Gerade für Mieter von Wohnmobilen stahlt Norwegen eine große Anziehungskraft aus. Nach einem Zeitungsbericht besuchen über 60.000 Besatzungen das Land der Fjorde und der Mitternachtssonne. In diesem Jahr machten wir uns ebenfalls einmal wieder auf den Weg gen Norden.In diesem Post fasse ich unsere während der Reise gesammelten Erfahrungen zusammen und möchte ich einige Tipps weitergeben.
Unterwegs mit dem Mobil
Die Straßen in Norwegen weisen einige Besonderheiten auf und unterscheiden sich je nach Region und Besiedlungsdichte stark. Während im Süden im Großraum Oslo die Verkehrssituation mit deutschen Großstädten vergleichbar ist, gibt es in Fjordnorwegen immer wieder Streckenabschnitte, die nur einspurig befahrbar sind. Diese engen Passagen werden auch von LKW und Bussen genutzt. Es passierte uns einige Male, dass wir rangieren mussten, um entgegenkommende Fahrzeuge passieren zu lassen.
Diese Begegnungen liefen immer sehr partnerschaftlich ab. Nie erlebten wir, dass es in solchen Situationen kritisch wurde, da für die Norweger solche Situationen zu Alltag gehören.
Um größere Entfernungen zu überbrücken, erwies es sich als zweckmäßig, die grün beschilderten Europastraßen zu nutzen, da diese Strecken meist gut ausgebaut sind. Dennoch sollte man bei der Planung beachten, dass selbst auf Hauptstraßen maximal 60km in der Stunde zu bewältigen sind. Auf Nebenstraßen schafften wir selten über 40km in der Stunde. Hinzu kommen noch Wartezeiten und Verzögerungen an den Fähren über die Fjorde.
Oft vereinfachen Tunnel die Reise. Nach einer groben Abschätzung fuhren wir auf unserer Reise ca. 200km durch Tunnel. Das längste Bauwerk erreicht eine Länge von 24km, im Anschluss folgen zwei weitere Röhren mit 9km und 6km Länge.
Je nach Alter der Bauwerke unterscheidet sich der Zustand erheblich. Während in den neueren Tunneln das Fahren sehr angenehm ist, verfügen ältere Tunnel nur über eine einfache Beleuchtung. Sogar mit schärferen Kurven muss unter der Erde gerechnet werden.
Besonders ungünstig ist es, wenn ein Tunnel auf der Strecke gesperrt ist. Die Umleitung kann schnell zu einem 50km langen Umweg führen, da es landschaftsbedingt keine kürzere Alternative gibt. Solche Sperrungen werden viele Kilometer vorher angekündigt und entsprechende Umleitungen sind beschildert.
Zur Information gibt es eine leider nur in norwegischer Sprache vorhandene Webseite der Straßenverwaltung. Mit etwas Fantasie ist es jedoch möglich, den Inhalt der Seite zu verstehen. Dort findet man alle Baustellen und Sperrungen im Detail. Besonders wichtig ist die Seite, wenn es Winterschließungen von Straßen geht.
Die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird an vielen Stellen kontrolliert. Sogar in Tunneln befinden sich automatische Geschwindigkeitskontrollen, die netterweise meist vorher angekündigt werden. Wir gewannen den Eindruck, dass die meisten Norweger die Geschwindigkeitsbegrenzungen weitgehend beachten.
Straßenmaut in Norwegen
Um die aufwendigen Tunnel- und Brückenbauwerke zu finanzieren, entwickelten die Norweger ein Model, bei dem die Nutzer den Bau der Verkehrswege bezahlen. Eine Nutzungsgebühr wird fällig, bis die Baukosten bezahlt sind. Die Mauterhebung erfolgt automatisch durch unbesetzte Kontrollstellen. So kostete unsere Tour ca. 500NOK an Straßengebühren.
Manche Urlauber bekommen einen Schreck, wenn die erste Mautstelle durchfahren wird. Dazu besteht kein Grund, denn die Norweger haben an die Besucher aus aller Welt gedacht. Ausländische Fahrzeuge werden an den Mautstellen fotografiert und registriert. Einige Zeit nach der Reise erhält man für jede durchfahrene Mautstrecke eine separate Rechnung an die Anschrift des Fahrzeughalters. So hätten wir ca. 20 Rechnungen über Kleinbeträge erhalten.
Um diese Rechnungsflut zu verhindern, gibt es ein einfacheres Verfahren. Dazu ist es erforderlich, das Fahrzeug vorher bei der Mautgesellschaft anzumelden. Leider wird eine Kreditkarte benötigt. Nach Durchfahrt der ersten Mautstelle werden 300NOK von der Karte abgebucht. Von diesem Betrag werden alle angefallenen Durchfahrten beglichen, bis das Guthaben aufgebraucht ist. In diesem Fall werden erneut 300NOK abgebucht. 85Tage nach der letzten Durchfahrt einer Mautstelle wird dann das verbliebene Guthaben zurück überwiesen.
Wir haben mit diesem Verfahren sehr gute Erfahrungen gemacht. Über eine Internetseite erhält man einen Überblick über die bereits angefallenen Kosten. Das gesamte Verfahren lief unbürokratisch und reibungslos ab. Ich kann allen Norwegenbesuchern nur empfehlen, sich vorab im Netz auf der deutschsprachigen Seite von Autopass anzumelden und das Fahrzeug zu registrieren.
Tanken in Norwegen
Das norwegische Tankstellennetz ist in Fjordnorwegen gut ausgebaut. Die Dieselpreise variieren von Tankstelle zu Tankstelle leicht. Am günstigsten ist es, an einer mit Kartenautomat ausgestatteten Tanksäule zu tanken.
Die normale Girokarte oder EC-Karte mit Geheimzahl genügt. Manche Automaten erkennen an Hand der Karte den deutschen Besucher und schalten auf die deutsche Sprache um. Man führt die Karte ein, gibt die Geheimzahl ein und wählt die Treibstoffsorte. Schon kann das Tanken beginnen. Leider ist der Höchstbetrag begrenzt. Meist schaltete die Säule bei ca.700NOK automatisch ab.
Karten und Navigation
Auf dieser Reise benutzten wir keine Karten auf Papier mehr. Für die Grobplanung nutzten wir den ADAC-Routenplaner auf dem Smartphone, um einen Überblick über die Entfernungen zu bekommen. Während der Fahrten half uns die Navigon-App, den richtigen Weg zu finden. Nur einmal, in einem ganz neu eröffneten Tunnel, stimmten die Kartendaten nicht.
An den Zielorten half uns wieder einmal Citymaps to go. Die vorab zu Hause heruntergeladenen Karten zeigten die kleinsten Wege und die größten Straßen korrekt an. Das Programm mit den Open-Street-Maps Karten half uns, wenn wir zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs waren.
Allerdings vermisste besonders die Beifahrerin einen Überblick über die Geografie zur groben Orientierung. Zukünftig werden wir zu diesem Zweck doch wieder eine einfache Papierkarte mitführen.
Das Wetter
Im Gegensatz zu den südlichen Ländern gibt es keinen Reisezeitraum, der immer schönes Wetter und Sonnenschein garantiert. Nicht umsonst findet man die Küste in jedem Schulatlas, denn die Niederschlagswerte erreichen Rekordwerte. Wer nicht bereit ist, im Urlaub schlechtes Wetter zu erleben, sollte nicht nach Norwegen reisen.
Uns erwischte es diesmal kräftig. Während unserer Reise Mitte Mai bis Anfang Juni erlebten wir die ganze Bandbreite von herrlichem Frühlingswetter bis zu Schneeschauern. Wie wir hinterher erfuhren, war dieser Frühling auch für norwegische Verhältnisse viel zu kalt. Dank eines guten Wetterberichtes des norwegischen Staatfernsehens planten wir unsere Reise mehrfach wetterabhängig um. Die Smartphone-App fanden wir sehr hilfreich.
Im Gebirge freute ich mich, Ganzjahresreifen zu fahren. Die Straßen waren zwar Schnee- und Eisfrei, jedoch lagen an einigen Stellen Schneehaufen auf der Fahrbahn, da die Schneewände beim Abtauen eiingestürzt waren. Keine Angst, auch mit normaler Sommerbereifung wäre die Tour ohne Schwierigkeiten möglich gewesen.
Eigentlich ist es ganz einfach. Für schönes Wetter während der Reise benötigt man Glück, denn auch im Sommer kann es kalt werden. Die kurze Hose darf man zu hause vergessen, die dickere, wasserdichte Jacke jedoch nicht.
Campinggas in Norwegen
Schon immer beschäftigte das Thema der unterschiedlichen Gasnormen die Norwegenbesucher. Leider passen die Flaschen nicht an die Anschlüsse unserer Fahrzeuge. Ein Befüllen deutscher Flaschen soll in Norwegen nicht möglich sein.
Da die Nächte in der ersten Woche unserer Reise sehr kalt waren, benötigten wir Gasnachschub, um nicht am Urlaubsende frieren zu müssen. So begannen wir, uns mit dem Thema näher zu beschäftigen. Ein netter Platzwart in Flam brachte uns auf den richtigen Weg.
Er empfahl uns eine Firma in Voss, die jede Art von Flaschen mittels Adapter füllen würde. Dank Google fanden wir schnell die Webseite der Firma, einer im ganzen Land vertretenen Kette von Gastankstellen. Es gab sogar eine deutschsprachige Seite.
Bei unserem Eintreffen fragte der Mitarbeiter nur: „10kg or 11kg?“ und schon stand eine nagelneue graue Tauschflasche vor unserem Mobil. Skeptisch probierte ich unter dem Grinsen des Mitarbeiters den Anschluss, der sofort passte. Die Kosten für den Tausch lagen nur unwesentlich über den in Deutschland üblichen Preisen.
Da ich davon ausgehe, dass es an den anderen Niederlassungen der Firma ähnlich abläuft, kann ich die LPG Norge empfehlen. Auf der Webseite gibt es eine Karte mit den Niederlassungen.
Einkaufen und Preise
Für uns Deutsche ist Norwegen kein günstiges Reiseland. Bei den normalen Einkäufen im Supermarkt fanden wir die Preisunterschiede ertragbar. Allerdings gilt dies nicht für Alkohol. Die Dose Bier (0,3l) kostet im Supermarkt je nach Sorte zwischen 2,85€ und 3,50€. Die Raucher trifft es noch härter, die Packung kostet über 10€.
Die Öffnungszeiten der Supermärkte sind lokal unterschiedlich. In größeren Orten kann man bis 22:00Uhr einkaufen, während kleinere Läden schon um 18:00Uhr schließen. Das Angebot entspricht in etwa dem eines deutschen Marktes. Nur die Fischabteilungen bieten eine viel größereAuswahl.
Wie überall in der Welt gibt es an den Sehenswürdigkeiten die Souvenierläden. Die größten Läden dieser Art fanden wir in Flam und Gudvangen. Das Angebot reichte vom Kunststofftroll über Lammfelle bis zu hochpreisiger Outdoorkleidung. Schnäppchen suchten wir in diesen Geschäften vergebens. Die bekannten Pullover sahen wir etwas günstiger in den Bekelidungsgeschäften.
In den Einkaufszentren ind den Städten findet man die auch bei uns bekannten Ketten. Natürlich darf H&M in keinem Ort fehlen. Besonders gefallen hat uns das Angebot an wetterfester Wanderbekleidung in den normalen Sportgeschäften. Die Preise lagen auch hier etwas über dem deutschen Preisniveau.
Richtige Löcher im Geldbeutel entstehen bei einem Restaurantbesuch. Eine Mahlzeit unter 20€ ist die Ausnahme. Für ein Bier werden schnell 7-8€ kassiert, eine Pizza gibt es für 20€. Dennoch sind die Lokale meist gut besucht.
Geld
Die Beschaffung von Kronen klappte immer mit der üblichen Scheckkarte an den Geldmautomaten. Der Höchstbetrag für eine Abhebung lag meist bei 7000NOK. Die Zahlung mit Karte ist sehr weit verbreitet. Auch die Zahlung kleinerer Beträge ist bargeldlos an vielen Stellen möglich.
Mit Kreditkarte und Scheckkarte ist man sehr gut ausgestattet. Weitere Gedanken über das Thema Geld im Urlaub sind nicht erforderlich.
Die Reise durch Norwegen gefiel uns sehr gut. Die Landschaften fanden wir sehr geeindruckend und immer wieder spannend. Es gab viel zu entdecken. Nicht vergessen sollte man, dass die Besiedlungsdichte selbst im südlichen Landesteil für unsere Verhältnisse sehr gering ist. So fallen viele Dinge kleiner und einfacher aus. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Land rückständig ist.
Die Menschen reagierten immer nett und freundlich. Immer hatten wir das Gefühl, wirklich willkommen zu sein. es wird mit Sicherheit nicht unsere letzte Reise in den Norden gewesen sein.
letzte Änderung 30/01/2022