Nach unserer Schwedenreise ist es Zeit, einmal zurück zu blicken. Unsere Erfahrungen und Tipps sind vielleicht hilfreich für andere Wohnmobilbesatzungen, die das Land ebenfalls besuchen möchten.
Die Anreise
Die ideale Route nach Schweden hängt sehr vom Startpunkt und den persönlichen Vorlieben ab. Grundsätzlich bieten sich für Wohnmobilreisende drei Hauptvarianten an.
Die weiteren Möglichkeiten über Travemünde oder Rostock nach Trelleborg kamen für uns nie in Frage, da wir unserem Hund keine lange Fährfahrt zumuten möchten. Ebenso gibt es noch die Möglichkeit, vom Jütland (DK) nach Göteborg überzusetzen. Diese Route nutzten unsere Kinder, um auf dem Wege im Legoland Billund vorbei zu schauen.
An dieser Stelle verzichte ich auf einen Preisvergleich der einzelnen Routen, da die Fähr- und Brückenpreise sich häufig ändern. Es kann sich lohnen, ab und an nach den Angeboten zu schauen. Es gibt auch Kombitickets, die gleich die Gesamtstrecke abdecken.
Die Brückenroute
Dank der großen Brückenbauten ist es mittlerweile möglich, ohne Fähre nach Schweden zu gelangen. Die Route führt in Dänemark über die Storebæltsbroen Richtung Kopenhagen. Weiter geht es über die Öresundsbron nach Malmö in Schweden. Diese Route ist jedoch streckenmäßig die längste.
Die Vogelflugline
Die traditionelle Reiseroute nach Schweden führt über Puttgarden auf Fehmarn. Mit der Fähre geht es nach Rödby in Dänemark (45min). Von Kopenhagen aus besteht die Wahl zwischen der Öresundbrücke und der Fähre Helsingör – Hälsingborg. Diese Route bedarf keiner großen Vorplanung, da die Fähren alle 30 Minuten verkehren. Die Fahrzeit durch Dänemark beträgt ca. 3 Stunden.
Die Gedser-Route
Diese Strecke bietet sich aus dem Osten Deutschlands an. Von Rostock geht es mit der Fähre (2Stunden) nach Gedser in Dänemark. Von dort stehen wieder die oben genannten zwei Varianten Brücke oder Fähre zur Auswahl.
Reisezeit
Der schwedische Sommer ist kurz. Die Hauptsaison beginnt zu Mittsommer Ende Juni und geht bis Mitte August. Außerhalb dieser Zeiten gibt es immer wieder Einschränkungen bei touristischen Einrichtungen. Läden und Restaurants auf den Campingplätzen sind geschlossen, der Pool ist leer. Die Besichtigungszeiten von Sehenswürdigkeiten sind verkürzt.
Da jeder Schwede in der Hauptsaison Anspruch auf Urlaub hat, wird es entsprechend voll. Sogar auf Campingplätzen kann es dann eng zugehen. Daher empfehle ich, außerhalb dieser Zeit Schweden zu besuchen. Ab Mai beginnt die Vorsaison und bis Mitte September sind die meisten touristischen Ziele geöffnet.
In diesem Jahr reisten wir erstmals im Juni durch Südschweden. Diese Zeit fanden wir im Rückblick ideal. Nirgends war es überfüllt, das Personal war noch nicht Touristen genervt. Früher zwangen uns die Schulferien zum Urlaub Mitte bis Ende August. Dann war es unübersehbar, dass der Sommer zu Ende geht.
Eine Besonderheit ist das Mitsommerwochenende. Da gerät das Land in den Ausnahmezustand. Hotels, Ferienhäuser, Campingplätze haben Sonderpreise nur für dies Wochenende. Viele Übernachtungsmöglichkeiten sind ausgebucht. Obwohl es sicher interessant ist, die Mitsommerfeiern einmal mitzuerleben, ist es nicht empfehlenswert, ohne eine Reservierung anzureisen.
Wetter
Wie überall in Skandinavien kann das Wetter viel bieten. Meist ist für Abwechslung gesorgt. Wir erlebten bestes Badewetter und Dauerregen. Die Temperaturen erreichen nicht die mitteleuropäischen Höchstwerte und die Nächte sind meist kühl. Auch im Hochsommer gehört eine leichte Jacke und Regenschutz in das Gepäck.
Stellplätze
Nach unseren Beobachtungen hat die Zahl der Wohnmobilstellplätze in den letzten Jahren zugenommen. Wie auch bei uns gibt es bei der Ausstattung und beim Preis große Unterschiede. Wir fanden sehr gute Plätze in Campingplatzqualität und einfache Schotterflächen mit einem Wasserschlauch und einem Loch für das Abwasser. Reservierungen sind nur sehr vereinzelt möglich.
Auf den einfachen Stellplätzen ohne gekennzeichnete Flächen ging es meist eng zu. Wir sahen mehrfach, dass zwischen den Fahrzeugen kein Platz für Tisch und Stuhl war. Die Besatzungen saßen dann vor dem Auto auf dem Schotterweg.
Campingplätze
Nach einer Aussage des schwedischen Tourismusverbandes gehören die Preise der Campingplätze zu den niedrigsten in Europa. Dies können wir mangels Überblick nicht bestätigen. Allerdings waren wir nach unserer Gardaseetour sehr angenehm überrascht. Nur einmal zahlten wir über 40€ für eine Nacht.
Auf den Plätzen gibt es zwei Besonderheiten. Die Duschen sind nicht im Preis der Übernachtung enthalten. Meist gibt es ein Kartensystem mit anschließender verbrauchsabhängiger Abrechnung. Ohne Karte oder Jeton gibt es kein Wasser
Die zweite Besonderheit ist für Familien und Hundebesitzer interessant. Der angegebene Preis gilt immer für einen Platz. Die Anzahl der Personen oder der Hund spielen keine Rolle bei der Abrechnung.
Nach wie vor legen die Plätze wert auf die Campingkarte. Die Karte gibt es z.B. beim ADAC (12€) oder auf dem ersten Platz in Schweden.
Ein Urlaub ohne Bargeld
Wer nach Schweden reist, wird sehr schnell mit moderner Technik konfrontiert. Am deutlichsten wird dies beim Geld. Das Bargeld ist so gut wie abgeschafft. Die von früher gewohnte Frage nach der Karte lautet in Schweden mittlerweile etwas anders: „Nehmen Sie noch Bargeld?“. Viele Läden und Campingplätze weisen mit Schildern am Eingang darauf hin, dass Barzahlung nicht möglich ist.
Wir schafften es, drei Wochen durch das Land zu reisen, ohne auch nur eine Krone Bargeld besessen zu haben. Alle Bezahlvorgänge erfolgten mit Karte, Handy oder Apple Watch. Supermarkt, Pizzeria und die kostenpflichtige Toilette verfügten über einen berührungslosen Kartenleser.
Die folgenden Karten nutzten wir ohne Schwierigkeiten: Visa Prepaidkarte und Visa Kreditkarte, Mastercard Prepaidkarte, V-Pay Girokarte.
Unklar war uns öfter die Bezahlung der Parkgebühren. Verschiedene Apps waren erforderlich, nicht alle funktionierten für Ausländer. Das Thema umfassen zu behandeln, würde hier den Rahmen sprengen. Vielleicht schreibe ich noch einen gesonderten Artikel.
In den drei Reisewochen gab es nur eine Situation, wo uns das Bargeld fehlte. In einem Supermarkt konnten wir die Wagen nicht nutzen, da unsere Chips nicht passten. Wir behalfen uns mit zwei Einkaufskörben.
High Tech an allen Orten
Schon immer fielen uns in Schweden Dinge auf, die sich erst Jahre später bei uns durchsetzten. Diesmal fiel uns auf, dass die Automatisierung weiter fortgeschritten ist.
Wir sahen Automaten am Eingang von Sehenswürdigkeiten und kämpften uns durch die Menüs des Quick-Check-In am Campingplatz. Sogar einen Kanuverleih-Automaten entdeckten wir in Berg an der Schleusentreppe.
Auf einem Stellplatz stand an der Einfahrt eine elektronische Übersicht über belegte und freie Plätze. Dann galt es, einen Platz zu wählen und über das Handy zu buchen.
Die Duschkosten erfassten die Plätze mittels Zugangskarte. Erforderliche Codes für die Waschanlagen kamen per Mail auf das Handy.
Einkaufen und Preise
Entgegen früherer Erfahrungen empfanden wir Schweden nicht mehr ganz so teuer wie in früheren Jahren. Dennoch liegen die Nahrungsmittelpreise noch über dem aus Deutschland gewohnten Niveau. Reisemitbringsel und Souvenirs empfanden wir oft sehr teuer. Wenn es dann um selbst hergestelltes Kunsthandwerk ging, passten die Preise.
In den großen Supermärkten fanden wir alle Dinge für den täglichen Gebrauch. selbst die Obst- und Gemüseabteilungen fristen kein Schattendasein mehr. Wer es etwas heimisch haben möchte, der kann in einer der vielen Lidlmärkte seinen Kühlschrank füllen.
Sprache
Sprachliche Probleme gab es nicht. Da im schwedischen Fernsehen viele Filme auf englisch mit Untertiteln laufen, ist die Sprache weit verbreitet. Allerdings freuen sich die Schweden sehr, wenn der Gast zumindest ein oder zwei Worte schwedisch probiert.
Auf Schildern ist es oft möglich, die Bedeutung zu raten, wenn man den Text wie auf deutsch liest. Beispiel: Vägarbeten = Straßenbauarbeiten.
Natürlich gilt immer noch die goldene Regel, ein Gespräch nie auf Deutsch zu beginnen. Ein paar Worte schwedisch oder englisch erleichtern den Anfang wesentlich.
Autofahren
Vorsicht! Die Autofahrer verhalten sich oft sehr rücksichtsvoll und defensiv. So wird an Zebrastreifen sofort angehalten, wenn auch nur ein Fußgänger in Sicht ist. Uns passierte es, dass die Autofahrer in Malmö anhielten, obwohl wir 2m vom Zebrastreifen entfernt auf das Handy schauten. Da muss der deutsche Autofahrer sich erst daran gewöhnen, um Auffahrunfälle zu vermeiden.
Insgesamt war Verkehr und Straßenzustand bei unserer Reise nie ein Thema. Meist ging es gemütlich und ruhig zu. Nach unserer Erfahrung ändert sich dies jedoch, je näher man der Hauptstadt Stockholm kommt.
Das Tanken erfolgt typisch schwedisch natürlich mit der Karte. Häufigster Ablauf: Karte einstecken. Geheimzahl eingeben, Säule und/oder Kraftstoffart wählen, Karte entnehmen, Tanken, Zapfpistole einhängen, weiterfahren. Eine Quittung gibt es nur auf Anforderung per Taste.
letzte Änderung 09/09/2023