Das Jedermannsrecht, überall frei stehen in Schweden?

Frei stehen, Stell- oder Campingplatz, dass ist immer eine viel diskutierte Frage bei Wohnmobilanhängern. Ganz besonders Schweden gilt als das Land für Freisteher.

Durch meinen Reisebericht Schweden erhielt ich eine Anfrage, weshalb wir in einem Land mit guten Möglichkeiten für Freisteher so oft Campingplätze genutzt haben. Die Antwort ist ganz einfach. Wir entscheiden nach Lust und Laune wo wir übernachten. Wichtig ist, dass es uns gefällt und dass wir uns wohlfühlen.

Jede Übernachtungsart hat für uns Vor- und Nachteile. Wenn wir nur für ein paar Tage unterwegs sind, nutzen wir vorrangig Stellplätze oder wir stehen frei. Der Vorteil ist klar. Meist findet man eine Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe des Ziels. Hinzu kommt die Kostenersparnis.

Im Urlaub gönnen wir uns öfter einen Campingplatz. Wir wollen dann in Ruhe draußen sitzen. Auf den meisten Stellplätzen ist dies nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Zwischen den Fahrzeugen eingekeilt auf einem Parkplatz zu sitzen, halten wir nicht für Urlaub. Insbesondere, wenn wir mit Kindern reisten, erwiesen sich Sanitäranlagen als sehr  zweckmäßig. Wenn 4 Personen das Bad im Fahrzeug nutzen, reichen die Wasservorräte kaum einen Tag. Da sind Duschen auf einem Campingplatz wertvoll.

Zurück zu unserem Schwedenurlaub. Wir bereisten Schweden bereits mehrmals und sahen genügend Wohnmobilbesatzungen an Stellen stehen, die wir kaum zu Fuß betreten hätten. Da stand das Mobil auf der ungemähten Wiese, in Einfahrten zu Hütten oder mitten im Wald, sobald es irgendeine kleine Zufahrtsmöglichkeit gab. In Schweden gibt es oft Parkplätze an öffentlichen Badeplätzen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man mit dem Wohnmobil bis auf die Liegewiese fahren sollte.

Den negativen Höhepunkt erlebten wir bei einem Zwischenstopp auf einem kleinen Parkplatz. Aus dem angrenzenden Waldweg kam ein Wohnmobil mit D-Kennzeichen heraus und parkte mitten auf dem Platz. Zuerst entleerte die Besatzung die Kassette in den Graben. Anschließend folgte mitten auf dem geteerten Parkplatz das Ablassen des Grauwassers. Der halbe Parkplatz stand hinterher unter Schmutzwasser. Es folgte eine unergiebige Diskussion, die sich nur negativ auf meinen Blutdruck auswirkte.

Das schwedische Jedermannsrecht wird häufig falsch gelesen. Wohnmobile kommen in diesem sehr alten Recht nicht vor. Es ist immer von Betreten und Übernachten die Rede. Es geht um Wanderer, die ihr Zelt in der freien Natur überall aufstellen dürfen. Für Fahrzeuge gelten in Schweden ähnliche Regelungen wie in anderen Ländern auch. Nähere Hinweise gibt es auf der Seite des Schwedischen Fremdenverkehrsbüros.

Wir freuen uns, dass in Schweden das Freistehen erlaubt ist. Diese freizügige Regelung darf nicht missbraucht werden. Die Folgen von zuviel Missbrauch sind die bekannten Höhenbegrenzungen.

Das geschilderte Verhalten wollen wir nicht unterstützen. Wir verhalten uns bei der Stellplatzsuche wie in Deutschland. Damit sind wir bisher immer gut gefahren. Wir kennen gute Plätze zum Freistehen in Schweden und nutzten einige Plätze bereits mehrfach. Nur veröffentliche ich diese Plätze nur in einem sehr begrenzten Rahmen. Dann bin ich sicher, dass die Situation vor Ort unverändert ist. Nicht jeder dieser Orte verträgt pausenlos Wohnmobile.

letzte Änderung 12/07/2023

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7 Kommentare

Konstantin Fiebrandt

Hallo MaDie ,

Ich bin auch voll deiner Meinung über das Freistehen , wir wollen das erstemal Schweden erkunden und zwar Richtung Zentralschweden hast du da auch schon Erfahrungen gemacht und kannst uns da ein paar Tipps geben.

Gruß Konstantin

    Madie

    Hallo Konstantin,
    Wir sind bisher nicht über den Siljan-See und Mora weiter gen Norden vorgedrungen. Da dies auch schon ein Weilchen zurück liegt, wage ich es nicht mehr, mich dazu zu äußern. Mal sehen, irgendwann wollen wir durch Schweden in Richtung Nordkap. Ich bin gespannt, wann es endlich mal klappt.

    Auf jeden Fall wird das Freistehen einfacher, je weiter es nach Norden geht und die Besiedlung dünner wird..

    Viele Grüße
    Madie

Kamila

Hi alle zusammen wir sind gerade in Schweden,und haben wir irgendwie komische Situation.Wur sind heute sehr lange gefahren und dann haben wir Pause in Wald gemacht das sollen wir nur kurz was essen,dann kommt ne Auto und hat kurz gestanden und unsere Auto fotografiert bin raus gekommen wollte Fragen was ist nicht in Ordnung,aber der ist abgehauen.Naturlich wir haben von dise Stelle Foto gemacht und fahren wir jetzt weiter.Was sollten wir jetzt denken warum und ob er darf uns so einfach Fotografieren.Gruße Kamila

    Madie

    Einfach weiter den Urlaub genießen!
    Wenn ihr ganz normal geparkt habt, was soll sein? Es gibt keinen Grund zur Sorge.

    Ich bin kein Anwalt und kann keine rechtlichen Auskünfte zum Fotorecht geben. Jedoch gehe ich davon aus, dass das schwedische Recht in etwa unseren deutschen Regeln entspricht.

    Auf öffentlichen Grund (Straße, Parkplatz) darf ich frei fotografieren, nur bei der Veröffentlichung gibt es Einschränkungen. Und auf meinem Grundstück (Wald?) darf ich auch fotografieren, was ich möchte.

Ronald Netz

Hallo!

Ich habe die Seite womoknipser gerade gefunden weil ich in diesem Jahr das erste mal mit dem Wohnmobil nach Schweden fahren möchte!
Kenne Schweden zwar aber nicht mit dem Wohnmobil!

Ich freue mich schon total und möchte mich für die Berichte und Anregungen bedanken!

Auf ein schönes Jahr 2018 für alle mit dem Wohnmobil 😊❗️
Ich wünsche allen allezeit eine gute Fahrt!

Gruß, Ronald!

Robert Wanninger

Hallo Madie,
erst einmal ein großes Lob für den Aufbau Eures Reiseblogs. Da werden wir uns bei der Neukonzeption unserer Seite reisetagebuch-blog.de ein bisschen von Euch inspirieren lassen.
Wir waren erstmals 2013 als völlig unerfahrene Jungcamper mit unserem Kastenwagen in Schweden. Im Vorfeld haben wir einiges über das sogenannte Jedermannsrecht gelesen. Unsere Erfahrung zeigt, wer sich ordentlich benimmt wird mit Freistehen keine Probleme haben. In touristisch stark frequentierten Ecken nutzt man dann halt verstärkt die Campingplätze. Dabei nutzen wir vor allem die App CamperContact auf unserem Mobilphone beim Auffinden von guten Stellplätzen.
Wir haben zum Glück keine schlechten Erfahrungen mit rücksichtslosen Wohnmobilisten machen müssen. Allerdings gibt es sie. Und da die Wohnmobilbranche derzeit starke Wachstumsraten zu verzeichnen hat werden diese Reisenden leider einen Ruf erzeugen der in vielen Ländern zu Verboten führen wird.
Fazit: Länder wie Schweden und Norwegen sind für „Freisteher“ ideal.

Liebe Grüße

Robert

Nicht noch ein Reiseblog

Hallo Womoknipser,

danke, danke, danke für euren Beitrag. Ich finde es mittlerweile fast ein wenig traurig, dass man sich mittlerweile schon fast dafür rechtfertigen muss, wenn man auf Campingplätzen schläft. Kommentare à la „Wie kann man als Camper nur wie in der Sardinenbüchse zwischen den ganzen anderen Campern übernachten.“ oder „Das ist doch nicht das echte Campingleben“ höre ich immer wieder. Gerade bei IG mutet es fast schon so an, dass man auf jeden Fall der bessere und coolere Camper ist, wenn man frei steht.

Warum ich oft auf Campingplätzen übernachte und auch in Zukunft übernachten werde? Ganz einfach: Aus Respekt der Natur und der Bevölkerung gegenüber. Ich habe nichts dagegen wenn man im Flächenland Schweden oder Norwegen auf öffentlichen Straßen oder Parkplätzen mal frei steht, habe ich auch zwischendurch schon mal gemacht. Aber dieses „ich suche mir ein möglichst idyllisches Fleckchen, mache es mir da richtig gemütlich und schere mich nicht weiter darum, was mein Fahrzeug mit dem Waldboden oder der Wiese macht“, stört mich ein wenig. Genauso, wie sich viele Leute wenig darüber Gedanken machen, wo sie ihr Grau- oder noch besser Schwarzwasser entsorgen. Und besonders traurig macht mich dabei, dass ich gerade bei IG und FB das Gefühl habe, dass die Mehrheit so denkt und einige Womos sogar jetzt in Deutschland unterwegs sind ohne geöffnete Campingplätze und damit verdammt wenige Möglichkeiten haben Grau- und Schwarzwasser zu entsorgen. Auch diese Anwandlung: „Ich kaufe mir jetzt einen Camper, weil damit kann ich ja jetzt auch reisen, obwohl alles andere zu hat“ finde ich ebenfalls etwas befremdlich. Man stelle sich nur vor alle Womo-Besitzer denken jetzt so und fangen an in der aktuellen Zeit in Deutschland frei zu stehen. Dafür ist unser kleines, bevölkerungsreiches Land einfach nicht geeignet.

Ich wünsche euch noch viel Spaß auf euren weiteren Womo-Reisen. 🙂

Liebe Grüße Melanie

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