Ruhe in Cahersiveen
Wie die Stammleser schon wissen, gibt es auf unseren Reisen immer wieder Tage, an denen wir uns keine großen Aktionen vornehmen und einfach nur Urlaub machen. Daher begann der nächste Tag ohne einen Plan. Wir verlängerten auf dem Campingplatz und begannen den Tag ruhig.
Nach dem Mittag trieb uns die Neugierde doch noch zu einem Ausflug. Zuerst schaffte meine Frau das Kunststück, in der Apotheke eine Zeckenzange für den Hund zu erstehen. Tickremover lautete das Zauberwort.
Da sich ganz in der Nähe von Cahersiveen ein prähistorisches Ringfort befand, wollten wir uns diese kleine Sehenswürdigkeit nicht entgehen lassen. Der Fußweg zur Anlage diente uns gleich als Hundegasse. Leider nutzte Sam den Weg, um auch den irischen Schafen den Krieg zu erklären. Im restaurierten Fort durften wir zu unserem Erstaunen die Wände hochsteigen und nach Feinden Ausschau halten, wie es die früheren Bewohner schon taten.
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Die Cliffs of Kerry
Anschließend fuhren wir noch einmal die wenigen Kilometer zum Ring of Skellig zurück. Diesmal besuchten wir den Aussichtspunkt „Cliffs of Kerry“, den wir am Vortag ausgelassen hatten.
Nach einem kurzen Spaziergang und einem schweißtreibenden Schlussanstieg erreichten wir die drei Aussichtspunkte mit sehenswerten Ausblicken auf die schroffe Felsküste. Teilweise erzeugte die Höhe und die Nähe zu der Abbruchkante ein leicht flaues Gefühl im Magen.
Der böige Wind trug seinen Teil dazu bei, die Szene unwirklich und abweisend erscheinen zu lassen. Dennoch fanden wir den Eintritt und den schweißtreibenden Aufstieg sehr lohnenswert.
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Jetzt reichte es wirklich an Unternehmungen für einen Ruhetag. Den Rest des Tages schauten wir den Wolken und Wellen zu.
Über den Shannon nach Doolin
Leider endete das typisch irische Wetter. Bisher erlebten wir viel Sonne, oft Wind und immer mal ein kurzes heftiges Regenschauer. Damit war jetzt Schluss. Der Himmel trug einheitsgrau und immer wieder nieselte es. Die Berge lagen bereits in den tief hängenden Wolken.
Uns nahm die Wetteränderung die Entscheidung über den weiteren Reiseverlauf ab. Wir nutzten das schlechte Wetter zum Fahren und die Region zu wechseln. Über Tralee gelangten wir an das Ufer des Shannon.
Mit der Fähre überquerten wir in 20 Minuten den Fluss. Im Sommer verkehrt die Fähre tagsüber alle 30 Minuten. Den genauen Fahrplan gibt es im Internet. Ein billiges Vergnügen ist es nicht, denn eine einfache Fahrt mit dem Wohnmobil kostet pauschal 21€.
Da wir keine Lust auf eine Besichtigung im Nieselregen hatten, fuhren wir am Riesengroßparkplatz der Cliffs of Moher vorbei nach Doolin. Im Hafen des kleinen Dörfchens checkten wir auf dem dortigen Campingplatz ein. Da meine Frau nach einem schönen Platz fragte, zeigte uns der Rezeptionist einen einzigen befestigten Wohnmobilplatz auf der leeren Zeltwiese.
Etwas eigenartig fanden wir unseren Platz schon. Auf dem Hauptteil drängelten sich ca. 50 Wohnmobile und Wohnwagen, während wir 100m abseits in einem abgeteilten Bereich ganz alleine standen. Die Sicht auf den Hafenbetrieb und die Felsküste entschädigte uns für den weiteren Weg zu den Sanitäranlagen.
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Am späteren Abend und in der Nacht gingen heftige Regenschauer über Doolin nieder. Noch beim Frühstück fielen ein paar Regentropfen auf unsere Scheiben. Zu unserem Glück blieben dies die letzten Regentropfen des Tages. Es dauerte nicht lange und die Sonne schaute wieder hervor.
Die Cliffs of Moher
Somit stand unserem Besuch der Cliffs of Moher nichts mehr im Wege. Mit dem Wohnmobil erreichten wir schnell den riesengroßen Parkplatz. Die Kasse an der Einfahrt erleichterte uns um 8€ pro Person. Die Parkgebühr ist gleichzeitig der Eintritt zum Besucherzentrum und zu dem Gebiet um die Cliffs. Etwas ungerecht ist die einfache Regelung schon, denn Radfahrer und Wanderer werden nicht zur Kasse gebeten.
Bevor wir uns an den schweißtreibenden Aufstieg zu den Aussichtspunkten machten, sahen wir uns die Ausstellung im unterirdischen Besucherzentrum an. Insgesamt lohnte sich die Besichtigung nicht, da die Ausstellung für uns nicht sehr interessant war.
Die Wege oben an den Cliffs entlang zeigten sich sehr besucherfreundlich. Dank vieler Treppen und geteerter Wege gelangten sogar wir immer noch leicht gehbehinderte an die schönsten Stellen. Die Aussichten auf die bis zu 200m hohen senkrecht abfallenden Felsen waren beeindruckend.
Ebenso beeindruckend fanden wir den Besucheransturm. Auf dem Busparkplatz standen ca. 30 Reisebu8sse und der PKW-Parkplatz zeigte sich gut gefüllt. Immerhin sind die Felsen von Moher die meistbesuchte Natursehenswürdigkeit in Irland. Etwa 1 Million Besucher pro Jahr besuchen die Region.
Dennoch verliefen sich die Massen in dem großem Gebiet. Jeder konnte ohne Drängeln oder Schieben die Ausblicke genießen.
Spannend wurde es am Ende des besonders gesicherten Gebiets. Nach einem Hinweisschild endeten die Absperrungen. Ab diesen Punkten konnten die Besucher auf eigenes Risiko an den ungesicherten Cliffs entlang gehen. Wie immer an solchen Stellen gab es Mutige, die die Gefahr suchten. Mehrfach sahen wir Leute direkt an der Abbruchkante herum klettern.
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Wir liefen zwei Stunden in dem Gebiet herum und blickten in die Tiefe. Eine weitere Wanderung ließen unsere Gelenke und Muskeln leider nicht zu. Daher machten wir uns wieder auf den Weg zu neuen Zielen.
Im Berufsverkehr durch Galway
Nach einer Mittagspause setzten wir gestärkt unsere Fahrt fort und steuerten Galway an. Unterwegs durchfuhren wir das geologisch sehr interessante Gebiet The Burren, eine karge Felslandschaft ohne jeden Bewuchs. Dank des Sonnenscheins und der kahlen Berge fühlten wir uns nach Kroatien versetzt.
Galway begrüßte uns mit einigen Staus auf den Hauptverkehrsstraßen. Wir gerieten in den Feierabendverkehr am Freitag Nachmittag. Dank unseres Navis gelangten wir zwar langsam, aber ohne Schwierigkeiten zu den Campingplätzen. Dort gab es leider keinen Platz mit Meerblick mehr, da alle Plätze an der Waterfront belegt waren. Am Abend füllte sich der Platz bis zum letzten Platz. Die Besucher kamen aus Irland, England und Deutschland.
Eine kleine Besonderheit erlebten wir beim abendlichen Duschen. Bedingt durch Wetterlage und die Gebäudeform entwickelten sich regelrechte Nebelschwaden. Nach fünf Minuten Duschen mit normaler Temperatur konnte ich kaum noch meine Sachen sehen. Da der Nebel bei jedem Duschen entstand, stiegen aus dem gesamten Gebäude regelmäßig Dampfwolken auf.
Stadtbesuch in Galway
Der Samstag begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein. Galway wartete auf unseren Besuch. Für den Weg in die Stadt wählten wir den Bus, da sich direkt vor dem Campingplatz eine Bushaltestelle befand. Nach 20 Minuten einer spannenden Busfahrt durch die Wohngebiete der Stadt befanden wir uns im Zentrum.
Wissenswertes über Galway Galway liegt an der Mündung des Corrib in die Galway Bay. Etwa 80.000 Einwohner leben in der Stadt. Der Altersdurchschnitt der Bevölkerung ging in den letzten Jahren zurück, da zwei Universitäten viele junge Leute in die Stadt lockten. Viele kulturelle Veranstaltungen prägen den Kalender der Stadt. Hinzu kommt eine lebhafte Pub-Szene, die insbesondere am Wochenende Livemusik bieten. Der Fluß Corrib ist bekannt für die Lachse, die zum Laichen in den Fluss kommen. So gehören Angler ebenso zum Stadtbild wie die zahlreichen Straßenmusiker.
In den Einkaufsstraßen wimmelte es von Menschen. Die Einheimischen erledigten ihre Besorgungen und die Touristen schauten sich die Stadt an. Zusammen lauschten beide Gruppen den vielen Straßenmusikern. Auffällig viele junge Menschen bevölkerten die Straßen. Insgesamt erlebten wir eine junge, lebendige Stadt.
In einigen Geschäften gab es die für Irland typische Woll- und Tweedbekleidung. Daher konnten auch wir nicht dem Angebot widerstehen und erstanden einige typische Strickwaren.
Ein besonderes Erlebnis hatten wir beim Zuhören einer Band. Nach dem Spielen mehrerer bekannter irischer Stücke unterhielten sich die Musiker. Es dauerte etwas, bis wir begriffen, dass die Band Deutsch sprach.
Interessant fanden wir, dass etwas abseits der Einkaufsstraßen viele idyllische Plätzen zu entdecken gab. Insbesondere der Weg am Fluss Corrib entlang zur Kathedrale wirkte wie ein Ruhepol im Einkaufstrubel.
Nach so viel Stadtbummel stärkten wir uns in einem kleinen Cafe, bevor uns der Linienbus (30Minuten Takt) zurück zum Campingplatz brachte. Dabei gab es eine kleine Besonderheit. Die Buslinie fährt auf Hin- und Rückfahrt auf unterschiedlichen Strecken. So mussten wir bis zur Endstation mitfahren. Dort gab es fünf Minuten Pause, bevor es weiter ging. Außer uns gab es einige Fahrgäste, die diese Prozedur vollkommen normal fanden.
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Am Abend nutzte ich das erste Mal auf dieser Reise unseren E-Scooter und fuhr an Galways Waterfront, Salthill genannt, entlang. Sehr viel Interessantes gab es nicht zu entdecken, da mich die Szenerie irgendwie an ein etwas in die Jahre gekommenes englisches Seebad erinnerte.
Sehr weit kam ich auf meiner Tour nicht, denn ich bemerkte, dass mein Hinterreifen Luft verlor. So drehte ich um und fuhr soweit wie möglich Richtung Campingplatz. Es klappte fast, nur den letzten Kilometer galt das Motto: „Wer sein Fahrzeug liebt, der schiebt!“. Da der Plattfuß mit Bordmitteln nicht zu beheben war, endete damit schon der Scootereinsatz in Irland.
Weitere Artikel zum Thema:
- Teil 1: Die Anreise durch England, Cobh und Cork
- Teil 2: Die südlichen Halbinseln
- Teil 3: Der Ring of Kerry, die Cliffs of Moher und Galway
- Teil 4: Achill Island, Dublin, Kilkenny und die Rückreise
letzte Änderung 03/03/2023