Wir Wohnmobilfahrer sind eine große Familie. So kann man es immer wieder lesen. Wie familiär es zugeht, erfuhren wir jetzt auf einem Stellplatz. Wir sollten sogar die Kosten für die liebe Familie übernehmen!
Während unserer Umzugsarbeiten in Berlin übernachteten wir ab und zu auf einem Stellplatz in Köpenik. Da wir tagsüber das Wohnmobil brauchten, um noch Besorgungen zu tätigen, blieb unser Stellplatz zeitweilig leer. Auf dem im November nur schwach besuchten Platz war dies kein Problem. Es standen mindestens 30 freie Plätze zur Auswahl.
Da der Strom nach Verbrauch abgerechnet wird, blieb unsere Kabeltrommel tagsüber allein auf dem Platz zurück. Um nicht zu stören, stellte ich sie direkt unter das Schild mit der Stellplatznummer. So sparten wir es uns, täglich neue Zählerstände zu notieren.
Dies Verfahren klappte zwei Tage sehr gut. Nach der Rückkehr brauchte ich nur den Anschluss einstecken und wir waren wieder versorgt. Am dritten Abend stand auf unserem bisherigen Platz ein anderes Mobil. Kein Problem, wir parkten zwei Parzellen weiter ein.
Wo ist die Kabeltrommel geblieben?
Nur wo war meine Kabeltrommel? Ich begab mich in der Dunkelheit mit der Taschenlampe auf die Suche. Der Platz unter dem Schild war leer. Zum Glück steckte unser Kabel noch in der Steckdose. Ich nahm die Verfolgung auf. Das Kabel endete wie immer in der Trommel.
Zu meiner großen Verwunderung fand ich unseren Kabelroller unter dem Nachbarmobil. Zu meinem weiteren Erstaunen nutzte die Besatzung unsere Kabel und Adapter. Ich klopfte, aber das Fahrzeug war leer. Jetzt schritt ich zur Tat und entfernte ohne Zögern mein Kabel von dem fremden Mobil.
Spät am Abend, nach 22:00Uhr, erschienen unsere neuen Nachbarn. Wir hörten Schimpfen und Gepolter. Den Geräuschen nach wurde die eigene Kabeltrommel zum Einsatz gebracht. War es ein Versehen? Freute sich ein unerfahrene Besatzung über den besonderen Stromservice? Fand die Besatzung ein vergessenes Kabel und freute sich über die neue Errungenschaft?
Am nächsten Morgen grüßte ich die Nachbarn freundlich und wollte das Gespräch suchen. Mein Morgengruß wurde nicht erwiedert, die Besatzung verschwand sofort im Fahrzeug. Ich machte mir meine Gedanken und ging meiner Wege. Stillschweigend zahlten wir den Verbrauch der Nachbarn mit. Den einen Euro spendeten wir für die große Familie.
Was denkst du? Würdest du eine herrenlose Kabeltrommel nutzen, die deutlich sichtbar neben der Platznummer steht und noch am Stromkasten mit Zähler angeschlossen ist? Wir würden bei derartig vielen freien Plätzen es nicht einmal in Erwägung ziehen, den Platz zu belegen. Noe würde ich auf die Idee kommen, einfach fremde Kabel zu nutzen.
letzte Änderung 13/05/2021