Norwegen mit dem Wohnmobil – Von Franken bis Flam

Norwegen, das Land der Fjorde, gehörte schon lange zu unseren Wunschzielen. In diesem Jahr schafften wir es, die Trolle und die wilde Landschaft mit dem Wohnmobil zu besuchen. Es war die erste längere Reise ohne unseren vierbeinigen Begleiter Beny, der uns kurz vorher für immer verlassen hatte.

Im folgenden Reisebericht geht es um unseren Besuch in Oslo(1), Kinsarvik (Hardangerfjord), Bergen, Flam und den Naeroyfjord. In weiteren Artikeln folgen unsere Erlebnisse in Sogndalen, Fjaerland, Hellesylt, Geiranger, Runde, Alesund und Rauma. Ganz zum Schluss besuchten wir nochmals Oslo(2)

Die Anreise

Mittlerweile kennen wir es schon, kurz vor der Reise sabotiert irgend  ein technisches Teil die Vorbereitungen. Mal streikte die Waschmaschine , im letzten Jahr war es die Kamera. In diesem Jahr traf es den Tacho des Wohnmobils.  Erst am Vorabend der Abreise stand das Mobil wieder vor der Tür.

Wie schon oft starteten wir  erst am Abend bzw. schon am Vorabend. Über freie Autobahnen , dem Brückentag sei Dank, ging es gut voran. In der Nähe von Leipzig fanden wir einen Platz für die Nacht.

Am nächsten Tag führte  unser Weg weiter  gen Norden. Natürlich durfte der bei uns obligatorische Einkauf der vergessenen Kleinigkeiten nicht fehlen.

Da wir keine Zeitnot hatten, nutzten wir die B4 über Gifhorn und Uelzen nach Lüneburg. In der heide fielen uns einige an der Straße geparke Wohnmobile auf. Allerdings würden wir nie neben diesen Fahrzeugen mit den roten Herzen parken. Schließlich wollten wir bei der Gewerbeausübung nicht stören.

Die Passage durch den Elbtunnel verlief ohne Stau und Verzögerungen. Der Stau begann erst in der Großbaustelle an der Tunnelausfahrt. Kaum lag der Stau hinter uns,  schon reihte sich Baustelle an Baustelle. Die Autobahn von Hamburg bis Kiel empfanden wir als eine einzige Baustelle.

Da wir noch viel Zeit bis zur Abfahrt unserer Fähre hatten, legten wir eine längere Pause mit einem kleinen Schläfchen ein, bevor wir endgültig den Fährhafen ansteuerten.

Auf der Fähre Kiel – Göteborg

Nach dem schellen Check-In durften wir in den Bauch der Stena Germanica  fahren. Über eine Rampe leiteten uns die Stauer es auf das Deck 5 der Fähre hinauf. Wir schnappten unsere gepackten Sachen für die Nacht und verließen unser Wohnmobil.

Zum Glück überlegte es sich das Wetter noch rechtzeitig, so dass wir die Ausfahrt aus der Kieler Förde ohne Regen an Deck miterleben konnten. Da die Aida Luna und die MS Ochestra ebenfalls mit uns aus Kiel ausliefen, gab es viel zu sehen. Zusätzlich unterhielt uns eine Band aus Göteborg mit flotter Musik. So merkten wir das schlechte Wetter kaum.

Der Rest des Tages verlief ohne große Ereignisse wie auf Fähren üblich.  Kurz vor Mitternacht gingen wir noch einmal an Deck, um die Durchfahrt unter der Brücke über den Großen Belt mitzuerleben. Durch den sehr frischen Wind blieb es bei einer kurzen Stippvisite.

Schon gegen 5Uhr wecke uns das erste mal die Morgensonne, die in unser Kabinenfenster schien. Dennoch drehten wir uns noch einmal um und schliefen, bis  der Wecker uns um 7:00Uhr  endgültig aus dem Schlaf holte.

Mit Morgentoilette und Frühstück verging die Zeit schnell. Den letzten Teil der Überfahrt erlebten wir wieder an Deck und beobachtetem die Einfahrt nach Göteborg. Durch die ungünstige Parkposition auf einem der oberen Decks gehörten wir zu den letzten Fahrzeugen, die vom Schiff rollten.

Schnell durchquerten wir das am Sonntag sehr ruhige Göteborg und nahmen Kurs auf Oslo. Bei wechselhaften Wetter fuhren wir an der Westküste entlang Richtung Grenze. Die Wegweiser an der Strecke erinnerten uns an unsere früheren Reisen durch Schweden.

An der Grenzbrücke über den Svinesund  erlebten wir die erste Autopass Kontrollstelle. Ganz selbstbewusst nutzte ich die Autopass-Spur. Ich bin gespannt, ob das im Netz beschriebene Verfahren funktioniert.  Sobald meine Abrechnung vorliegt, werde ich dem Thema Maut in Norwegen noch einen eigenen Artikel widmen.

Oslo am Nationalfeiertag

Dank unseres Navis erreichten wir schnell den Campingplatz Oslo Bogstad in der Nähe des Holmenkollen. Nach einer kleinen Pause machten wir uns mit dem Bus auf den Weg in die Innenstadt.

Wieder einmal erlebten wir einen Nationalfeiertag eines Landes mit. Für uns völlig unvorstellbar feierten die Norweger ihr Land. In Oslo trugen viele Menschen Tracht, selbst die Teenager griffen zu Sakko und Anzug. Überall in den Lokalen wurde gefeiert. Teilweise schmückten Flaggen die Autos.

Wir vermieden den Schwerpunkt und besuchten die alte Festung Akershus. Die Ausblicke von den Festungsmauern auf den Fjord machten den Gang durch die historische Anlage lohnenswert. Nachdenklich stimmte uns, dass  auf der Festung ein Herr Filbinger (ehemaliger Ministerpräsident  Ba-Wü) im zweiten Weltkrieg einige Todesurteile unterschrieben haben soll.

Das Wetter hielt, bis wir die neu errichtete moderne Oper erreichten. Dort begann es leicht zu regnen. Wir entschieden uns, mit dem nächsten Bus zum Wohnmobil zurück zu fahren. Gemeinsam mit vielen vom Feiern müden Norwegern erlebten wir, wie der Busfahrer sich mühsam durch das Nationalfeiertags-Verkehrschaos kämpfte.

Stadtbesichtigung in Oslo

Der Montag begann mit Sonnenschein. Nach dem üblichen Morgenprogramm, leider ohne Hundegasse, machten wir uns auf den Weg zum Holmenkollen.

Der Bus vom Campingplatz brachte uns zur U-Bahn, in Oslo T-bane genannt. Schon die Fahrt war lohnenswert. Die Strecke schlängelt sich durch Vororte immer den Berg hinauf. Ständig gab es neue interessante Ausblicke auf die Stadt und den Fjord. Wir fanden diese „Bergbahnfahrt“ sehr schön und lohnenswert.

An der Sprungschanze standen wir plötzlich mitten in einer großen Menschenmenge. Die Reisenden eines Kreuzfahrtschiffes besuchten mit ca. 10 Reisebussen die Sportanlage. Selbst die Toilettenschlange wuchs  endlos an.

Zum Glück fand der Spuk schnell ein Ende. Die Reiseleiter riefen die Passagiere zurück zu den Bussen. Wir konnten uns weiter in Ruhe umschauen. So bestaunten wir die aus dem Fernsehen gut bekannte Biathlonanlage, auf der einige Athleten mit Rollskiern ihre schnellen Runden drehten. Sogar Schießübungen fanden statt.

Mit einem Schrägaufzug gelangten wir hinauf zum Ablaufbalken der Sprungschanze. Der Blick über die Stadt und die umgebende Landschaft war unbeschreiblich. In der Ferne sahen wir den Schnee auf dem Fjell in der Sonne glitzern, zu unseren Füßen lag das frühlingshafte Oslo mit dem Fjord und den Inseln. Ganz nebenbei lernten wir etwas norwegisch für Anfänger : Hoppetarn  = Sprunturm

Die T-bane brachte uns zurück in die Innenstadt. Wir schlenderten durch die Karl Johans Gate vom Schloss bis zum Bahnhof, vorbei an Nationaltheater und Parlament. Unterwegs gab es noch einen kleinen Imbiss zur Stärkung.

Zum Abschluss des Rundganges holten wir noch die Erstbesteigung des Opernhauses nach. Wenn sich einmal eine Chance bietet, der Oper auf das Dach zu steigen, sollte man die Möglichkeit nutzen. Es zeigte sich, dass die spektakuläre Architektur von den Menschen angenommen wird. Viele Besucher tummelten sich auf dem mit Marmorplatten künstlerisch belegtem Dach. Das Gebäude ist für Fotografen ein Glücksfall. An anderer Stelle wird es irgendwann noch mehr Bilder zu sehen geben.

Anschließend reichte uns unsere Besichtigungstour für den ersten richtigen Urlaubstag. Der uns bereits gut bekannte Bus brachte uns zum Campingplatz zurück. Den Rest des Tages verbrachten wir bis auf einen kleinen Abendspaziergang zum nahen Bogstad-See  auf dem Campingplatz. Sogar unsere Campingstühle kamen in der wärmenden Frühlingssonne zu Einsatz.

Von Oslo an den Hardangerfjord

Schon in der Nacht hörten wir das vertraute Trommeln auf dem Dach. Es regnete den ganzen Morgen. So verlief der Start zögerlich. Wieder einmal durften wir die Ver-und Entsorgung des Mobils bei strömenden Regen durchführen. Hinzu kam, dass die Außentemperatur im einstelligen Bereich lag.

Wir fuhren  anschließend durch das regnerische Oslo auf die RV40 in das Numedal. Der Regen blieb uns treu. Erst als wir am Ende des Tales angekommen waren, hörte der Regen auf. Es begann leicht zu schneien. Zum Glück besserte sich das Wetter rasch. Teilweise kam die Sonne zum Vorschein.

Ab Geilo fuhren wir durch die schneebedeckte Hardangervidda. Teilweise türmten sich noch hohe Schneeberge neben der Straße auf. Mittlerweile erschwerte die helle Sonne über den endlosen Schneeflächen das Fahren.  Leider konnten wir nicht parken, um die tolle Landschaft, den Schnee und die Sonne zu geniessen, denn die Parkplätze an der Straße waren noch nicht von den Schneemassen befreit.

Kurz vor Eidfjord stoppte ein Straßenarbeiter unser Fortkommen. In gutem Englisch erklärte er uns, dass wir auf Grund von Bauarbeiten ca. 10 Minuten warten müssen, bis wir in den Tunnel fahren dürfen. Pünktlich erschien ein Baufahrzeug und setzte sich vor uns. Wir erhielten ein Zeichen, dem Führungsfahrzeug zu folgen. So passierten wir die Baustelle im schlecht beleuchteten Tunnel ohne Probleme.

An der neuen Brücke über den Hardangerfjord legten wir einen kurzen Stopp ein, um uns das Bauwerk in Ruhe anzusehen. Die Brücke kann mit vielen bekannten Artgenossen in der Welt mithalten. Allerdings wirkt das riesige Bauwerk in der gewaltigen Landschaft fast zierlich. Die bekannte Köhlbrandbrücke in Hamburg ist wesentlich kleiner.

Auf der Weiterfahrt erlebten wir den ersten Kreisverkehr in einem Tunnel. Die norwegischen Straßenbauer haben immer wieder erstaunliche Ideen. In Kinsarvik beendeten wir den langen Fahrtag von der Landeshauptstadt in die Region der Fjorde. Wir fanden einen Campingplatz mit einem schönen Fjordblick und beendeten den Tag mit einem kleinen Spaziergang am Fjordufer.

Leider gibt es kaum Bilder der Etappe, denn im Regen hatte ich keine Lust zum fotografieren und später, im Schnee auf der Hardangervidda, fehlte die Parkmöglichkeit.

Ein Ruhetag am Hardangerfjord

Nach den ereignisreichen Tagen beschlossen wir, unseren Stellplatz mit schöner Fjordsicht zu einem Ruhetag zu nutzen. So begann der Tag spät und langsam. Am Vormittag beschränkten sich unsere Aktivitäten auf Lesen und eine Fototour an den Fjord

Wir genossen den Sonnenschein. Nach dem Mittagessen starteten wir zu einem kleinen Spaziergang. Direkt im Ort begann ein schöner Wanderweg immer an einem Fluss mit sehenswerten Stromschnellen entlang. Wir folgten dem Weg immer bergauf.

Da uns der Weg gut gefiel, liefen wir immer weiter bis zu einem Kraftwerk neben einem Wasserfall. Mit Fotopausen dauerte der „Spaziergang“ fast vier Stunden. Im Reiseführer lasen wir erst später, dass wir im Husedalen  am Vivippo entlang gewandert waren.

Die weiteren Aktivitäten beschränkten sich dann auf die Fjord- und Fährbeobachtung aus dem Wohnmobil, da sich die Sonne leider hinter Wolken versteckte. Sobald die Sonne verschwand, kühlte es sich merklich ab. Selbst mit Jacke wurde es draußen zum Sitzen zu kalt. Wieder kam die Heizung im Mobil zum Einsatz.

Bergen im Regen

Nach dem üblichen Morgenprogramm verliessen wir Kinsarvik. Nach wenigen Kilometern stand uns bereits der Höhepunkt der Fahrt bevor, die Überquerung der neuen Hardangerbru. Bevor man die Brücke erreicht, gilt es, einen unterirdischen Kreisverkehr, überwiegend blau beleuchtet, zu umrunden. Erst dann führt ein kurzer Tunnel direkt auf die Brücke. Nach Überquerung des Fjordes folgt sofort wieder ein Tunnel und ein Kreisverkehr im Berg. Erst nach 7km Tunnel führt die Straße wieder ins Tageslicht.

Hier ein kleines Video unserer Fahrt durch die norwegische Unterwelt und über die Brücke:

Über Voss erreichten wir gegen Mittag die regenreichste Stadt Europas, Bergen. Natürlich begann es bereits 20km vor der Stadt zu tröpfeln. Immerhin soll es an 260Tagen in Bergen regnen, weshalb sollte es bei unserem Besuch anders sein?

Unser Wohnmobil parkten wir auf dem gut besuchten Stellplatz an der Bergenshallen. Leider war kein Stromanschluss mehr frei, aber für eine Nacht sind wir autark. Beim Bezahlen gab es einen kleinen Kampf mit dem Automaten, der erst nach Ende des gesammten Vorgangs verriet, dass unsere Girokarte nicht akzeptiert wurde. So suchten wir unser norwegisches Kleingeld zusammen und schafften es gerade, die Summe zusammen zu bekommen.

Wir legten eine längere Mittagspause ein, bevor wir uns wasserdicht verpackt zu einer Stadtbesichtigung auf den Weg machten. Nach dem Motto „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“ ignorierten wir den Regen. Die Straßenbahn brachte uns schnell in die Stadtmitte.

Wir bummelten über den Markt und bewunderten die alten Holzhäuser Bryggen am Hafen. Die geplante Fahrt auf den Floyen fiel aus, da der Berg in den Wolken verschwunden war. Nach zwei Stunden in der Stadt war uns langsam kalt und nass. So machten wir uns auf den Heimweg.

Direkt an der Straßenbahnhaltestelle stürmten wir noch den Supermarkt, um unsere Vorräte aufzufüllen. Zurück im Mobil legten wir uns erst einmal trocken und ewärmten uns mit einem Tee.

Den Rest des Tages verbrachten wir ruhig, während der Regen beständig auf das Dach trommelte.

Von Bergen nach Flam – Der große Umweg

Nachdem uns das Prasseln auf das Dach durch die Nacht begleitet hatte, hörte es natürlich am Morgen nicht auf zu regnen. Nach einem  Blick auf das Regenradar beschlossen wir, unsere Zelte in Bergen abzubrechen, obwohl wir gern noch einmal in die schöne Innenstadt gefahren wären.

Wir versorgten das Auto mit Wasser und Diesel und machten uns auf den von der Hinfahrt vertrauten Weg. Leider versperrte nach ca. 20km ein Arbeiter den Weg. Die Verbindung von Bergen nach Voss mit vielen Tunneln war gesperrt. Man schickte uns auf eine Umleitungsstrecke.

Erst nach einigen Kilometern Fahrstrecke verstanden wir die Dimension der Ausweichstrecke. Die Route führte uns wieder an den Hardangerfjord zurück. Der Umweg betrug ca. 50km über kleine und enge Straßen, die dem Verkehr auf der Strecke Oslo – Bergen nicht gewachsen waren.

Irgendwie hatten wir das Gefühl, eine Zeitreise zu unternehmen.  Vor 23 Jahren, bei unserem ersten Besuch in Norwegen, erlebten wir bei Voss ebenfalls eine Straßensperre und eine ähnliche Umleitung. Damals war uns der Umweg zu groß und wir strichen den Besuch in Bergen.

Diesmal fuhren wir die gesamte Umleitung. Die enge Straße von Norheimsund bis Granvik, ca. 40km, durfte nur im Kollonnenverkehr befahren werden. Diese verkehrslenkende Maßnahme war dringend erforderlich, da die LKW an den engen Stellen für  eine totale Blockade gesorgt hätten. So ging es flott am Fjord entlang, da wir das Glück hatten, sofort mit einer Gruppe von ca. 100 Fahrzeugen auf die in die 40km lange Einbahnstraße geschickt zu werden.

Am Ende bei Granvin erwarteten uns bereits hunderte von Fahrzeuge im Gegenverkehr.  sehensüchtig unser Eintreffen. Die Fahrzeuge durften erst weiterfahren, nachdem unsere Kolonne durchgefahren war. So benötigten wir für ursprünglich geplante Strecke von 150km fast fünf Stunden.

Zum Glück gab es viel zu sehen, denn die Schneeschmelze und die Regenfälle des letzten Tages sorgte für viel Wasser in den Flüssen und Wasserfällen.

In Flam angekommen, fanden wir einen schönen Platz auf dem dortigen Campingplatz. Der Regen hatte ein Einsehen mit uns, so erwischten wir eine trockene Stunde für einen ersten Rundgang durch das Örtchen und den riesigen Souvenier- und Pulloverladen. Mit einem ruhigen Abend und laufender Heizung endete dieser vom Wetter und von Umleitungen geprägte Tag.

Flam und die Flambahn

Nach einer unruhigen Nacht, durch einzelne heftige Sturmböen schwankte unser Wohnmobil wie auf hoher See, begann der Tag spät und langsam.

Dann schaffte es der Sonnenschein, uns zu neuen Taten zu motivieren. Wir machten uns auf zum  Bahnhof, um die 20km lange Zugfahrt nach Myrdal und zurück anzutreten.

Im schwach besetzten Zug genossen wir die Fahrt durch das schöne Flamsdalen. An einigen Stellen waren die Schäden des Unwetters von 2014 noch gut zu erkennen. Insbesondere die Straße scheint es an einigen Stellen hart getroffen zu haben.

Wie üblich stoppte der Zug für einen Fotohalt am Kjossfossen und die nordischen Elfen tanzten ihren Auftritt. Bei einer Aussentemperatur unter 10Grad ist es sicher kein Vergnügen, alle 20min im Spritzwasser des Wasserfalls zu tanzen.

Kurz vor Myrdal erreichten wir endgültig den Winter. Die Landschaft war noch völlig schneebedeckt. Da Myrdal nur aus einigen Ferienhütten und dem Bahnhof der Bergensbanan besteht, blieben wir gleich im Zug.

Die Entscheidung erwies sich als richtig, denn der Zug wurde richtig voll. Eine Gruppe rundreisegäste eines Kreuzfahrtschiffes füllte den Zug. Wir wechselten schnell die Sitzplätze, um die Rückfahrt aus einem anderen Blickwinkel erleben zu können, bevor das Gewühl begann.

Zu uns setzte sich eine französische Familie. Wieder einmal fiel uns die schlechte Bildung der französischen Teenager auf. Die Eltern mussten erklären, was ein Fjord ist. Die englischen Ansagen verstanden die Kinder nicht.

Wir genossen noch einmal das schöne Tal und erinnerten uns an unsere Radtour durch das Tal vor 23Jahren. Damals war unsere ältere Tochter schon im Bauch dabei und die Tour strengte meine Frau sehr an, insbesondere das viele Bremsen.

Wieder in Flam angekommen, besichtigten wir das gut gemachte, kleine Flambahnmuseum, bevor wir im Wohnmobil eine späte Mittags- und Kaffeepause einlegten.

Mit dem Rad am Fjord entlang

Um den Sonnenschein zu nutzen, beschlossen wir, noch eine kleine Radtour zu unternehmen. Als Ziel wählten wir Aurland, den nächsten Ort am Fjord aus. Auf einem Rad- und Fußweg radelten wir am Wasser entlang. Immer wieder boten sich reizvolle Blicke auf die Landschaft. Da es immer viel zu sehen gab, bemerkten wir nicht, dass wir auf unserer Tour fast 20km zurücklegten.

Am Abend erlebten wir den Schreck in der Abendstunde. Unsere Nachbarn klopften, denn unser Mobil war dafür verantwortlich, dass der Fehlerstromschalter an der Stromsäule immer wieder auslöste. Sofort kam der Ingenieur in mir zum Vorschein. Schnell einige Versuche, ja unser Mobil verursachte wirklich den Stromausfall. Unser Kühlschrank scheint die 220V nicht mehr zu vertragen.

Nur wenig später signalisierte die erste Gasflasche, dass das Gas zu Ende geht. Oh je, bei einem Verbrauch von einer Flasche pro Woche werden wir in der dritten Woche frieren müssen. Mal sehen, wie wir das Problem lösen können. Auf wärmere Temperaturen, insbesondere in der Nacht, hofften wir nicht. Mit dem European Songcontest im norwegischen Radio ging ein schöner Urlaubstag zu Ende.

Viel Regen in Flam

Der Tag begann sehr zeitig, da ich mir den Anlauf eines Kreuzfahrtschiffes nicht entgehen lassen wollte. So startete ich schon vor 8:00 Uhr zum Hafen. Die Norwegian Star befand sich bereits im Aurlandsfjord und steuerte Flam an. Ich beobachtete das Anlegen des Schiffes, ein Manöver dass an der kleinen Kaimauer nicht ganz einfach aussah.

Zurück im Wohnmobil gab es erst einmal Frühstück. Leider log der Wetterbericht nicht. Das alte Geräusch auf dem Dach kam zurück. Da wir erst nach den Feiertagen einen Gashändler in der Nähe aufsuchen wollten, folgte ein weiterer ruhiger Tag in Flam. So blieb Zeit für die Sicherung der Fotos und zum Schreiben des Reiseberichtes. Dank des kostenlosen Netzzugangs konnte ich sogar die üblichen Wartungsarbeiten am Blog erledigen und einige Leserfragen beantworten.

Zu unserem Glück hörte der Regen am Nachmittag auf und unsere Unternehmungslust kehrte zurück. Obwohl es draußen sehr frisch war, sattelten wir die Räder und radelten in das Flamsdalen.

Vor den Bergen hingen tief liegende Wolkenfetzen, ein interessanter Anblick. Bei der Fahrt durch das Tal viel uns erst richtig auf, welche Schäden das Hochwasser verursacht hatte. Überall sah man neue Uferbefestigungen oder Baustellen. Wir fuhren bis zur kleinen Kirche, die leider geschlossen war. Ein mehrsprachiges Schild wies darauf hin, dass das Gotteshaus erst nach Restaurierung der Hochwasserschäden 2016 wieder geöffnet wird.

Auf der Rückfahrt wählten wir den Weg über den Hafen und kamen genau richtig, um die Ausfahrt des Kreuzfahrtschiffes zu erleben. Es sieht spektakulär aus, einem Schiff dieser Größe beim Wenden zuzusehen. Gleichzeitig fragten wir uns, ob es sinnvoll ist, das Schiffe dieser Größe unbedingt bis an das Ende der Fjorde fahren müssen. Derzeit überfluten die Passagiere regelmäßig den den kleinen Ort. Sanften Tourismus stellen wir uns anders vor.

Durchgefroren und mit kalten Händen kamen wir wieder am Mobil an und wärmten uns erst einmal auf. Die Außentemperatur erreichte nie die 10 Grad C Markierung. Den Abend verbrachten wir wieder mit Büchern und Strickzeug.

Der Nærøyfjord

Der Tag begann ganz gegen die Routine der letzten Tage mit Sonnenschein. So stand unserem Plan, eine Bootstour zu unternehmen, nichts im Wege.

Von Flam ging es mit einem Kleinbus nach Gudvangen. Die 20km lange Strecke führt fast ausschließlich durch Tunnel. Gudvangen am Ende des Naeroyfjords bietet keine sehenswerten Dinge, da der Ort nur aus Anleger, Campingplatz und Restaurant besteht. Dennoch nutzten wir die Wartezeit auf das Linienschiff zu einem kleinen leckeren Imbiss in dem modern angelegten Selbstbedienungsrestaurant.

Die Abfahrt des Schiffes verzögerte sich erheblich, da eine Reisegruppe irrtümlich auf das Schiff gelangt war. Es dauerte einige Zeit, bis Alle den Irrtum bemerkt hatten und das Schiff wieder verließen. Eingekeilt zwischen bis zu 1800m hohen Bergen folgte das Schiff dem Fjord. An den Hängen gab es viele Wasserfälle zu bestaunen, die die Felsen hinab stürzten. Am Fjord liegen einige kleine Siedlungen, die auch heute noch nicht mit dem Auto erreicht werden können. Der Wasserweg ist die einzige Verbindung zur Aussenwelt.

Am Ende des Naeroyfjordes bog das Schiff in den Auerlandsfjord in Richtung Flam ein. Nach einem Halt in Undredal, einem Ort der erst durch den Straßentunnel mit Fahrzeugen erreichbar ist, fuhren wir an Aurland vorbei. So sahen wir unsere schöne Radfahrstrecke nochmals vom Wasser aus.

In Flam gestaltete sich das Anlegen schwierig, da mehrere Linienschiffe gerade den Hafen verlassen wollten und zwei Kreuzfahrtschiffe ihren Platz beanspruchten. Diesmal war die Reyndamm und die Saga Sapphire zu Gast.

Damit endet endgültig unser ungeplant langer Besuch in Flam. Der Hauptgrund für den langen Aufenthalt war das Wetter. Unsere erste Gasflasche war nach einer Urlaubswoche leer und Campinggas in Norwegen ist immer ein spannendes Thema.

Mittlerweile fanden wir heraus, dass es in Voss die Möglichkeit gibt, die Flaschen füllen zu lassen. Der nette Platzwart in Flam bestätigte unsere Informationen aus dem Internet. Morgen werden wir die Tankstelle aufsuchen, denn bei nächtlichen Außentemperaturen um den Gefrierpunkt möchten wir nicht ohne Gas frieren.

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letzte Änderung 28/02/2021