Eine Wohnmobiltour durch Schweden (2)
Vom Vättern über Berg und Västervik nach Öland

Der zweite Reiseabschnitt begann in Karlsborg. Unsere Tour führte uns nördlich um den Vätternsee herum. Motalla und Vadstena ließen wir dieses Mal aus. Das Wetter war zu schön für Ortsbesichtigungen. So landeten wir wieder einmal in Berg auf dem Stellplatz an der Schleusentreppe. Dort nutzten wir das schöne Wetter für einen faulen Nachmittag und Abend.

Wieder einmal gab es an der Schleusentreppe genug Unterhaltung, da eine Gruppe Boote zum See Roxen hinab geschleust wurde. Es ist immer wieder spannend, wie unterschiedlich die Besatzungen die Herausforderungen in den Schleusenkammern meistern. Die Bandbreite reicht von Stress pur bis zu perfekt eingeübten Abläufen.

Betrieb in Berg Slussar

Stellplatzinfo

Direkt an der Schleusentreppe bei Berg gibt es am Rande des Parkplatzes einen großen gebührenpflichtigen Stellplatz. Auf den ersten Blick gibt es keinerlei Serviceeinrichtungen. Jedoch täuscht der Eindruck. Bis auf die Grauwasserentsorgung gibt es alle erforderlichen Einrichtungen.

Beim Anmelden erhält man die Zugangsberechtigung für die Sanitäranlagen (sehr sauber) des Gästehafens. Allerdings ist das Gebäude weit entfernt am Zugang zum unteren Teil der Schleusen. Dort gibt es auch eine Entleerungsmöglichkeit für die WC-Kassette. Frischwasser gibt es an der Platzausfahrt.

Gamla Linköping , kein normales Museum

Von Berg war es nur ein Katzensprung bis Linköping. Gamla Linköping war unser Ziel. Dort wurden viele alte Gebäude aus der Stadt wieder aufgebaut, um sie für die Nachwelt zu erhalten. Es entstand ein altes Stadtviertel am Rande der Stadt.

Um kein lebloses Museum zu schaffen, zogen kleine Kunstgewerbeläden und Kunsthandwerker in die Gebäude. So kann der Besucher jederzeit ohne Eintritt auf den Pflasterwegen durch Gamla Linköping schlendern und einen Blick in Innenhöfe und Gärten werfen. Die Läden und Betriebe haben zu normalen Öffnungszeiten geöffnet und freuen sich über Besucher in ihren historischen Räumen.

Schweden Ein Bummel durch iGamla Linköping
Schweden Ein Bummel durch iGamla Linköping
Schweden Ein Bummel durch iGamla Linköping
Schweden Ein Bummel durch iGamla Linköping
Schweden Ein Bummel durch iGamla Linköping
Schweden Ein Bummel durch iGamla Linköping
Schweden Ein Bummel durch iGamla Linköping
Schweden Ein Bummel durch iGamla Linköping

Bilderserie: Ein Bummel durch Gamla Linköping

Wir bummelten über zwei Stunden durch die nachgebauten Gassen und besuchten viele Läden. So besichtigten wir unter anxerem eine Holzwerkstatt, ein historisches Kaufhaus und einen Spielzeugladen. Überall waren wir gern gesehene Besucher, auch wenn wir ohne Kauf den Laden verließen.

Unterwegs nach Stegeborg

Vor Beginn der Urlaubsplanung sagte mir Stegeborg nichts. Durch Zufall stieß ich auf ein Luftbild der Ruine Stegeborg. Neben einem großen Sportboothafen standen viele Wohnmobile direkt an einem Fjordarm. Das machte mich neugierig.

Aber der Reihe nach. Von Linköping führte uns unsere Reise zuerst nach Mem. In dem kleinen Ortchen an der Ostküste endet oder beginnt der Götakanal. In dem kleinen Örtchen befindet sich die Schleuse zwischen der Ostsee und dem Kanal.

Mem: Beginn oder Ende des Götakanals

Im Laufe unserer Schwedenreisen besuchten wir fast den gesamten Kanal. Mem war der letzte uns noch fehlende markante Punkt. Vor Ort gibt es außer der Schleuse nur noch ein Café und einen Parkplatz.

Stellplatz des Jahres: Stegeborg

Von Mem aus war es nicht mehr weit bis Stegeborg. Dort hatten wir einige Tage vorher über das Internet einen Stellplatz am Wasser reserviert. Dass wir dabei einen etwas anderen Platz erwischt hatten, bemerkten wir erst nach unserer Ankunft.

Der ganze Betrieb des Platzes läuft über das Netz. Während unseres zweitägigen Aufenthaltes gab es keinerlei Kontakt zu den Betreibern oder zu einem Platzwart. Sogar den Code für das Sanitärgebäude erhielten wir bei unserer Ankunft per Mail zugesandt. Auch unangemeldete Besucher müssen an der Platzeinfahrt mit ihrem Mobiltelefon über das Internet einchecken.

Es gab etwa 50 Plätze rund um den großen Sportboothafen. Nur dank unserer Vorbestellung erwischten wir einen Platz mit Aussicht. Erst später stellten wir fest, dass wir zufällig auf einem in Schweden mehrfach ausgezeichneten Stellplatz gelandet waren.

Stegeborgs Schlossruine

Direkt am Stellplatz befindet sich die Ruine der ehemaligen Festung Stegeborg. Die Anlage spielte in der frühen schwedischen Geschichte eine größere Rolle, bevor die Anlage nicht mehr genutzt wurde und verfiel. Heute stehen noch der Turm und einige Mauerreste auf der Schlossinsel in der Bucht.

Die Besichtigung der Runie ist sicherlich kein Pflichtprogramm eines jeden Schwedenurlaubs. Wer jedoch in der Nähe ist, sollte sich die Ruine nicht entgehen lassen. Schon die Lage auf der kleinen Insel in der fjordähnlichen Ostseebucht hat seinen besonderen Reiz.

Wir besichtigten die Ruine und beobachteten den Fährverkehr über den Meeresarm, der den Götakanal mit der offenen Ostsee verbindet. Interessant war es auch, die Geschehnisse im Sportboothafen zu beobachten. Boote wurde zu Wasser gelaasen und Maste auf Segelboote montiert.

Stegeborg Schlossruine und Fährverkehr

Wieder einmal lernten wir etwas über neue Technik. Die Eintrittsgebühr zur Ruine konnte nur bargeldlos an einem Automaten bezahlt werden. Die ausgedruckte Karte enthielt einen Barkode, der die Drehtür zur Schlossanlage öffnete.

Västervik

Weiter ging unsere Tour in Richtung Ostküste. Nach einem sonntäglichen Einkauf in Söderköping ging es nach Västervik. Dort wartete wieder ein am Vortag reservierter Stellplatz in vorderster Reihe auf uns.

Gleich nach unserer Ankunft schnappten wir unsere Räder und machten uns auf den Weg in die Innenstadt. Der frühere Fischerort Västerwik liegt in einem Schärengebiet und ist auf mehrere Inseln verteilt. Obwohl wir an einem frühen Sonntagabend unterwegs waren, herrsche reges Leben in der Stadt. Die Lokale waren gut besucht und die Leute genossen den schönen sonnigen Abend.

Wie so oft in Schweden gibt es in Västervik keine großen Sehenswürdigkeiten. Es sind die kleinen Besonderheiten, die den Reiz des Ortes ausmachen. So gibt es in Västervik kleine Gassen mit kleinen Fischerhäusern und wieer einmal Reste einer Festung. Hinzu kommt die reizvolle Lage am Wasser.

Västervik Stadtbilder

Wieder lernten wir etwas dazu. In der Pizzaria herrschte Selbstbedienung. An einem Tresen erhält man ein Glas, den Rotwein des Hauses muss der Gast dann selbst zapfen. Zusätzlich gibt es einen Empfänger, der den Gast informiert,, sobald das Essen abholbereit ist. Das Verfahren kannten wir nur aus dem Schnellimbiss.

Auf endlosen Straßen nach Kalmar

Unser nächstes Ziel war die Ostseeinsel Öland. Von Västerwik folgten wir der E22 Richtung Kalmar. Die Fahrt erwies sich als ausgesprochen langweilig. Mit den erlaubten 90km/h rollten wir durch endlose Wälder. Nur ab und zu sorgte ein See oder eine Wiese für Abwechslung. Auch der Verkehr sorgte nicht für Ablenkung. Erst in unmittelbarer Nähe zu Kalmar nahmen die Autos zu.

In Kalmar setzten wir alles auf eine Karte und folgten den Schildern zum Schloss, obwohl der Reiseführer von wenigen Parkmöglichkeiten berichtete. Unser Plan ging auf. Wir fanden mehrere freie Parkplätze direkt am Schlosspark. Erst bei der Weiterfahrt bemerkten wir, dass wir wahrscheinlich in einer Art Anwohnerparkzone geparkt hatten.

Kalmar – das Schloss

Die Besichtigung des Schlosses war schnell erledigt, denn durch die Vorbereitungen für eine Mittelalterveranstaltung war der Zugang eingeschränkt. Dennoch erhielten wir einen Eindruck von dem Bauwerk. Leider beeinträchtigen jedoch die Industrieanlagen im Hintergrund die schöne Lage an der Ostsee.

Borgholm auf Öland

Die Fahrt ging weiter. Über die sehenswerte Brücke über den Kalmarsund gelangten wir auf die Insel Öland. unser ziel war die Inselmetropole Borgholm. Dort richteten wir uns auf einem Campingplatz häuslich ein.

Das Zentrum von Borgholm erkundeten wir noch am Abend. Man merkte der Fußgängerzone an, dass der große Ansturm der Urlauber kurz bevor stand. Noch warteten die Bedienungen in den Lokalen auf Gäste. Schließlich ist Öland eines der begehrtesten Ferienziele in Schweden.

Bei unserem Besuch Mitte Juni war davon nicht viel zu spüren. Es ging noch ruhig uns gemütlich zu. Die Campingplätze waren zwar besucht, jedoch gab es noch reichlich Platz für weitere Gäste.

Schloss Borgholm, eine sehenswerte Ruine

Das Wahrzeichen Borgholms und eine der meist besuchten Sehenswürdigkeiten Schwedens ist die Ruine des großen Schlosses. Die Festung stammte ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert. Die strategische Rolle in den Kriegen mit Dänemark führte zu vielen Erweiterungen und Umbauten.

Erst im 18.Jahrhundert verlor es an Bedeutung. Die Bauten dienten zuletzt einer Kleiderfabrik. Im Jahre 1806 brannte die Anlage völlig aus. Nur die Mauern, die Treppen und die Geschossdecken blieben erhalten. Und genau in diesem Zustand befindet sich das Gebäude noch heute.

Nach Zahlung der Eintrittsgebühr konnten wir uns völlig ungehindert in der Ruine bewegen. Der Rundgang zwischen den Mauern bietet immer wieder reizvolle Blicke durch das Bauwerk und auf die Umgebung. Das Fotografenherz freute sich. Durch das Fehlen jeglicher Einrichtung herrschte eine besondere Atmosphäre in dem Rohbau.

Schweden Öland Schloss Borgholm
Schweden Öland Schloss Borgholm
Schweden Öland Schloss Borgholm
Schweden Öland Schloss Borgholm
Schweden Öland Schloss Borgholm
Schweden Öland Schloss Borgholm
Schweden Öland Schloss Borgholm
Schweden Öland Schloss Borgholm
Schweden Öland Schloss Borgholm
Schweden Öland Schloss Borgholm
Schweden Öland Schloss Borgholm
Schweden Öland Schloss Borgholm

Bilderserie: Schloss Borgholm auf Öland

Das ganz in der Nähe liegende Schloss Solitude mit seinem Garten besuchten wir nicht. Zu besichtigen sind nur die Gärten, da das relativ neue Schlossgebäude im Sommer von der schwedischen Königsfamilie als Sommersitz genutzt wird.

Die Wüste Stora Alvaret und die Windmühlen

Am nächsten Tag besuchten wir den Süden der Insel Öland. Die Wüste oder besser Heidelandschaft Stora Alvaret interessierte uns. Die besondere Geologie des Gebiets, eine Kalkplatte mit einer nur sehr dünnen Bodenschicht, führte zu einer besonderen auf den ersten Blick sehr kargen Vegetation. Mittlerweile gehört das Gebiet zum Unesco-Weltkulturerbe.

Da das Wetter, natürlich wieder blauer Himmel ohne jede Wolke, uns nicht zu einer Wanderung durch das steppenähnliche Gebiet einlud, beschränkten wir uns auf eine Rundfahrt mit dem Wohnmobil. Uns reichte schon ein längerer Aufenthalt in dem kargen Gebiet, um den Schweiß fließen zu lassen.

Während unseres Ölandaufenthaltes trafen wir oft auf die heimlichen Wahrzeichen der Insel, die Bockwindmühlen. Früher verfügte jeder Bauernhof über seine eigene Mühle. Die ungeschützte Lage der Insel sorgte dafür, dass es genügend Wind für die kleinen Mühlen gab. Mittlerweile gibt es immer noch über 300 Mühlen. Leider sind nur wenige Mühlen noch betriebsfähig.

Als ein Reinfall erwies sich unser Ausflug zur größten Holländerwindmühle der Insel. Zwar fanden wir die große Mühle mit Museum, jedoch fehlten der Mühle die Flügel. Der leere Mühlenkörper wirkte nicht gerade einladend auf uns.

Die Stora Alvaret und die typischen Windmühlen

Tipp für Öland

Ausgehend von Färjestaden an der Brücke führen Straßen nach Norden und Süden. Die Hauptstraßen gehen fast immer in einiger Entfernung an der Westküste Ölands entlang. Die Straßen sind viel befahren und bilden die Hauptverkehrsachsen.

Parallel zu dieser Hauptstrecke verläuft eine kleinere Straße an der Ostküste der Insel und verbindet die Ort liegenden kleinen Orte. Die gut befahrbare Straße zeigte uns ein anderes Bild von Öland. Der Tourismus ist zwar noch merkbar, aber Bauernhöfe und kleine Dörfer prägen das Bild.

Ruhe vor der Rückfahrt: Tingsryd am Tiken

Von Öland machten wir uns auf den Weg Richtung Südwesten. Vor unserer Rückfahrt nach Deutschland beschlossen wir, uns noch etwas Ruhe in Smaland zu gönnen. Schließlich landeten wir in Tingsryd. Direkt am Ufer des Sees Token fanden wir einen Campingplatz und erhielten wie immer auf dieser Tour einen Platz direkt am Wasser.

Unsere Aktivitäten beschränkten sich auf einen kleinen Radausflug in das Ortszentrum und in die Umgebung. Im Ort herrschte reges Treiben. Man merkte, dass Tingsryd einen Einkaufsort für die Umgebung darstellt.

Durch Zufall fanden wir einen besonderes Geschäft. Das Kaufhaus Börjes verfügte über ein Angebot, dass vielleicht am besten mit einer früheren kleinen Karstadtfiliale vergleichbar war. Es gab die neuesten Puma-Sportschuhe, Lampen, Porzellan, Bekleidung und Lebensmittel auf kleinem Raum. Jeder größere deutsche Supermarkt verfügt über eine größere Verkaufsfläche. Jedoch das Geschäft lief gut, Kunden waren reichlich vorhanden.

Bilderserie: Tingsryd und Umgebung

Die Rückfahrt von Tingsryd nach Franken

Von Tingsryd waren es nur gut zwei Stunden nach Malmö. etwas traurig verliessen wir Schweden auf dem Weg, auf dem wir gekommen waren. Ohne jede Eile erreichten wir die gebuchte Nachmittagsfähre in Gedser.

Die Überfahrt verlief nicht gerade erholsam, da 3 Busse mit Teenagern die Fähre bevölkerten. Gleichzeitig rollte die erste Reisewelle aus Skandinavien Richtung Südeuropa. So herrschte eine ständige Unruhe an Bord.

In Rostock erlebten wir dann noch den ersten Stau des Urlaubs, bevor wir uns Richtung Berlin auf den Weg machten. Nach einer ruhigen Zwischenübernachtung irgendwo bei Berlin erreichten wir am nächsten Tag kurz nach Mittag wieder Franken. Wieder war eine Reise zu Ende.

Zum ersten Teil des Reiseberichts „Eine Wohnmobiltour durch Schweden

letzte Änderung 08/09/2023