandern kann. Es könnte sein, dass der ganze Vorgang im Nationalpark noch schneller geht. So habe ich mit meinen Kindern um die Kosten eines Wanderurlaubs im Harz gewettet, dass in 6 Jahren die Brockenwanderung wieder durch junge Wälder führen wird.

Ein Tipp zum Schluss

Falls Interesse an weiteren Informationen zum Thema besteht, empfehle ich den ca. 20 Minuten langen Film zum Thema auf der Seite der Nationalparkverwaltung. Der gesamte Webauftritt des Nationalpark Harz ist einen Besuch wert.

letzte Änderung 06/07/2023