Südtirol im November, immer der Sonne hinterher

Der folgende Artikel ist schon mehrere Jahre alt. Eine Aktualisierung des Inhalts erfolgt nicht mehr. Daher kann es sein, dass sich die Dinge verändert haben, Dennoch kann ein älterer Post immer noch interessante Informationen und Anregungen enthalten.

Schon länger überlegten wir,über die Feiertage Anfang November ein paar Tage zu verreisen. Viele Ziele standen zur Auswahl. Schließlich führte uns der Wetterbericht nach Südtirol.  Leider hatten viele Wohnmobilbesatzungen die gleiche Idee.

Ruhe vor dem Sturm

Die Idee, den Reformationstag zum Verreisen zu nutzen, entstand bereits im Sommer. Das Ziel blieb offen, wir wollten spontan entscheiden. In der Woche vor der geplanten Abreise warnte der Wetterbericht vor einem Orkantief mit viel Sturm. Zusätzlich reduzierte die Langfristprognose unsere Reiselust. Einen Orkan wollten wir nicht unbedingt im Wohnmobil erleben.

So vertagten wir die Entscheidung von Tag zu Tag. Erst nachdem am Samstag der Sturmverlauf klarer wurde, entschieden wir uns, am Sonntag nach den schlimmsten Böen aufzubrechen. Nur wohin sollte die Reise gehen?

Die Entscheidung nahm uns die Wetterapp des Handys ab. Wir entschieden ganz spontan, noch einmal unser Land zu verlassen und Südtirol einen Besuch abzustatten. Ab Montag nur noch Sonnenschein und erträgliche Temperaturen, diese Wettervorhersage gefiel uns gut.

Dem Sturm hinterher

Nachdem sich der Wind am Sonntag gegen Mittag langsam beruhigte, starteten wir bei strahlendem Sonnenschein Richtung Süden. Erst hinter München, direkt vor den Alpen, hatten wir das große Regengebiet eingeholt. Die Sonne verzog sich hinter die Wolken. Schließlich erreichten wir Garmisch-Partenkirchen bei strömenden Regen.  Auf dem gut besuchten Stellplatz Wank fanden wir einen Platz für die Nacht.

Schon am nächsten Morgen zeigte sich zeitweise die Sonne. Unsere Fahrt führte uns über den Fernpass zum Reschenpass. Der Wind blies noch kräftig, aber die Sonne kämpfte sich durch den Morgennebel.

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Über den Reschenpass in den Vinschgau

Bereits beim Überqueren des Fernpasses schien die Sonne in das Fahrerhaus. Auf der Passhöhe am Reschenpass unterbrachen wir unsere Reise für einen kleinen Spaziergang in der Sonne. Am bekannten Kirchturm im See, einem Überbleibsel aus der Zeit vor dem Bau des Staudammes, schlenderten wir am See entlang. Der Wind blies uns noch kräftig durch.

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Unterwegs zu unserem Tagesziel, dem Campingplatz Sägemühle in Praid am Stilfser Joch, überlegten wir, wo die vielen Wohnmobile im Gegenverkehr herkamen.  Bis wir die Lösung fanden, sollte es noch etwas dauern.

In Praid angekommen, erlebten wir eine große Überraschung. Wir erhielten gerade noch eine der letzten freien Parzellen in der hintersten Ecke. Die Feiertage in Deutschland verursachten einen von uns unerwarteten Andrang. Dennoch checkten wir auf dem komfortablen Platz ein und ließen uns häuslich nieder.

In der Abenddämmerung gingen wir noch eine Runde durch den Ort, bevor es endgültig dunkel wurde. Den Abend verbrachten wir vor dem Fernseher. Zu unserem Erstaunen brauchten wir keine Satellitenantenne, denn ARD und ZDF waren über DBV-T gut zu empfangen.

An manchen Tagen läuft es nicht wie geplant

Die ersten Kilometer des nächsten Tages führten uns in Richtung Stilfser Joch. Wir hatten geplant, nur einen Teil der Passtraße zu befahren und uns die Serpentinen einmal anzusehen. Wir schafften nur die ersten beiden Kehren, dann war die Passstraße gesperrt. So wendeten wir bereits in Trafoi und fuhren in das Tal zurück.

Dank der schönen Sonne ließen wir uns die Laune nicht verderben. Allerdings stand die nächste Schwierigkeit bereits bevor. An unserem nächsten Ziel, dem alten Ort  Glurns  fanden wir nur nach etwas Suchen einen Parkplatz. Als der Automat dann noch 8€ für einen Tag verlangte, ernannte ich unseren Kastenwagen kurzfristig zum PKW und zahlte nur 1€ für zwei Stunden Parkdauer. Warum gibt es für Wohnmobile nur Tageskarten?

Der Spaziergang durch den historischen Kern des kleinen, noch völlig von einer Stadtmauer umgebenen Ortes verlief interessant. Allerdings blieb ein zwiespältiger Eindruck zurück. Schön sanierte alte Häuser und Ställe wechselten sich mit fast verfallenen Gebäuden ab.  Schade, aus dem Ortsbild könnten die Gemeindeväter und die Einwohner mehr machen.

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Weiter ging es den Reschenpass hinab Richtung Meran. Wieder kamen uns viele, besser sehr viele Wohnmobile entgegen. Es dauerte wieder einige Zeit, bis wir den Grund erkannten. Die Fahrzeuge trugen Kennzeichen mit zeitlicher Begrenzung bis Ende Oktober. Die Kollegen befanden sich auf der eiligen Rückfahrt, da die Fahrzeuge am nächsten Tag den Winterschlaf gehen mußten.

In Meran scheiterten wir bei der Suche eines Übernachtungsplatzes. Die Stadt war einfach voll. Selbst das nächste Ziel, der Stellplatz in Eppan, war bereits um 14:00Uhr überfüllt. So langsam gingen uns die Ideen aus. Wir suchten im Campingführer und riefen mehrere Campingplätze an. Einge waren bereits voll, andere nahmen keine Hunde auf.

Schließlich landeten wir in Lana auf dem Campingplatz Arquin in Mitten der Apfelplantagen. Uns war klar, dass Südtirol eine vielbesuchte Region ist. Nicht klar war uns, dass es Anfang November mühsam werden könnte, einen Stell- oder Campingplatz zu finden.

Der Tag war fast rum, als wir uns mit unserem Hund Sam zur Erkundung der näheren Umgebung auf den Weg machten. Erst bei Dunkelheit waren wir zurück an unserem Wohnmobil.

Von Lana auf den Vigiliograd

Den Vormittag des 1. November verbrachten wir faul in Lana auf dem Campingplatz. Nach der kalten Nacht (2 Grad C) wärmte uns die Sonne. Erst am frühen Nachmittag machten wir uns auf den Weg zu neuen Taten.

Nach einer sehr kurzen Anfahrt zur Seilbahnstation erwies sich der ausgeschilderte Parkplatz als ein höhenbeschränktes Parkdeck. So drehten wir einige Runden durch Lana, bis wir einen großen Parkplatz mit viel Platz für unseren Dicken fanden.

Die Seilbahn besteht aus zwei Abschnitten. Zuerst geht es mit einer Gondelbahn auf 1500m hinauf. Anschließend führt ein Sessellift weiter bis zur Bergstation auf 1800m. Auf dem Gipfel angekommen hatten wir Glück, die Fernsicht war beeindruckend.  Wir bestaunten die Aussicht auf die Berge der Umgebung und den Blick ins Etschtal.  Für den Hintergrund sogten die Dolomiten und die Hochfläche der Seiseralm. Nur leichter Dunst schmälerte die Sicht.

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Als wir genug gesehen hatten, machten uns wieder auf den Weg zur Seilbahnstation. Die Strecke des Sesselliftes legten wir zu Fuß zurück. Am Ziel unserer kleinen Wanderung mussten wir warten, denn an der Bahn herrschte ein starker Andrang. Das schöne Wetter und der Feiertag in Italien hatten viele Wanderer aus den Wohnungen gelockt.

Die Bahn brachte uns in das mittlerweile im Bergschatten liegende Lana zurück. Mit einem leckeren Essen aus der Bordküche, einer längeren Hundegasse und einem Fernsehabend endete dieser sonnige Tag.

Ein Fahrt um das Mendel-Massiv zum Kalterer See

Am nächsten Morgen weckte uns wieder die Sonne. Wieder gingen wir den Tag langsam an. Wir packten unserer Sachen und verließen Lana in Richtung Gebirge. Wir kämpften uns die kurvenreiche Straße in Richtung Unten hinauf. Weiter ging es in Richtung Süden um das Mendelmassiv herum.

Ursprünglich wollten wir einen längeren Spaziergang unternehmen,Das leicht neblige Wetter nahm uns  in den höheren Lagen die Lust. So genossen wir die schöne Landschaft hauptsächlich aus dem Auto.

Am Nachmittag unternahmen wir noch einen Versuch, in Epen zu übernachten. Jedoch war der Stellplatz wie bereits zwei Tage früher schon überbelegt. So landeten wir auf dem Campingplatz St. Josef am Kalterer See.  Der Besuch dieses Platzes entwickelte sich für mich zu einer Reise in die Vergangenheit.

Sofort beim ersten Befahren des Platzes erkannte ich, dass es genau dieser Platz war, auf dem ich meinen ersten Urlaub ohne die Eltern verbrachte. Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich, dass wir damals auf dem zweiten Platz am See die Ferien verbracht hatten. Nach dem Nachmittagskaffee und der Hundegasse stand ich dann auf dem Steg auf dem vor 40 Jahren drei Jugendliche schöne Sommerabende mit viel Wein verbracht hatten.

Leider gibt es ab diesem Zeitpunkt im Reisebericht nur noch wenige Handyfotos. Manchmal versagen Speicherkarten einfach ohne Vorwarnung.

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Der Jaufenpass und eine verrückte Tankanzeige

Nach der letzten Wohnmobilnacht in diesem Jahr wurde es Zeit, die Rückreise anzutreten. Zu Hause warteten unverschiebbare Aufgaben auf uns. So brachen wir unsere Zelte ab und entsorgten das Wohnmobil bis auf einen kleinen Vorrat an Frischwasser.

Bei unserer Abfahrt schien die Sonne wieder vom völlig wolkenlosen Himmel. So beschlossen wir, einen kleinen Umweg zu nehmen. Über Bozen und Meran fuhren wir durch das Passeiertal Richtung Norden. Kurz vor dem Anstieg zum Jaufenpass parkten wir und bummelten in der Spätherbstsonne an der Passer entlang. Den schönen Weg durch das ganze Tal werden wir irgendwann nochmals mit unseren Rädern besuchen.

Die Weiterfahrt im Tal erwies sich als sehr kurz, bald begann der Aufstieg zum Jauffenpass. Wir genossen den Ausblick in das Tal und die umliegenden Berge. Leider trübte ein Blick auf die Tankanzeige meine gute Laune. Die Restreichweite betrug 0km. Mit einigen Schweißperlen auf der Stirn erreichten wir Sterzing und die Brennerautobahn. Die ganze Geschichte steht ausführlich in die Rubrik Pleiten, Pech und Pannen: „Schweißperlen am Jaufenpass“.

Über den Brenner zurück in die Heimat

Der Rest der Reise ist schnell erzählt. Über den Brenner und Kufstein ging es zurück in das naßkalte Franken. Unterwegs, noch auf der der Brennerautobahn, hatte ich ein Erlebnis mit einem der Fernbusse. Bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 100km/h für PKW und 8okm/h für Fahrzeuge über 3,5to überholte ein Bus in der dritten Spur alle LkW, PKW und uns. Der Fahrer flixte mit ca. 120km/h den Berg hinunter. Muss das sein?

Unterwegs half uns das schöne Wetter, uns vom Stress am Jaufenpass zu erholen. Die berge um Innsbruck und entlang am Inn lagen in der Nachmittagssonne und boten uns immer wieder schöne Aussichten. Erst hinter Kufstein bezog sich der Himmel. Wir kamen gut voran und erreichten pünktlich zum Abendessen die heimischen Gefilde.

Fazit

Wie immer tat es gut, aus dem täglichen Alltagstrott heraus zu kommen und neue Landschaften zu bereisen. Allerdings verlief dieser Ausflug nicht wie geplant. Es war uns einfach zu voll. Wie uns die Campingplatzbetreiber schilderten, kommen in den bayerischen Herbstferien immer noch einmal zahlreiche Gäste. Durch den zusätzlichen Feiertag gab es diesmal einen Ansturm, der vorher so nicht erwartet wurde.

Unser Fehler war es, nicht auf einem Platz zu bleiben. Wir hätten mehr vom schönen Wetter gehabt, wenn wir in Praid oder in Lana auf dem Platz geblieben wären. So verbrachten wir zuviel Zeit mit der Suche eines ruhigen Übernachtungsplatzes.

Wenn wir nochmals in den Herbstferien auf Tour gehen, kommt Südtirol nicht mehr in Frage. Die schöne Region werden wir nur noch außerhalb der Ferien bereisen.  Wir fanden reizvolle Ziele, die wir zu einem anderen Zeitpunkt sicher nochmals anfahren werden , um diese schöne Ecken näher zu erkunden.

letzte Änderung 14/01/2019