Die Reifendruckkontrolle sorgt für Stress
Alle neueren Fahrzeuge müssen den Reifendruck automatisch überwachen. Damit sollen Reifenschäden frühzeitig erkannt werden. Die Technik ist sinnvoll, aber manchmal kann die Anzeige für überflüssigen Stress sorgen.
Während unserer Englandtour gab es einige kalte Tage und Nächte. Dies war nicht weiter beachtenswert, bis die Reifendruckkontrolle zuschlug. Kurz nach dem Start einer Tagesetappe piepte unser Citroen und meldete „Reifendruck hinten rechts niedrig“.
Oh je, ein Plattfuss, das fehlt uns noch! Als vorsichtiger Mensch hielt ich bei nächster Gelegenheit an und nahm den Reifen in Augenschein. Eine Unregelmässigkeit konnte ich nicht feststellen. Optisch erkannte ich keinen Druckverlust.
Luftdruck prüfen in England, ein Abendteuer
Dennoch begann ich zu überlegen. Gibt es an englischen Tankstellen Reifendruck-Füllgeräte? Passen die Anschlüsse für unsere Fahrzeuge? All diese Fragen beschäftigten mich bis zur nächsten Tankstelle. Dort gab es einen kombinierten Automaten für Staubsauger und Druckluft. Gegen die Zahlung von 1 Pfund arbeitete das Gerät eine Minute. Der Anschluss passte, es konnte losgehen.
Oh je, was war das für eine Anzeige? Die Einheit PSI kannte ich zwar, aber die Umrechnung auf bar kannte ich nicht. Mein Beifahrer Google mußte schnell helfen. 65psi entsprachen etwa den gewünschten 4,5 bar. Ich versuchte den Wert einzustellen. Leider weigerte sich die Maschine, mir Luft in den Reifen zu pumpen und die Anzeige begann hektisch zu blinken. Erst dann sah ich bei genauem Hinsehen das Schild neben der + Taste: „max pessure 40psi“.
Da der Druck in meinem Reifen bei über 50PSI lag, war die Füllaktion beendet und wir fuhren mit der Fehlermeldung weiter. Auch eine zweite Tankstelle verfügte nicht über eine geeignete Fülleinrichtung. Einige Tage später reichte es mir. Ich schnappte mir die Standluftpumpe unserer Räder und legte los. 4,0 bar zeigte das Manometer. Nach schweisstreibenden 5 Minuten zeigte die Pumpe 4,3bar an und ich gab auf.
Dennoch war die Aktion erfolgreich. Die Meldung verschwand, es herrschte Ruhe. Ich hatte es mit der Hand gerade so geschafft, den eingestellten Grenzwert zu erreichen. Damit kamen wir ohne Fehlermeldung bis Frankreich. Dort kontrollierte ich an der ersten Tankstelle sicherheitshalber den Druck. Die dortige Anlage füllte den Reifen tatsächlich auf 4,5bar. Leider reichte die Luft nicht, auch einen zweiten Reifen von 4,3bar auf 4,5bar aufzufüllen.
Meine falsche Schlussfolgerung
Rückblickend überlegte ich mir, was ohne Warnmeldung passiert wäre. Dann hätte ich vor der Reise sicherlich den Luftdruck geprüft. Das gehörte früher zu jeder Reisevorbereitung. Sollte der Reifendruck unterwegs sinken, so hätte ich dies nicht bemerkt. Ab sofort werde ich mich nicht mehr auf die Kontrolle verlassen und die Luftprüfung wieder in die Reisevorbereitung aufnehmen.
Nachtrag und neue Schlussfolgerung
Wieder in der Heimt angekommen, durfte das Wohnmobil sich etwas ausruhen, bis der nächste Einsatz, eine Wochenendtour, anstand. Kurz nach dem Start ertönte die bekannte Warnung; „Reifendruck hinten rechts“ wieder. Jetzt erwachte mein Mißtrauen. An der nächsten Tankstelle erhielt ich Gewissheit: Nur noch 3,5 bar zeigte das Manometer. Da stimmte etwas nicht.
Die wenigen Kilometer der Wochenendtour verliefen ohne Warnung. Dennoch besuchte ich den Reifendienst meines Vertrauens. Der Fachmann demontierte den Reifen und betrachtete sich die Lauffläche genau. Schnell fand er den kleinen Nagel im Reifen. Ein 1cm langer ganz kleiner Stift Nach 30 Minuten war ich 50€ ärmer und mein Reifen verlor keine Luft mehr.
Von Anfang an verschwendete ich keinen Gedanken an einen schleichenden Luftverlust. Die Luftdruckwarnung nervte uns öfter bei sinkenden Temperaturen. Diesmal hatte die Anzeige recht, der Reifen verlor anfangs ca. 0,2 bar die Woche. Ich bin sicher, dass uns die Warnung vor einem kapitalen Reifenschaden bewahrte und nehme alle Beschimpfungen der Sensoren zurück.
letzte Änderung 01/11/2024
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