Das Wohnmobil ist auf Reisen unser Lebensmittelpunkt. Wir verbringen viel Zeit darin. Ebenso befinden sich unsere ganzen Reiseutensilien im Fahrzeug. Kurz gesagt unser Pössl ist unterwegs unser Zuhause.
Schwierig wird es nur, wenn das Wohnmobil ganz unvorhergesehen streikt. Dann wird es kompliziert. Erste Erfahrungen mit einer Panne konnten wir bereits vor einigen Jahren sammeln, als uns der Kupplungszug riss. Diesmal erwischte es uns und unseren Pössl in Wales.
Die ganze Geschichte begann am Autobahnende der M4 in Swansea. Bei der Ausfahrt aus einem Kreisverkehr nahm der Citroen plötzlich kein Gas mehr an und fing an zu piepen. „Motor kontrollieren“ verkündete das Display.
Gestrandet auf dem Rastplatz
Schnell merkte ich, dass der Motor im Notlauf lief. Das Steuergerät erlaubte nur Drehzahlen bis 1500U/min. So erreichten wir immerhin 60km/h im 6.Gang. Wir nutzten die nächste Ausfahrt zum Verlassen der Schnellstraße und landeten auf dem Parkplatz einer Raststelle.
Mehrere Neustarts halfen nicht weiter. Unverändert regelte der Motor bei 1500 Umdrehungen ab. Wir brauchten Hilfe. Mit der Pannenhilfe-App alarmierten wir den ADAC. Dann hieß es warten, bis der Pannendienst kam.
Der nette und fachlich gute Ersthelfer machte sich an die Diagnose. Schnell stand der Kühlerventilator im Blickpunkt seines Interesses. Leider waren damit die Möglichkeiten vor Ort erschöpft. Der Monteur bot er uns an, uns bis zu einer Citroenwerkstatt im 20km entfernten Carmathen zu begleiten und unsere Fahrt mit Blinklicht abzusichern.
Wir nahmen das Angebot an und machten uns im Schneckentempo auf den Weg. Da es mittlerweile Abend war, übernachteten wir vor dem Autohaus und warteten auf den nächsten Tag.
Wenig Unterstützung von Citroen
Am nächsten Morgen betrat ich sofort nach Türöffnung die Auftragsannahme. Dort schilderte ich meine Situation, Die Mitarbeiter waren sehr nett und überlegten schon, wo der Fehler liegen könnte.
Leider änderte sich die Stimmung schlagartig, als der Manager erschien. Er teilte mir mit, dass er frühestens in 10 Tagen sich um mein Fahrzeug kümmern könnte. Alle Termine seien belegt.
Als Notlösung schickte er uns zu einer speziellen Wohnmobilwerkstatt in der Nähe. Leider handelte es sich um einen großen Händler, der jedoch nur Arbeiten am Aufbau durchführen konnte.
Uns reichte es langsam. Wieder baten wir den ADAC um Hilfe. Leider konnte man uns dort auch keinen Citroen-Vertragshändler nennen, der sich um unser Wohnmobil kümmern konnte.
Schließlich nannte der ADAC uns eine markenunabhängige Werkstatt ganz in der Nähe. Dort angekommen hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Es war eine typische Hinterhofwerkstatt, die nicht sehr aufgeräumt wirkte.
Garry will fix it
Allerdings änderte sich meine Meinung, nachdem der Firmenchef Garry die Arbeit aufnahm. Das Diagnosegerät wies wieder auf den Lüfter. Nach mehreren Tests war Garry überzeugt, dass der Kühlerlüfter defekt ist.
Leider war weder in Carmathen noch in Swansea ein Lüfter vorrätig. So dauerte die Beschaffung insgesamt drei Tage, da das Wochenende dazwischen lag.
Wir beschlossen, zu einem 10km entfernten kleinen Farmcamping zu fahren und dort die Zeit bis zur Reparatur zu überbrücken. Der Platz mit sehr netten Betreibern erwies sich als Glücksgriff. Schon bald sahen wir unseren Aufenthalt auf dem Church House Farm Camping nicht nur als Notlösung an.
Am nächsten Morgen besprach ich den Fehler mit dem Autofachmann Dr Google. Da gab es viele Fundstellen. Beim Lesen fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wenn ein Elektrogerät defekt ist, kontrolliert man zuerst die Sicherung.
Selbsthilfe führt zu einem Teilerfolg
Schnell suchte ich den etwas versteckt im Motorraum befindlichen Sicherungskasten. Eine 40A Sicherung war deutlich erkennbar defekt. Da ich immer Ersatzsicherungen an Bord habe, wechselte ich die Sicherung und schon schnurrte der Citroen wie vorher. Die Fehlermeldung verschwand.
Wir machten uns auf den Weg in die Stadt, um unseren Kühlschrank zu füllen. Das Auto lief wie immer bis zum nächsten kleinen Stau vor einem Kreisverkehr. Die Sicherung brannte durch, Fehlermeldung und Notbetrieb begannen erneut. Garries Diagnose erwies sich als richtig. Immer wenn der Lüfter angesteuert wurde, brannte die Sicherung durch.
In einem Autoteileladen erstanden wir alle dort vorhandenen 40A Sicherungen. So ausgerüstet trauten wir uns, Sehenswürdigkeiten in der Nähe zu besuchen. So verbrachten wir das Wochenende im Urlaubsmodus.
Am Montag endete das Urlaubsfeeling wieder. Wie verbrachten den Tag im Gewerbegebiet und warteten auf Garry. Die Arbeiten zogen sich in die Länge, da das halbe Auto zerlegt werden mußte, um den Ventilator wechseln zu können. Am Abend war es vollbracht, unser Pössl schnurrte dank Garrys Abeit wieder wie immer.
Fazit 1: Die unmögliche Behandlung durch den Citroen-Kundendienst
Der ADAC und der englische Pannendienst erwiesen sich als sehr hilfsbereit und arbeiteten sehr zuverlässig und professionel. Wir fühlten uns gut betreut.
Auch die Mitarbeiter der Citroen Werkstatt zeigten Anteilnahme und Hilfsbereitschaft. Das endete erst, als der „After Sales Manager“ erschien. Der Herr zeigte keinerlei Hilfsbereitschaft. Sein Tipp mit der Wohnmobilwerkstatt war Unsinn, da die Firma über keinerlei Gerätschaften für Basisfahrzeuge verfügte.
Die Fehlerdiagnose mit dem Citroen-Diagnosegerät hätte sicherlich nach 10 Minuten Arbeit Klarheit gebracht. Und ein Sicherungswechsel in weiteren 5 Minuten hätte uns schon sehr viel geholfen.
Diese Art von schneller Hilfe war aus unserer Sicht eine Bankrotterklärung des Citroen Kundendienstes. So ein Verhalten habe ich bisher noch von keiner Werkstatt erlebt.
Aus Fairnessgründen werde ich diesen Bericht an Citroen weiterleiten und um eine Stellungnahme bitten. Falls ich eine Antwort erhalte, werde ich diesen Beitrag entsprechend aktualisieren.
Fazit 2: Ungeplante Ruhetage und ein Sprachtraining
Durch Zufall landeten wir auf einem schönen kleinen Farmcamping, den wir ohne Panne nie besucht hätten. Mit einem schönen Blick in die walisische Landschaft verbrachten wir ein ruhiges Wochenende.
Das ganze Abenteuer zeigte mir, dass mein Schulenglisch zwar weit hinten im Gehirn gespeichert ist, in Notfällen aber noch zur Kommunikation geeignet ist. Sonst überlasse ich die Fremdsprachen gern meiner Frau. Jetzt war ich gefordert, über technische Dinge wir Diagnoseanschluss, Sicherungen und Notlauf zu reden. Zu meiner eigenen Überraschung klappte die Kommunikation von Gespräch zu Gespräch immer besser.
Insgesamt verloren wir zwei komplette Urlaubstage. Hinzu kamen zwei schöne Tage in der Umgebung des kleinen Campingplatzes, den wir ohne die Panne nie aufgesucht hätten.
letzte Änderung 29/12/2024