Auf unseren Touren nach England nutzten wir bisher immer die Fährverbindungen von Calais oder Dünkirchen nach Dover. Diesmal probierten wir auf der Rückfahrt erstmalig die Reise durch den Tunnel mit Le Shuttle aus.
Beide Transportmittel haben ihre Stärken und Schwächen. Daher wird es bei unserem subjektiven Vergleich keinen Gewinner oder Verlierer geben. Es kommt wie immer auf die Umstände an.
Die Reisedauer
Die reine Fahrzeit ohne Wartezeiten, Check in und Grenzkontrollen beträgt beim Zug, mittlerweile Le Shuttle genannt, 35 Minuten. Die Fähren sind deutlich langsamer unterwegs. Die reine Fahrzeit beträgt 90 Minuten (Calais) und 120 Minuten (Dünkirchen).
Da im Prinzip der Ablauf vor Abfahrt sehr ähnlich ist, unterscheiden sich die Warte- und Abfertigungszeiten kaum. Die beteiligten Gesellschaften fordern spätestens 1 Stunde vor Abfahrt am Check In Terminal zu sein. Hinzu kommen noch einmal ca. 15 Minuten für das Verlassen von Fähre oder Zug am Ziel.
Fazit: Die Mindestreisezeit beträgt durch den Tunnel ca. 1Stunde und 50 Minuten. Die Fährfahrt dauert ca. 2 Stunden und 40Minuten.
Die Häufigkeit der Abfahrten
Die Züge fahren in der Hauptverkehrszeit 3 mal in der Stunde. Bei den Fähren gibt es deutlich weniger Abfahrten. Wenn man durch die Verbuchung auf eine Gesellschaft festgelegt ist, verkehren die Schiffe maximal alle 1,5 Stunden.
Bei Le Shuttle besteht für die zu früh angereisten Fahrgäste die Möglichkeit, mit einem früher abfahrenden Zug mit zu kommen. So wurden wir ohne unser Zutun auf die Abfahrt eine Stunde früher umgebucht.
Der Preis
Da die Preise in Abhängigkeit von Saison und Tageszeit schwanken, kann ich hier keine absoluten Zahlen nennen. Bei meinen Buchungen und Preisvergleichen für unseren Pössl war der Tunnel immer nennenswert teurer. Preisunterschiede von 50€ waren keine Seltenheit.
Im Gegensatz dazu zeigte sich das Kleingedruckte von Le Shuttle wesentlich kundenfreundlicher, wenn es um Umbuchungen oder Stornierungen ging.
Der Service
Bei beiden Verkehrsmitteln merkt der Fahrgast, dass es sich um Massenabfertigung handelt. Dennoch haben die Fähren im Punkt Service während der Überfahrt die Nase vorn. Die Fahrzeit kann für Einkäufe oder einen Imbiss genutzt werden. Hinzu kommt der Ausblick auf die berühmten White Cliffs und über das Meer.
Bei der Reise durch den Tunnel bekommt der Fahrgast das Meer nicht zu sehen. Die Reise geht von Autobahn zu Autobahn. Im Zug gibt es außer den Toiletten keinerlei Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben. Für uns mit unserem Wohnmobil stellte dies kein Problem dar. Ich nutzte die 30Minuten für ein kleines Nickerchen auf dem Bett.
Als Ersatz für die fehlenden Möglichkeiten während der Fahrt gibt es an beiden Tunnel-Terminals Restaurants und einen Duty Free Shop. Dort kann der Gast die Wartezeiten überbrücken.
Für die Hundebesitzer
Für Hundebesitzer ist ein Besuch in England immer eine Besonderheit. Der Brexit verbesserte dies nicht. So gehört gehört der Check der Hundepapiere direkt zum ersten Checkpunkt an den Fährterminals. Die Hundepaiere werden dem Mitarbeiter hinausgereicht, im Gegenzug erhält man den Scanner für den Chip. Erst wenn alles geprüft ist, geht es weiter zur Grenzkontrolle.
Etwas umständlicher ist der Ablauf bei Le Shuttle. Am Terminalgebäude muss der Hund an einer Dog-Reception vorgestellt werden. Dazu wird das Fahrzeug geparkt und der Hund geht dann mit Herrchen oder Frauchen zum Hunde-Check-In. Die Prüfung erfolgt analog zur Fähre.
Für den höheren Aufwand beim Check-in werden Hundebesitzer und ihre Vierbeiner bei der Fahrt durch den Tunnel belohnt. Während der Hund auf der Fähre im dunklen und lauten Fahrzeugdeck allein zurückbleiben muß, darf er im Zug neben Herrchen und Frauchen im Auto sitzen, in klarer Vorteil für den Tunnel.
Unsere Erfahrungen
Um es nicht weiter spannend zu machen, unsere Entscheidung steht fest. Immer wenn es die Reiseplanung zulässt, werden wir weiterhin die Fähre nutzen. Nur wenn es zeitlich eng wird, ist der Tunnel für uns eine Alternative.
Die Fährüberfahrt bietet ein besonderes Reiseerlebnis. Die Zeit auf dem Schiff ist eine Abwechslung an langen Reisetagen. Wir genossen bei jeder Überfahrt den Ausblick auf die Küste und die weißen Klippen. Hinzu kam der frische Kaffee oder die kleine Mahlzeit.
Bei der Zugfahrt fehlte uns das Reiseerlebnis, da wir bei der Ankunft keinen Unterschied zwischen den Ländern bemerkten. Sogar die Umstellung zurück auf den gewohnten Rechtsverkehr fiel mir schwer. Irgendwie waren wir gedanklich noch in England.
Für uns ganz überraschend schwankte der Zug deutlich spürbar. Der Reisekomfort litt darunter deutlich. Wer Angst vor Seekrankheit hat, für den ist es im Tunnel nicht angenehm. Durch die Wackelei kam unser Hund nicht zur Ruhe. Sam war die ganze Zeit sehr nervös und kläffte jede vorbeigehende Person an.
Hinzu kommt, dass die Reise im Fahrzeug durch den Kanaltunnel für Leute mit Platzangst nicht geeignet ist. Nach der Einfahrt der Fahrzeuge werden die Wagen automatisch durch Blechwände mit Glastüren abgeteilt. Da die Wagen nur wenige kleine Fenster haben, kann ein Gefühl der Enge entstehen.
Dennoch bereuten wir es nicht, Le Shuttle genutzt zu haben. Durch die frühe Ankunft in Folkstone, die Nutzung einer früheren Abfahrt und der kurzen Fahrzeit erreichten wir im Vergleich mit der Fähre ca. 1,5 Stunden eher Calais.
Wir fahren nach der Ankunft gern noch ein paar Stunden in Richtung Heimat. Da hilft uns die kurze Reisezeit sehr, die letzte Rückfahretappe kurz zu halten.
Fazit: Wer es eilig hat, wählt den Tunnel, wenn der Weg das Ziel ist, hat der Seeweg die Nase vorn.