Erfurt – Weimar
Da der Winter in diesem Jahr im Februar nicht stattfand, nutzten wir das Wochenende für eine erste Städtetour in diesem Jahr. Es ging nach Thüringen, Erfurt und Weimar waren die Ziele. Bei so einer Reise kommt man an Goethe und Schiller nicht vorbei. Zusätzlich trafen wir noch Hein Blöd.
Der erste Tag – Anreise und ein erster Stadtbesuch in Erfurt
Der Start verzögerte sich, da das Wohnmobil nach dem Frühjahrsputz noch nicht voll ausgerüstet war. Es fehlten einige Kleinigkeiten. Daher ging es erst am Mittag los. Kurz nach unserem Start hatten wir das Glück, an einem Stau mitwirken zu dürfen. Über eine Stunde verbrachten wir in der Blechansammlung fast auf der Stelle. Aber wie immer, irgendwann erreichten wir unser Ziel, Erfurt.
Wissenswertes über Erfurt
Erfurt ist mit 200.000 Einwohnern die größte Stadt in Thüringen und gleichzeitig die Hauptstadt des Bundeslandes. Die Wirtschaft der Stadt ist heute von Verwaltung und Dienstleistung geprägt. An der Universität studieren 5200 junge Menschen. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 742. Im Mittelalter blieb Efurt unabhängig. Später, im 17. Jahrhundert, besetzten die Mainzer die Stadt bis zum Übergang an Preußen.Im zweiten Weltkrieg blieb Erfurt von großflächigen Zerstörungen bewahrt. Einzelne, den Bomben zum Opfer gefallene Gebäude wurden wieder aufgebaut.
So ergibt sich heute in der Altstadt ein zusammenhängendes Gebiet mit vielen sehenswerten Gebäuden. Die Stadtmitte ist weitgehend autofrei. Für Kinder bietet die Innenstadt einige kleine Überraschungen. Durch den Kinderkanal findet man die bekannten Figuren an einigen Stellen im Stadtgebiet.
Unser Wohnmobil parkten wir auf dem Parkplatz an der Thüringenhalle in der Sonne. Nach einer kleinen Kaffeepause machten wir uns auf den Weg zur Straßenbahn, die uns schnell in das Zentrum brachte. Nach anfänglichen Orientierungsproblemen gelangten wir zur Krämerbrücke, die einzige vollständig bebaute Brücke in Deutschland.
Nachdem wir das Bauwerk und die kleinen Läden ausgiebig in Augenschein genommen hatten, bummelten wir weiter in Richtung Domplatz. Mittlerweile war die Dämmerung so weit fortgeschritten, dass die Kirchen angestrahlt wurden. Wir beschlossen, die weitere Erkundung auf den nächsten Tag zu verschieben und gingen wieder über die Krämerbrücke zurück zum Anger, dem zentralen Platz der Stadt. Die Straßenbahn brachte uns zum Wohnmobil zurück.
Wieder auf dem Parkplatz angekommen, informierten wir uns über die Geschehnisse in Sotchi und in der Ukraine. Nach einem leckeren Abendessen verbrachten einen ruhigen Fernsehabend im Womo. Durch die Lage des Stellplatzes verlief die Nacht ungestört.
Der zweite Tag, Erfurt und Weimar
Der neue Tag begann früh, da unser Hund seine Morgengasse einforderte. Nach dem Frühstück nahmen wir wieder die Straßenbahn. Diesmal war der Domplatz das Ziel. Wir stiegen die Stufen hinauf und besichtigten den Dom. Anschließend schauten wir in die direkt daneben befindliche Severikirche.
Wissenswertes über den Erfurter Domberg
Eine Erfurter Besonderheit ist der Domberg. Auf der natürlichen Erhebung entstanden im 8. Jahrhundert bereits Kirchenbauten und zwei Klöster. Kurzzeitig war ein Vorgängerbau des Doms Sitz des Bischofs. Es entstanden zwei Klöster der Stelle.Parallel entwickelten sich zwei unabhängige Kirchenbauten. Die Ausgangsbauten für beide Kirchen entstanden im 12. Jahrhundert. Während der romanische Dom in der Zeit der Gotik immer wieder umgebaut und erweitert wurde, entstand die Serverikirche im 13. Jahrhundert komplett im gotischen Stil. Es gibt Quellen, die davon ausgehen, dass die Konkurrenzsituation der Klöster die Bautätigkeit förderte.
Im 16. Jahrhundert erweiterten die Bauherren den Dom um den Chor. Da die verfügbare Fläche nicht ausreichte, erstellte man die Gewölbe unter der Kirche. Um den Zugang von der Stadt her weiterhin zu ermöglichen, entstanden die heutigen Domtreppen. 70 Stufen führen hinauf zu den Kirchen. Heute ist der gesamte Domberg eine baugeschichtliche Besonderheit. Nirgends gibt es zwei katholische Großkirchen nur wenige Meter auseinander.
Weiter ging es steil bergauf zur Festung Petersberg. Das Wetter zeigte sich von der besten Seite, so hielten wir uns lange auf der großen Festung auf und genossen den Ausblick auf Erfurt. Die Festung ist interessant, jedoch gibt es noch viel zu tun. Einige Gebäude müssen dringend saniert werden, wenn es Ziel sein sollte, die Anlage zu erhalten. Da werden noch einige Kosten auf die Steuerzahler zukommen.
Wissenswertes über die Festung Petersberg
Die Festung ist eine der größten und besterhaltenen Stadtfestungen in Europa. Die sternförmige Grundfläche mit 8 Bastionen beträgt ca.12ha. Die Länge der teilweise von innen begehbaren Festungsmauer beträgt 2km. Durch die Lage auf der natürlichen Erhebung des Petersberges überragt die Festung die Stadt und bietet einen schönen Blick über Erfurt.Die Zitadelle Petersberg entstand im 17. Jahrhundert. Bauherr war der Kurfürst von Mainz. Die Festung sollte die Mainzer vor möglichen Aufständen der Stadt und den Protestanten schützen. Anfangs des 18.Jahrhunderts fiel die Zitadelle an Preußen. Später besetzte Napoleon mit seinen Truppen die Festung, bevor erneut die Preußen zum Hausherren wurden.
Nach dem zweiten Weltkrieg blieb es bei der überwiegend militärischen Nutzung. Stasi, Volkspolizei und- armee nutzten die umfangreichen Anlagen. Nach der Wende erstellte man ein Nutzungskonzept für die Gebäude. Es entstand eine Mischnutzung aus Wohnraum, Verwaltungsgebäuden und kulturellen Einrichtungen.
Nach dem Abstieg in die Stadt schlenderten wir zurück in die Innenstadt. Dort kauften wir noch einige Kleinigkeiten ein, die uns im Mobil noch fehlten. Weshalb denken wir nie an das Spülmittel? Wieder zurück im Wohnmobil legten wir eine Mittagspause ein und erholten uns von dem Stadtrundgang.
Wir starteten unser Wohnmobil und fuhren 25km weiter nach Weimar. Schnell parkten wir das Wohnmobil auf dem fast leeren Stellplatz, Leider verschlechterte sich das Wetter. Der Blick zum Himmel begleitete uns auf der Runde durch die Fußgängerzone und zum Marktplatz. Erfreut trafen wir in der Einkaufsstraße, fast gegenüber von Schillers Wohnhaus, einen alten Bekannten. Der Gänsemännchenbrunnen gelangte von Nürnberg nach Weimar, da der Brunnen Goethe so gut gefiel, das er einen Zweitguss veranlasste. Dargestellt ist ein fränkischer Bauer aus dem Knoblauchsland vor den Toren Nürnbergs.
Wir erreichten gerade das Stadtschloss, als der Regen begann. Zügig traten wir den Rückzug zum Mobil an. Leicht durchnässt kamen wir dort an. Den Rest des Tages verbrachten wir im Mobil. Nur eine Hundegasse unterbrach den Fernsehabend.
Wissenswertes über Weimar
Weimar im Thüringer Becken ist mit 63.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt im Freistaat Thüringen. Die Bekanntheit Weimars ist im kulturellen Erbe der Stadt begründet. Bereits im 16.Jahrhundert wurde die Stadt die Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-Weimar. Diesen Rang behielt Weimar bis 1918. Die Blütezeit Weimars als kulturelles Zentrum entstand am Übergang vom 18. Jahrhundert zum 19. Jahrhundert.Die damaligen Herrscher förderten die Künstler und gaben ihnen die erforderlichen Freiheiten. So lebten in dieser Epoche Goethe, Schiller und Herder in der Stadt. Später lebten noch Franz Liszt und Richard Wagner in Weimar.
Da die verfassungsgebende Nationalversammlung 1919 im Weimarer Theater stattfand, entstand die Bezeichnung Weimarer Republik für die folgende Periode der deutschen Geschichte. Kulturell entstand zu dieser Zeit das Bauhaus.
Heute sind Verwaltung und Tourismus die wirtschaftlichen Schwerpunkte der Stadt.
Der dritte Tag, Weimar und die Rückfahrt
Am Morgen begrüßte uns strahlender Sonnenschein. Nach unserem üblichen Tagesbeginn mit Hundespaziergang und Frühstück starteten wir zu einem weiteren Rundgang durch Weimar. Durch das schöne Wetter machte die Stadt einen viel belebteren Eindruck. Wir schlenderten durch die Fußgängerzone, vorbei an Schillers Wohnhaus zu Goethes Haus.
Weiter ging der Rundgang über den Marktplatz zum Stadtschloss. Leider mussten wir viel zu schnell den Rückweg antreten, da wir am Nachmittag noch einen Termin in Jena wahrnehmen mussten. Gern hätten wir unsere Besichtigung weiter fortgesetzt.
Über Jena fuhren wir zurück in die Heimat. Über die wenig befahrene A9 brachte uns unser Wohnmobil schnell und diesmal staufrei zurück nach Franken. Die erste Reise 2014 war beendet.
Fazit
Insgesamt überraschten uns die Städte positiv. Insbesondere änderte sich unser Bild von Erfurt. Wir kannten die Landeshauptstadt nur vom Durchfahren auf der B4 bzw. auf der Autobahn. So prägten bisher die Plattenbauten unser Bild der Stadt. Ein Besuch ist lohnenswert. Viele alte Gebäude sind schön restauriert. Gut gefallen hat uns, dass die Autos fast vollständig aus der Innenstadt verbannt sind. Lediglich die Straßenbahn durchfährt die Fußgängerbereiche. Wir werden wiederkommen.
In Weimar gefiel uns besonders das fast geschlossene Stadtbild. So gibt es z.B. keine der sonst üblichen Leuchtreklamen der Geschäfte. Selbst die großen Ketten werben nur an sehr dezenten Schildern an den schönen Fassaden. Man merkt, dass das Gesamtbild erhalten werden soll. Die vielen Museen und Ausstellungen werden wir im Rahmen eines weiteren Besuchs noch in Augenschein nehmen.
Anhang: einige Fotos, etwas stärker bearbeitet
letzte Änderung 30/01/2022