Die Bretagne, unsere Erfahrungen und Tipps

Unsere Tour im Frühsommer 2022 war nicht unsere erste Reise in die Bretagne. Bereits 1979 waren wir zum ersten Mal im Westen Frankreichs unterwegs. Mit einem Audi 50 und einem kleinen Zelt ging es los. Später folgten mehrere Wohnmobilreisen mit unseren Kindern. Insgesamt waren wir zum fünften Mal im Land der Hinkelsteine.

In diesem Artikel geht es um unsere Erfahrungen und Tipps, die wir auf unseren Reisen durch die Bretagne gesammelt haben.

Die Anreise

Der Weg in die Bretagne ist weit. So müssen wir Franken ca. 1000 km zurücklegen, um in die Nähe der Bretagne zu gelangen. Egal welche Route man wählt, in unserem Nachbarland stellt sich immer die Frage: Autobahn oder Landstraße.

Die Autobahnen in Frankreich werden schnell zu einem teuren Vergnügen. Für die Strecke von Saarbrücken nach Caen zahlten wir in der Kategorie 2 (bis 3,5t, über 2m) fast 70€ Maut. Achtung, die Mautautomaten akzeptieren nur Bargeld und Kreditkarten. Die deutschen EC-Karten (Debitkarten) funktionieren nicht an allen Zahlstellen.

Autobahnmauststelle in Frankreich
Mautstellen – Standard auf den Autobahnen

Für sein Geld fährt der Reisende fast stressfrei auf freien Autobahnen. Auf den Nationalstraßen kann es dagegen streckenweise nervig werden. Viele Lkw meiden die Autobahnen und weichen auf Landstraßen aus. Diese sind nicht immer drei- oder vierspurig. Dazu kommen immer wieder Ortsdurchfahrten.

Für uns spielen die verfügbare Zeit und unsere Laune bei der Routenwahl eine entscheidende Rolle. Meistens wählen wir einen Mix aus den Straßentypen.

Das zweite Thema ist das Hindernis Paris. Fast alle Routen führen zumindest in die Nähe der französischen Metropole. Dort haben wir schon viel Zeit im Stau verbracht. Die besten Erfahrungen machten wir auf dem westlichen Teil des Autobahnrings (A86) auf der Strecke Reims-Paris-Rouen. Auf der östlichen Umgehung von Paris standen wir dagegen mehrfach im Stau.

Regen in der Bretagne
Reisen ohne Schönwetter-Garantie

Diesmal haben wir es zum ersten Mal geschafft, im Mai und Juni unterwegs zu sein. Wir hatten großes Glück, denn die atlantischen Tiefausläufer blieben uns erspart. Tagsüber schien oft die Sonne und die Temperaturen stiegen an manchen Tagen auf 22°C bis 24°C. Zum Sitzen in der Sonne war es oft zu heiß und im Schatten zu kalt. Nachts kühlte es auf ca. 12°C ab. Einen Abend vor dem Wohnmobil erlebten wir nur einmal gegen Ende unseres Urlaubs.

Auf unseren bisherigen Hochsommertouren hatten wir alle erdenklichen Wetterlagen erlebt. Tagelange Regenschauer und Wind waren ebenso dabei wie eine Woche bestes Badewetter. Konstantes Sommerwetter kann man in der Bretagne nicht erwarten. Schnell zieht wieder ein Tiefdruckgebiet vom Atlantik über die Bretagne nach Europa.

Reisezeit

Aus unserer Sicht bestimmen neben dem Wetter die französischen Sommerferien die Reisezeit. Traditionell wird der Urlaub der Franzosen im eigenen Land verbracht. Daher wirken sich die Ferien in den Urlaubsgebieten sehr stark aus. In der Zeit vom 1. Juli bis zum 15. August macht gefühlt ganz Frankreich Urlaub.

Strand bei Meneham
Nebensaison mit viel Platz am Strand

Entsprechend groß ist der Andrang in den Feriengebieten. Die Campingplätze sind voll, auf den Stellplätzen herrscht Gedränge. Die Sehenswürdigkeiten sind gut besucht. Es kann zu Wartezeiten kommen.

Wir empfehlen daher Zeiten außerhalb dieser Hauptreisezeit. Wir haben die Bretagne mit den Kindern jedoch mehrmals in der Hauptreisezeit besucht und immer einen Platz für uns und unser Wohnmobil gefunden.

Übernachten mit dem Wohnmobil

Lange Zeit galt die Bretagne als Geheimtipp für Wohnmobilisten. Es gab viele schöne Plätze für Freisteher und günstige Stellplätze. Leider hat sich das in den letzten Jahren etwas geändert. Wildcamper sind leider nicht mehr willkommen. Die bekannten Teppichstangen und Verbotsschilder sind weit verbreitet.

Nach unserer Einschätzung ist die Grenze zwischen Stellplatz und Campingplatz ähnlich fließend wie in Deutschland. Ein ausgeschilderter Stellplatz kann ein normaler Parkplatz für Wohnmobile sein. Es gibt aber auch Stellplätze mit ausreichend Platz für Tisch und Stühle.

Einige Stellplätze verfügen über ein automatisches Kassensystem, das an ein Parkhaus erinnert. In einigen Fällen muss der neue Gast eine spezielle Karte erwerben, bevor er den Platz befahren darf.

Die Campingplätze sind in drei Kategorien eingeteilt. Wir übernachteten auf Plätzen der Kategorie 2 und 3, wobei wir zufällig feststellten, dass wir überwiegend auf gemeindeeigenen Plätzen, Camping Municipal, übernachteten. Diesmal hatten wir Glück mit unserer Wahl. Nur einen Platz würden wir nicht wieder besuchen. Die Preise für zwei Personen und einen Hund lagen zwischen 19€ und 35€. Meistens haben wir in der Nebensaison ca. 25€ für die Nacht bezahlt.

Die Ausstattung der besuchten Plätze war für uns immer ausreichend. Richtige Luxusplätze waren bei unserer zufälligen Auswahl nicht dabei. Insgesamt sind die Campingplätze meist einfacher ausgestattet und angelegt.

Bei Reisen innerhalb der französischen Sommerferien kann eine Reservierung zweckmäßig sein. Wir mussten in dem Zeitraum schon mehrfach in das Hinterland ausweichen, da alle Plätze an der Küste belegt waren.

Baden in der Bretagne

Die bekannten Badestrände und Badeorte liegen an der Südostküste der Bretagne. Dort gibt es die besseren Bedingungen für Badespass im Meer.

Strand in der Nähe von St Malo
Riesiger Strand bei Ebbe, bei Flut gibt es kaum noch Platz für das Handtuch

An der Nord- und Westküste gehört oft ein Pool zur Ausstattung der Campingplätze. Das Wasser an der nordfranzösischen Atlantikküste erreicht nur selten Werte über 20°C. Hinzu kommt, dass der große Tidenhub (St. Malo ca. 12m) und die starke Brandung das Badevergnügen beeinträchtigen. Oft ist das Baden nur in einem kleinen Zeitfenster möglich.

Die Strände sind meist naturbelassen und werden nicht regelmäßig von Tang und anderen angespülten Dingen befreit. Für uns war dieser sichtbare Rand jedoch nie ein Problem. Das gehört zum Meer einfach dazu.

Obwohl es in der Bretagne sehr schöne sehenswerte Sandstrände gibt, würden wir für einen Badeurlaub ein anderes Ziel wählen. Wetter, Temperaturen und Tidenhub beeinträchtigen den Badespass immer wieder.

Die Höhepunkte einer Bretagnetour

Natürlich ist es nicht möglich, alle Sehenswürdigkeiten hier aufzuführen. Daher gibt hier nur eine kleine Auswahl, ganz subjektiv aus meiner Sicht. In Der Bretagne gibt es neben den Höhepunkten viele kleine interessante Dinge zu entdecken.

Zum Beispiel kann sich der Besucher auf die Suche nach dem von Fotos bekannten Haus machen. Allerdings sollte der Fahrer keine Angst vor engen Straßen haben. (Suchhilfen: Le Gouffre und Cap due Chateau)

Die Links in der Aufstellung führen zu dem entsprechenden Reisebericht.

  • Saint Malo, die Ville Close Die Besonderheiten dieser Stadt sind die Stadtmauer, die einheitliche Bebauung und die Lage. Ein Bummel auf der massiven Stadtmauer gehört fest zu einer Bretagnetour.
  • Die Cote Granit Rose Die sehenswerten rötlichen Felsformationen ziehen immer wieder viele Besucher an. Besonders sehenswert ist die Küste beim Phare de Ploumenac`h in der Nähe von Perros-Guirec.
  • Die Côte des Légendes bei Kerlouan Dieser Küstenabschnitt mit endlosen Sandstränden, vielen Felsen und dem Leuchtturm Phase de Pontusval gehört zu unseren ganz persönlichen Lieblingsorten in der Bretagne.
  • Pointe du Raz Das bekannteste Cap der Bretagne ist sehenswert. Andere, nicht so gut besuchte Punkte ohne Souvenirladen fanden wir ebenso schön. Übrigens liegt der westlichste Punkt Frankreichs nicht an der Pointe du Raz. (Pointe de Corsen bei Le Conquet).
  • Die Crozon Halbinsel. Die Halbinsel im Westen gehört zu unseren absoluten Lieblingsorten. Die zerklüfteten Felsen an der Steilküste mit der Pointe de Penhir locken viele Besucher an.
  • Concarno Die Hauptsehenswürdigkeit ist die kleine Ville Close. Wie auch in St.Malo gehört ein Rundgang auf der Mauer dazu. Zwischen den Stadtmauern warten viele Läden und Gaststätten auf die Kreditkarten der Besucher.
  • Menhire Die von Obelix bekannten. Hinkelsteine findet der Besucher an vielen Orte. Die größte Ansammlung gibt es in Carnac. Der größte noch stehende Menhir befindet sich in in der Nähe von Dol de Bretagne.
  • Der Mont St Michel ganz bewusst steht die Hauptattraktion am Schluss der Liste. Erstens kennt jeder den Klosterberg. Zweitens liegt der Mont St Michel um wenige Meter in der Normandie.

Die Preise

In ganz Frankreich, wie auch in anderen Ländern, ist festzustellen, dass unsere Lebensmittelpreise immer noch vergleichsweise niedrig sind. Vor allem an den Kassen der großen Supermärkte wird der Unterschied deutlich. Hinzu kommt, dass das Warenangebot und die Präsentation dafür sorgen, dass der Einkaufswagen gut gefüllt ist.

Auch das Essen in Restaurants gehört zu den teureren Genüssen. Allerdings sind die Preise und das Angebot so unterschiedlich, dass eine Beschreibung den Rahmen sprengen würde.

Ein Vergleich der Treibstoffpreise ist derzeit nicht möglich, zu groß sind die unkalkulierbaren Schwankungen. Nach wie vor gilt jedoch, dass Supermarkttankstellen am günstigsten sind.

Erfreulich ist, dass es in der Bretagne nach wie vor keine gebührenpflichtigen Autobahnen gibt.

Wie bereits erwähnt, sind die Übernachtungskosten auf Stellplätzen und Campingplätzen im Vergleich zu anderen Urlaubsregionen günstig. In den Sommerferien gibt es jedoch oft einen Preisaufschlag.

Autofahrern fällt es schnell auf, im Westteil der Bretagne sind die Richtungsangaben zweisprachig. Die bretonische Sprache wird zumindest auf den Schildern noch gepflegt. Im täglichen Leben spielt die keltische Sprache keine Rolle mehr.

Geld für Nackte?

Wie in anderen Ländern auch, lassen sich die Bretonen nicht gerne auf Deutsch ansprechen. Ein paar Brocken Französisch zu Beginn des Gesprächs erleichtern die weitere Konversation. Dann geht es notfalls mit Händen und Füßen (und Google Translate) weiter.

Insgesamt sind die Fremdsprachenkenntnisse vieler Franzosen gering. Englisch ist nicht so verbreitet wie beispielsweise in den skandinavischen Ländern. Oft können jüngere Menschen helfen, Sprachbarrieren zu überwinden. In den Touristengebieten, auf Campingplätzen und bei den Sehenswürdigkeiten hatten wir nie Sprachprobleme. Anders sah es in den Geschäften und Supermärkten aus.

Eine Besonderheit: Der Wanderweg GR34

Der Fernwanderweg Grande Randonnée 34 (GR34) führt rund um die Bretagne. Er ist als Zöllnerpfad bekannt, da die 1700 km lange Strecke immer der Küstenlinie folgt.

Der Weg ist nicht nur für passionierte Wanderer ein lohnendes Ziel. Es lohnt sich immer wieder, dem Weg an seinem Urlaubsort ein kleines Stück zu folgen. So gelangt man immer wieder zu schönen Küstenabschnitten und Aussichtspunkten. Unser Tipp zum Schluss: Wandeln Sie auf den Spuren der Zöllner!

Bretagne Cancale Pointe de Grouin
Der „Sentier des Douaniers“ (Zöllnerpfad) bei Cancale

letzte Änderung 09/09/2023