Bisher ging es in der Serie meist um die Standardausrüstung eines Wohnmobils. Jetzt geht es um die Erweiterungen. Ziel ist es, das Leben im Wohnmobil komfortabler zu gestalten.
Das Angebot auf den Elektroseiten der Zubehörlieferanten ist unüberschaubar. Für jeden Wunsch gibt es eine Lösung. Welche Erweiterungen sinnvoll sind, hängt von den Anforderungen der Besatzungen ab. So ist es z.B. für unsere Reisegewohnheiten eine Solaranlage nicht sinnvoll, während andere Mobilisten nicht ohne klarkommen würden. Meine Empfehlung ist es, anhand der Reisegewohnheiten zu überlegen, was wirklich erforderlich ist und was entbehrlich ist.
Die Verstärkung der Batterie
Viele Wohnmobile werden in der Standardausstattung mit einer 95Ah Wohnraumbatterie ausgeliefert. Damit kommt man klar, wenn keine mehrtägigen Aufenthalte abseits von Steckdosen geplant ist. Sonst wird es schnell eng mit der Energie. Dies gilt insbesondere für Fahrzeuge mit Kompressorkühlschrank.
Bei einem Fahrzeugneukauf kann es zweckmäßig sein, gleich eine Zusatzbatterie mit zu ordern. Später kann der Einbau einer Zusatzbatterie zu Mehrkosten führen, da die vorhandene Batterie ebenfalls ersetzt werden muss. Es gilt der Grundsatz, dass nur in etwa gleichalte Batterien des gleichen Typs parallel betrieben werden sollen.
Die Solaranlage
Eine gute Möglichkeit für Freisteher oder Vielverbraucher ist es, die elektrische Anlage mit einer Solaranlage auszurüsten. Dazu werden Solarmodule auf das Dach des Fahrzeugs geklebt oder geschraubt. Die Verbindung zur Wohnraumbatterie übernimmt der Solarregler.
Bei der Auswahl der Module kommt es sehr auf den verfügbaren Platz auf dem Fahrzeugdach an. Weiterhin ist zu bedenken, dass die Module die angegebene Leistung nur unter wirklich optimalen Bedingungen, die auf dem Fahrzeugdach nicht erreicht werden können, abgeben. In der Praxis wandert wesentlich weniger Sonnenenergie in die Batterie.
Leider sinkt die Ausbeute der Solarzellen im Winter extrem. Beim Wintercamping reicht die Ausbeute bei einer üblicher Anlagengröße von 200Wp nicht aus, um den Verbrauch zu decken. Aus diesem Grund verzichten wir auf Sonnenenergie im Fahrzeug. Unsere Überlegungen zu diesem Thema habe ich in in dem Artikel: „Sonnenstrom – Für uns keine zweckmäßige Lösung“ näher beschrieben.
Das Modulangebot auf dem Markt ist fast unüberschaubar. Die Spannweite reicht von günstigen Komplettpaketen aus China bis zu High-Tech Produkten mit Zellen aus deutscher Fertigung. Für die Montage auf dem Dach gibt es viele Möglichkeiten. Im Netz gibt es dazu reichlich Fundstellen mit guten Ideen. Gleiches gilt für die Kabelführung vom Dach zu den Anschlusspunkten der Bordelektrik.
Der Ladebooster
Eine weitere Technik zum Laden der Batterie sind die Ladebooster. Vereinfacht dargestellt sorgen diese elektronischen Kästen für ein schnelleres Aufladen der Wohnraumbatterie während der Fahrt. Nach der Montage reichen kürzere Fahrstrecken aus, um die Batterie wieder nachzuladen.
Hintergrund der Technik ist es, dass die Batterieladung durch die Lichtmaschine nicht optimal abgestimmt erfolgt. Selten liegt die optimale Ladespannung an. Ein Ladebooster wandelt die Ladespannung so um, dass die Ladung des Bordakkus möglichst optimal erfolgt. Insbesondere die neue Energiespartechnik der Euro 6 Fahrzeuge passt nicht zu den Anforderungen eines Wohnmobils.
Für Besatzungen, die selten länger an ein einem Ort stehen und meist nur Kurzstrecken zum nächsten Ziel fahren, sind Ladebooster eine sinnvolle Investition um immer über ausreichend Batteriestrom zu verfügen.
Leider ist der Einbau nicht ganz einfach, da massiv in die werksseitige Verdrahtung eingeriffen werden muss. Hier ist der Fachmann gefordert.
Der Wechselrichter
Manchmal erforderlich, Geräte mit der üblichen Netzspannung von 220V im Wohnmobil zu betreiben. Für diesen Zweck gibt es Wechselrichter, die 230V aus der Bordbatterie zur Verfügung stellen. Meist geht es um Geräte mit einem hohen Energieverbrauch, wie z.B. die Kaffeemaschine oder der Fön.
Die Gerate werden meist direkt an die Batterie angeschlossen, wandeln die 12V-Bordspannung um und stellen an einer üblichen Steckdose 230V bereit. Je nach Leistungsfähigkeit der Wechselrichter können beliebige Haushaltsgeräte angeschlossen werden.
Leider haben diese Umformer einen gravierenden Nachteil. Bei der Nutzung treten sehr hohe Ströme (>100A) auf der 12V Seite auf. Diese Werte gilt es zu beherrschen, um Gefahrenquellen auszuschließen. Hinzu kommt eine starke Belastung der Batterie.
Auf der 230V-Seite steht meist nur eine Steckdose zur Verfügung. Diese Beschränkung liegt nicht an der Sparsamkeit der Hersteller, sondern dient der elektrischen Sicherheit. Spätestens wenn es um den gleichzeitigen Betrieb mehrerer 230V-Verbraucher geht, ist es erforderlich, sich tiefer mit der elektrischen Sicherheit zu beschäftigen. Eine fachlich einwandfreie Verbindung des 230Volt Bordnetzes mit dem Wechselrichter bedarf guter Kenntnisse. Wieder einmal ist der Fachmann gefragt.
[su_box title=“Meine Meinung“ style=“soft“ box_color=“#3333″]Wie immer, wenn es um die Frage von Zusatzeinbauten geht, steht die Frage des Nutzens im Vordergrund. Hinzu kommen die Ansprüche an den Komfort auf Reisen. So kommen wir gut ohne Batteriekomputer, Wechselrichter und Kaffeemaschine aus. Da sich unser Fernsehkonsum in Grenzen hält, benötigen wir hierfür auch keine großen Energiemengen.
So ist meine Empfehlung für Neueinsteiger ganz einfach. Am Anfang steht das Reisen mit dem Mobil. Ja, es ist möglich, mit der serienmäßig installierten Elektrotechnik schöne Reisen zu unternehmen. Aus den dabei gesammelten Erfahrungen kommen dann die Wünsche zur Verbesserung des Komforts. Die eine oder andere Zusatzeinrichtung kann dann bedarfsorientiert nachgerüstet werden.
Eine Ausnahme gibt es für mich bei diesem Vorgehen. Für Fahrzeuge mit Kompressorkühlschrank halte ich eine Verstärkung der Wohnraumbatterie für unumgänglich. Mit der Serienausstattung wird es dann schnell eng.
Manchmal höre ich, dass ein Wechselrichter benutzt wird, um Handys, Fotoapparate oder Computer unterwegs zu laden. Wir sind einen anderen Weg gegangen und laden den gesamten Gerätepark mit der 12V Bordspannung. Dafür haben wir eine USB-Mehrfachsteckdose unter dem Tisch eingebaut.
Insgesamt folge ich dem Gedanken:“Weniger ist manchmal mehr.“ So bleibt die eingesetzte Technik überschaubar, das Fahrzeuggewicht wächst nicht unnötig an und die Gefahr von Defekten wird eingeschränkt.[/su_box]
Wichtiger Hinweis: Arbeiten an der elektrischen Anlage eines Kraftfahrzeugs dürfen nur von entsprechend ausgebildeten Fachkräften durchgeführt werden. Die auftretenden hohen Ströme können zu Bränden führen. Für die Arbeiten werden Spezialwerkzeuge und Messgeräte benötigt, die nicht in jeder Hobbywerkstatt vorhanden sind. Dieser Artikel dient nur zur Information und stellt keine Anleitung zum Selbstbau dar.
Bisher erschienene Artikel in dieser Reihe
letzte Änderung 22/09/2023