Unsere Erfahrungen mit gemieteten Wohnmobilen

In der kleinen Serie 25 Jahre Wohnmobil geht es heute um den Einstieg. Wie bei vielen Besatzungen begann unsere Wonhnmobillaufbahn mit einem Mietmobil. Natürlich zahlt man auch Lehrgeld. Im folgenden Artikel beschreibe ich die Erfahrungen, die wir als Neulinge sammelten. Zum Schluss gibt es noch einige Tipps für Mieter.

Der folgende Artikel ist schon mehrere Jahre alt. Eine Aktualisierung des Inhalts erfolgt nicht mehr. Daher kann es sein, dass sich die Dinge verändert haben, Dennoch kann ein älterer Post immer noch interessante Informationen und Anregungen enthalten.

Abend am Rhein

Der Auslöser

Es begann damit, dass sich die innerdeutsche Grenze öffnete. Wir planten, so schnell wie möglich eine kleine Rundreise durch die neuen Bundesländer zu unternehmen. Als Zeltcamper kamen wir dabei auf die Idee, ein Wohnmobil zu mieten. Durch einen Arbeitskollegen erfuhren wir von einer kleinen Vermietfirma.

Schnell war ein Termin vereinbart. Wir schauten uns die Fahrzeuge an und schlossen einen Mietvertrag ab.  In der Nachsaison gab es günstige Angebote.

Am Urlaubsbeginn verlief die Übergabe reibungslos. Der Inhaber erklärte uns das Fahrzeug in aller Ruhe und wies uns ein. Das Abholen dauerte ca. 1 Stunde, anschließend startete unser Abenteuer Wohnmobil.

Mit leicht feuchten Händen fuhr ich das Mobil vor unsere Haustür. Das Packen begann. Dank vieler Vorüberlegungen gelang es uns schnell, unsere Utensilien einzupacken. Es begann der Kampf mit dem Fahrradträger. Wer erklärt es dem Anfänger, dass es erforderlich werden kann, die Lenker zu drehen, wer erklärt es, dass die Räder mit unterschiedlicher Fahrtrichtung besser auf den Träger passen?

Die erste Reise im Mietmobil

Burg an der Donau

Am nächsten Morgen ging es los. Das erste Ziel war die sächsische Schweiz. Vor einer Baustelle musste ich scharf bremsen. Ein Schlag hallte durch das Wohnmobil, Bestecke flogen uns um die Füße. Bei einer kleinen Kaffeepause hatten wir vergessen, die Schublade wieder zu verriegeln. Zum Glück gab es keine bleibenden Schäden. Diese kleine Panne führte bei uns zu einem Ritual, dass wir bis heute beibehalten haben. Vor jeder Abfahrt führen wir eine Kurzprüfung durch. Alle Schränke, insbesondere der Kühlschrank, Bad und Fenster werden kurz überprüft, bevor die Fahrt fortgesetzt wird. Wir sind ja lernfähig.

Stellplätze fanden wir damals nicht. Wir übernachteten auf Campingplätzen oder auf Parkplätzen. Entsorgungseinrichtungen fehlten ebenso. Die Kassette entleerten wir auf dem Campingplatz-WC. Allerdings fanden wir keine Lösung für das Grauwasser. Ich gebe es hier zu, dass wir auf dieser Reise zweimal zum Umweltsünder wurden und unser Waschwasser in die Natur entsorgten. Uns fehlte ein Kanister, der uns den Transport in die Waschräume ermöglicht hätte. Wer erklärt Neulingen schon, dass man das Abwasser zur Not auch mit der zuvor geleerten Toilettenkassette abtransportieren kann?

Wir verlebten eine schöne Zeit und lernten den anderen Teil der Republik kennen. Wir genossen das Reisen mit dem Mobil und die Unabhängigkeit. Nachdem die Fahrzeugrückgabe ebenfalls reibungslos verlief, stand schon fest, im nächsten Urlaub wird es eine längere Wohnmobiltour.

Wiederholungen

Wieder mieteten wir ein Fahrzeug, diesmal ging es nach Schweden. Die Reise war schön, aber wir zahlten wieder unser Lehrgeld. Schon beim Start unterschätzen wir die Zeit zwischen Abholung und Reisebeginn. Es dauerte seine Zeit, bis der ganze Krempel für 3 Wochen verstaut war. Es wurde eng mit der reservierten Fähre, klappte aber gerade noch. Ein Wohnmobil ist eben kein Rennwagen.

Unterwegs gab es kleinere Pannen, die auf die unerfahrene Besatzung zurückzuführen waren. Einmal stand das Fahrzeug so schief, dass wir kaum schlafen konnten (keine Keile!), ein anderes Mal erreichten wir die Abwasserentleerung nicht (kein Schlauch im Fahrzeug).

Den schlimmsten Fehler begangen wir bei der Anmietung. Entgegen unserer ersten Reise wollten wir das Mobil gereinigt zurückgeben, um die Endreinigungskosten zu sparen. Geiz ist geil. Nach einer langen Fahrt erreichten wir am Abend unsere Wohnung. Obwohl wir müde und kaputt waren, räumten wir noch die meisten Sachen aus dem Fahrzeug. Am nächsten Morgen endete die Nacht bereits um 6.00Uhr, da das Auto um 11:00Uhr sauber beim Vermieter stehen musste. Wir schafften es rechtzeitig, aber den Aufwand für eine gründliche Innenreinigung hatten wir total unterschätzt. Die spätere Rechnung der Polizei für 62km/h innerorts verbuchte ich in der Rubrik Lehrgeld.

Schwierigkeiten bei der Rückgabe

Wir mieteten noch öfter ein Mobil und lernten viel. Leider verkaufte unser Stammverleiher sein Geschäft. Der neue Besitzer expandierte und das Unternehmen vergrößerte sich riesig. Damit begannen die Probleme. Bei der Abholung stand das Fahrzeug nicht bereit, der Mieterwechsel war innerhalb einer Stunde geplant. Die Kontrolle bei Übergabe erfolgte schlampig, bei der Rückgabe dafür sehr genau. Es fehlten Stromkabel und Adapter im Fahrzeug, die bisher immer dabei waren. Die Gasflaschen waren bereits bei der Übergabe fast leer, dafür der Abwassertank voll.

Dennoch waren wir mit der Krankheit Wohnmobil infiziert und unternahmen noch weitere Reisen. Erst nach der Geburt unserer Kinder legten wir eine Wohnmobilpause ein. Einmal mieteten wir noch ein Mobil für uns 4 Personen, dann kam das eigene Mobil vor das Haus.

Ein besonderes Erlebnis

Ein besonderes Erlebnis hatte ich bei der letzten Rückgabe des gemieteten Wohnmobils, dass ich kurz schildern möchte. Man lernt ja nie aus.

Die Kontrolle war fast beendet, die mir bisher unbekannte sehr genaue Prüferin fand bisher keinen von uns verursachten Schaden. Beim Ausfüllen des Protokolls schaute die Dame am Fahrzeug entlang. In der Sonne konnte man erkennen, wo die Holzverstrebungen unter der Aluhaut eingebaut waren. „Was ist denn hier passiert, da ist ja die ganze Seite leicht eingedrückt“ fragte sofort die Frau.

Völlig fassungslos, sicher mit offenem Mund stand ich da. Wie erkläre ich jetzt, dass dies bei der Bauart normal ist? Es entstand ein unerfreuliches Gespräch. Es endete mit meiner Forderung, sofort einen Gutachter hinzuzuziehen. Daraufhin verschwand die Dame im Büro. Nach einiger Zeit kam sie in Begleitung des mir bereits bekannten Werkstattmeisters zurück. Als dieser das Wohnmobil sah, grinste er breit und schüttelte, nur für mich sichtbar, den Kopf. Später erfuhr ich, dass ich die neue Chefin des Verleihers kennengelernt hatte.

Lassen Sie sich von meinen Erlebnissen nicht abschrecken, mieten Sie einmal ein Wohnmobil für einen Urlaub. Erst dann erkennt man, ob diese besondere Art der Reise und des Urlaubs etwas für die Familie ist. Wir hatten unterwegs immer viel Spaß und Entspannung.  Lassen Sie sich nicht von einigen Internetbeiträgen abschrecken, die alle schlimmen Dinge nur den Mietmobilbesatzungen zuschreiben. Jeder war einmal Anfänger und kannte sofort alle kleinen Tücken eines Wohnmobils.

Tipps für Mieter

Einige Punkte aus unserer Erfahrung möchte ich hier weitergeben. Natürlich gibt es viel mehr zu bedenken. Ich beschränke mich hier nur auf die Dinge, die vielleicht nicht so offensichtlich sind.

Bei Abschluss des Mietvertrages:

  • das Fahrzeug eine Nummer größer wählen
  • auf eine ausreichende Motorisierung achten
  • Welches Zubehör (Schlauch, Stromkabel, Keile) wird mitgeliefert?
  • Wenn es in den kühlen Norden geht, zwei Gasflaschen bestellen
  • Vollkaskovericherung mit abschließen, auch kleine Schäden können teuer werden!
  • Endreinigung klären

Bei der Abholung

  • alle Mängel, wirklich alle Mängel, auch den kleinen Kratzer am Tisch und die leichten „Astwischer“ an dem Fenster im Übergabeprotokoll vermerken lassen
  • alle technischen Einrichtungen erklären lassen und die Funktion prüfen, soweit es möglich ist.
  • Übergabe nicht unter Zeitdruck durchführen
  • Tankinhalte und Gasvorrat prüfen
  • Zubehör prüfen
  • Markise testweise ganz auskurbeln
  • Das Dach in Augenschein nehmen, notfalls mit einer Leiter (Hagelschaden?)
  • „Notrufnummer“ des Vermieters notieren

Auf der Reise

  • Die Fahretappen nicht zu lang planen. In 14 Tagen zum Nordkapp ist kein Urlaub
  • Nicht überall darf man freistehend im Wohnmobil übernachten, die Gesetze beachten und immer den gesunden Menschenverstand anwenden
  • Die Unterschiede zwischen Camping und Parken beachten, lieber einmal auf Markise und Stühle verzichten
  • Jede Ver- und Entsorgungsmöglichkeit nutzen, man weiss nie, wann die nächste Gelegenheit kommt

Bei der Rückgabe

  • genügend Zeit für Ausräumen und Reinigung einplanen
  • wirklich jede Ecke ausräumen, es gibt immer ein vergessenes Fach
  • bekannte neue Mängel notieren
  • falls ein Schaden entstanden ist, dokumentieren
  • falls es bei der Übergabe zu Diskussionen kommt, Zeugen hinzu bitten

letzte Änderung 04/02/2020