Der zweite Teil des Reiseberichts schildert unsere Erlebnisse auf den südlichen Halbinseln. Über ein Leuchtfeuer und eine spezielle Seilbahn erreichten wir bekannten Ring of Kerry.
Von Cobh zur Mizen Halbinsel
Mitten in der Nacht, kurz nach 6 Uhr, weckte uns Fahrzeuglärm. Dauernd fuhren Reisebusse hinter unserem Wohnmobil durch. Es ging zu wie auf einem Busbahnhof. Die Ursache erkannten wir schnell. Da wenige Meter vom Stellplatz entfernt, am Pier von Cobh, ein großes Kreuzfahrtschiff lag, holten die Busse die Passagiere zu den Ausflügen ab.
Wie schon bei unserem letzten Norwegenbesuch kam uns der Vergleich mit einem Viehtrieb in den Sinn. Den tapferen Reiseleitern gelang es, jeden Passagier in einen Bus zu verfrachten. Ab ca. 9:00Uhr herrschte wieder himmlische Ruhe auf dem Stellplatz.
Wir packten ebenfalls unsere Sachen und machten uns auf den Weg. Bei Sonnenschein und einem fast durchgehend blaue Himmel starteten wir in Richtung Süden. Der erste Stopp erfolgte jedoch schon nach wenigen Kilometern. Bei Feinkost Albrecht füllten wir unseren Kühlschrank und das Brotfach wieder auf.
Weiter ging die Fahrt auf die erste Halbinsel im Süden. Mizen Head, das Ende der Halbinsel, war unser Ziel. Wie erwartet verengte sich die Straße mit jedem Kilometer zum Ziel. Auch ein Stück Single Track gehörte dazu. Zu Entschädigung führte die Strecke durch herrliche Küstenlandschaften.
Am Ziel am Mizen Head erwartete uns ein gut besuchter großer Parkplatz. Anscheinend nutzten viele Iren den Sonntag zu einem Ausflug. An der Kasse zahlten wir den Eintritt und stiegen zu den alten Leuchtfeuergebäuden hinab. Am Mizen Head gibt es keinen Leuchtturm, da das Leuchtfeuer schon hoch genug auf den Felsen steht..
Wenn ich ehrlich bin, war mir das Museum und die Ausstellung gleichgültig. Viel zu sehr zog mich die Landschaft in den Bann. Das ganze Gelände am Cap ist mit gut gesicherten Wegen erschlossen. Eine Brücke überwindet eine tiefe Felsschlucht. und ermöglicht den Besuchern, die äußerste Spitze zu erreichen. Etwas Kondition ist gefordert, denn es gilt einige Höhenunterschiede zu überwinden.
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Wieder zurück auf dem Parkplatz überlegten wir kurz, dort zu übernachten. Letztendlich war es der starke Wind draußen am Kap, der uns zur Weiterfahrt veranlasste. Schließlich landeten wir auf dem Stellplatz in Bantry direkt am Sportboothafen.
Nach einem kleinen Abendspaziergang endete der Urlaubstag vor der Glotze, während draußen ein Regenschauer nieder ging.
Die Beara Halbinsel und eine Seilbahn irischer Art
Der Pfingstsonntag begann mit Regentropfen auf dem Dachfenster. So drehten wir uns noch einmal im Bett um und ließen beim Frühstück Zeit.
Auf das Ver-und Entsorgen verzichteten wir, denn die Anlage auf dem Stellplatz in Bantry war ein Musterbeispiel für eine falsche Bauweise. Der Frischwasserhahn befand sich direkt über der Fäkalienentleerung. Nein, da verzichteten wir auf das Befüllen des Tanks.
Unser Tagesziel hört sich komisch an, denn wir machten uns auf den Weg zur einzigen Seilbahn Irlands. Dazu wechselten wir von der Mizen Peninsula (Halbinsel) auf die Beara Landzunge.
Pünktlich zu unserem Start hörte der Regen auf und die Sonne schaute vorsichtig hervor. Wieder fuhren wir durch spektakuläre Küstenabschnitte, diesmal auf dem Ring of Beara. Wieder ging es über kleine Straßen und durch kleinste Dörfer. Da uns die Landschaft in ihren Bann zog, stoppten wir mehrmals, um die Landschaft auf uns wirken zu lassen.
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Die kleinen und engen Straßen sowie die schöne Natur sorgten dafür, dass wir nur langsam voran kamen. So erreichten wir die Seilbahn erst zur Mittagszeit.
Wissenswertes über die Dursey Island Cable Car
Die eigentümliche Seilbah entstand um 1960. Die 360m lange Strecke verbindet die Insel Dursey mit dem Festland. Anfangs diente die Bahn zum Transport der Inselbewohner und ihrer Tiere. Mittlerweile steht der Tourismus im Vordergrund.
Das Besondere ist die Konstruktion mit zwei parallelen Tragseilen und einem Zugseil zum Antrieb. Diese Ausführung wählten die Erbauer, um windbedingte Schwankungen möglichst zu verhindern. Insgesamt ist die einfache Konstruktion nicht mit unseren Seilbahnen vergleichbar
Die Seilbahn und die kleine Insel sind mittlerweile so bekannt, dass sogar das deutsche Wikipedia der Anlage einen Eintrag widmete.
Auf dem kleinen Parkplatz mit Seilbahnblick holten wir die Mittagspause nach. Es gab immer Fahrgäste zu transportieren. Wir begnügten uns mit der Zuschauerrolle, da meine Frau die Mitfahrt ganz entschieden verweigerte.
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Nachdem wir dieses technische Kuriosum genügend gewürdigt hatten, führte uns die weitere Fahrstrecke an der Nordküste der Halbinsel entlang. Gefühlte 100km fuhren wir auf Single Track Roads bergauf und bergab.
Immer wieder gab es herrliche Ausblicke auf die Küste der Beara Peninsula und die am anderen Ufer liegende Kerry-Halbinsel. Obwohl und die Südseite von Beara bereits in ihren Bann gezogen hatte, fanden wir die Fahrt entlang der Nordseite spektakulärer. Die Landschaft wirkte karger und teilweise unbewohnt.
Irgendwann reichte es uns mit den Single Track Roads. Daher kam uns ein Hinweisschild auf einen Wohnmobistellplatz in Eyeries wie gerufen. Wir entschieden uns spontan, dort die Nacht zu verbringen. Nach einer Kaffeepause kam der Hund zu seinem Recht. Auf einem ausgiebigen Spaziergang durch die Innenstadt und die Felder von Eyeries konnte Sam den irischen Katzen und den Kühen den Krieg erklären.
Eine Sache begann uns langsam zu stinken, denn unser Wohnmobil entwickelte sich langsam zu einem Mülltransporter. Nachdem bereits die vorher besuchten Stellplätze keine Möglichkeit zur ordnungsgemäßen Müllentsorgung boten, setzte sich diese Unsitte in Eyeries fort. Dort bot man uns an, den Müll für 5€ zu entsorgen. Mittlerweile lag schon ein Müllsack im Keller des Mobils. Mal sehen, ob wir in Irland noch einen Mülleimer finden.
Mit Formel 1, Tatort und Fußball endete dieser spannende Urlaubstag
Pause in Sneem
Durch die sehr ruhige Lage verschliefen wir am Morgen. Erst der Start unserer Nachbarn weckte uns. Nach dem Frühstück sorgte ein äußerst unwilliger Wasserhahn an der V+E Station für die nächste Verzögerung . Die ca. 50l Wasser brauchten etwa 15 Minuten um in den Tank zu gelangen.
Weiter ging unsere Fahrt entlang der Nordküste der Beara Halbinsel. Die Strecke verlief weiter in Nähe des Meeres, die spektakulären Blicke vom Vortag wiederholten sich nicht.
In Kenmare, einem Zentrum der Region, statteten wir dem Supermarkt einen Besuch ab und bunkerten frische Lebensmittel. Leider gab es wieder nur Brot in angelsächsischer Leichtbauweise. Anschließend erhielt das Wohnmobil noch frischen Diesel. Wie schon so oft spukte der Automat meine Kreditkarte aus, akzeptierte aber die Giropay-Karte (EC-Karte) ohne Probleme.
Gut versorgt für die nächsten Tage begann unsere Fahrt auf dem bekannten Ring of Kerry. In der Reiseliteratur gibt es lange Abhandlungen, in welche Richtung die Halbinsel zu umfahren ist. Wir entschieden uns im Uhrzeigersinn zu reisen, da dies besser zu unserer geplanten Route passte. Dank dieser Entscheidung kamen uns die Reisebusse im Gegenverkehr entgegen.
Der Anfng der Strecke verlief völlig unspektakulär und fast langweilig. Sogar die Straßenbreite stellte keine Herausforderung dar. Bereits im ersten Ort an der Strecke sahen wir auf der Durchfahrt einen sehr schön gelegenen Wohnmobilstellplatz direkt im Ort. Spontan beschlossen wir, unsere Fahrt zu unterbrechen und dort den Rest des Tages zu verbringen.
Schnell wendeten wir und fuhren zum Stellplatz in Sneem. Auf dem am frühen Nachmittag noch fast leeren Gelände suchten wir uns eine Parzelle mit unverbaubarem Blick auf den Fluss und die Berge aus und richteten uns häuslich ein. Später, bei der Anmeldung im nahen Pub gelang es uns sogar, unseren gesammelten Müll zu entsorgen, denn auf dem Stellplatz gab es wieder keine Mülleimer.
Den Nachmittag verbrachten wir in dem kleinen Örtchen Sneem. Dort gab es alles, was das Herz eines Touristen begehrt. Take Away, Pizza, Souveniers und einen Pub. Sehr interessant war, dass die Geschäfte im Rythmus der Reisebusse arbeiteten. Am Morgen sperrten die Läden passend zu den ersten Bussen die Tür auf. Kaum verließ der letzte Bus am Abend den Ort, schon begannen die Aufräumarbeiten zum Feierabend.
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Am späten Abend beobachteten wir noch aus dem Wohnmobil einen Reiher, der im auflaufenden Wasser auf Beute wartete.
Unterwegs auf dem Ring of Kerry
Der Dienstag begann wie immer mit den Routinedingen. Hundegasse, Frühstück und die Ver-und Entsorgung mussten erledigt werden, bevor es endgültig auf den Ring of Kerry ging.
Wie erwartet steigerte sich die Strecke langsam. Irgendwann führte die Straße so hoch am Berghang entlang, dass der Blick aus dem Seitenfenster Flugzeugfeeling aufkommen ließ. Wieder einmal legten wir unterwegs mehrere Fotostops ein, damit auch der Fahrer die Landschaft bestaunen konnte.
Am höchsten Punkt der Strecke gelangten wir auf einen Parkplatz. Den Plan, dort unsere Mittagspause zu verbringen, strichen wir, da der dort herrschende Wind das Wohnmobil immer wieder kräftig durchschüttelte. So blieb es bei einigen Fotos und beim Beobachten der Bustouristen , die in nicht passender Kleidung gegen den Wind kämpften.
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Auf der Abfahrt hinab auf Meereshöhe entschieden wir uns, noch die Skelligrunde in Angriff in Angriff zu nehmen. Schon nach wenigen Metern merkten wir den Unterschied zum Ring of Kerry. Die Single Track Roads begannen.
Spektakuläre Straßen auf dem Ring of Skellig
Wieder einmal ging es bergauf und bergab durch die sehenswerte Landschaft. An einem kleinen Sandstrand holten wir die ausgefallene Mittagspause nach und gingen mit dem Hund einige Schritte durch die Wiesen.
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Es folgte eines der spektakulärsten Straßenstücke, die wir jemals befuhren. Eine einspurige Strecke mit ca 18% Steigung und mehreren Spitzkehren führte uns auf eine Passhöhe. An einer Spitzkehre drehten meine Reifen beim Anfahren durch, nachdem ich den Gegenverkehr durchgelassen hatte.
Oben, auf 300m über Meeresspiegel befand sich ein kleiner Parkplatz Alle Besucher kämpften beim Aussteigen aus dem Auto mit dem Wind. Jeder Schritt fiel schwer. Selbst beim Fotografieren galt es, sich einen sicheren Stand zu verschaffen.
Die Abfahrt vom Berg lies sich einfacher bewältigen. Schnurgerade ging es steil hinab. Der Vorteil war, dass der Gegenverkehr schon einen Kilometer im Voraus erkennbar war.
Die Insel Valentia ließen wir aus und folgten wieder dem Ring of Kerry bis Cahersiveen. Auf dem dortigen Campingplatz hatten wir Glück. denn wir bekamen einen der letzten freien Plätze direkt am Wasser.
Den Rest des Tages verbrachten wir auf dem Campingplatz. Es wurde Zeit, die ganzen gesammelten Eindrücke zu verarbeiten und die Fotos zu sichern. Ebenso wanderten die ersten Zeilen dieses Berichtes in den Computer.
Weitere Artikel zum Thema:
- Teil 1: Die Anreise durch England, Cobh und Cork
- Teil 2: Die südlichen Halbinseln
- Teil 3: Der Ring of Kerry, die Cliffs of Moher und Galway
- Teil 4: Achill Island, Dublin, Kilkenny und die Rückreise
letzte Änderung 03/03/2023