Nach so viel Religion und Baukunst zog es uns weiter in die Bretagne. Unser Ziel war die Austernstadt Cancale.
Bei dem Verlassen des Mont Saint Michel stand uns nur noch die Schranke an der Ausfahrt im Wege. Unser Ausfahrtticket war aus irgendeinem Grund nicht lesbar. Erst nach längeren dreisprachigem Kauderwelsch mit einem freundlichen Helfer an der Sprechanlage klappte das Verlassen des Gebiets.
Wie immer bei uns galt es, einige fehlende Kleinigkeiten zu erwerben und den Kühlschrank neu zu füllen, bevor neue Abenteuer auf dem Programm standen. Direkt an der Route trafen wir einen Lidl. Der Besuch klappte nur mit Mut, da die niedrige Höhenbegrenzung nicht beschriftet war. Wir passten durch!
Ein großer Hinkelstein, der Menhir du Champ-Dolent
Weiter ging es zu einem sehenswerten Menhir in Doll de Bretagne. Dank der guten Beschilderung fanden wir den etwas abseits der großen Straßen stehenden Stein problemlos. Der Menhir du Champ-Dolent ist mit ca. 9,50m Höhe und einem Gewicht von 150 to der größte noch aufrecht stehende Hinkelstein in der Bretagne.
Die nächste geplante Station des Tages, ein Besuch des Mont Doll, entfiel. Für Wohnmobile ist die Auffahrt auf den Berg verboten. Nachdem wir die Strasse gesehen haben, erkannten wir, dass diese Regel gut begründet ist. Es geht sehr steil den Berg hinauf. An der Steigung möchte ich nicht mit dem Wohnmobil anfahren müssen.
Wir setzten einfach unsere Fahrt in Richtung Meer fort. In Le Vivier sur Mer fanden wir den idealen Mittagsplatz mit Blick über die gesamte Bucht von Canale bis zum Mont-Saint-Michel. Nach einer längeren Pause mit der obligatorischen Hunderunde entschieden wir uns, in Richtung Canale und Cap Grouin weiter zu fahren, da wir das Cap und den Ort noch nicht von früheren Touren kannten.
Auf dem Campingplatz Camping Muniicipale du Grouin erwischen wir noch einen Platz mit viel Meerblick. Wir richteten uns häuslich ein. Das klingt einfacher wie es war. Beim Einparken zwischen Böschung, Wohnmobilen und Bäumen ging es eng zu.
Die Pointe de Grouin, ein erster Eindruck
Den Rest des Tages nutzten wir, um dauf dem schönen Küstenwanderweg zum Cap Grouin zu gehen. Der Weg verlief teilweise atemberaubend an der Steilküste entlang. Immer wieder boten sich Ausblicke auf die Küste, die vorgelagerten Inseln und dem 2km im Meer stehenden Leuchtturm.
Am Abend merkten wir, dass wir noch im Mai unterwegs waren. Wie schon die letzten Tage lockte der blaue Himmel und die Sonne zum Sitzen vor dem Wohnmobil. Leider sprachen die schnell fallenden Temperaturen dagegen. Es war einfach zu kalt, um am Abend länger draußen zu sitzen.
Wieder begann der Tag mit strahlend blauem Himmel und lockte uns zu neuen Erlebnissen. Diesmal kamen Rad und Scooter zum Einsatz. Wir machten uns auf den Weg in das Zentrum. von Canale, der Stadt der Austernzucht. Dank eines kurzen Blicks auf die Karte fuhren wir über Nebenstrassen durch Wohngebiete fast ohne Autoverkehr bis in die Stadtmitte.
Canale und die Austern
Wir schauten uns kurz die Kirche an und bummelten durch das kleine Zentrum. Von zwei Aussichtspunkten schauten wir uns das Gewimmel unten am Hafen an, bevor auch wir uns an die Abfahrt machten. Besser gesagt, wir schoben bergab, da uns die Abfahrt zu steil für unsere Bremsen erschien.
Interessant war es, den Unterschied zwischen den Stadtteilen zu beobachten. Rund um die Kirche, etwa 50m über dem Meer gelegen, ist Cancale ein typischer kleiner Ort in der Bretagne. Die Bewohner gehen ihrem Tagesgeschäft nach. Baguette ragen aus Tüten und in dem Bistro sitzen die Rentner.
Im Hafengebiet ging es nur um die Muschen. Austernzuchtanlagen im Meer und reichlich Verkaufsstände und Restaurants am Ufer. Überall saßen die Besucher in der Sonne und ließen sich die Muscheln schmecken. An den Verkaufsständen florierte das Geschäft. Die Parkplätze waren überfüllt und weitere Besucher fuhren herum, um einen Platz für das Auto zu finden. Da Austern nicht zu unseren Leibspeisen gehören, konnten wir die Begeisterung der Besucher nicht ganz nachvollziehen.
Leider war der Wasserstand zu hoch, um die Arbeiten an den Muschelbänken beobachten zu können. So machten wir uns nach einer kleinen Runde entlang der Kaimauer wieder auf den Rückweg. Ohne Elektrounsterstützung wäre die steile Auffahrt sicher sehr schweißtreibend ausgefallen.
Ein Tipp: An allen Straßen in Richtung Hafen stehen Verbotsschilder für Wohnmobile. Diese Schilder haben ihre Berechtigung. Unten, direkt am Hafen gibt es keine Parkmöglichkeit für unsere Fahrzeuge. Selbst mit dem PKW kann es eng werden. Besser ist es die ausgeschilderten Parkplätze oberhalb des Hafens zu nutzen und zu Fuß zum Austernessen zu gehen.
Der Rest des Tages ist schnell erzählt. Wir verbrachten die Zeit mit Hundegasse, einigen Fotos und einer kleinen Reparatur. Unsere SOG-Toilettenentlüftung wollte nicht mehr. Irgendwie hatte sich der Mechanismus verkantet. Dann. war auch schon wieder ein Urlaubstag zu Ende.
Cap Gouin und die Strände der Umgebung
Da uns wieder die strahlende Sonne weckte, beschlossen wir, noch einen Tag am Cap Grouin zu verbringen. Diesmal machten wir uns auf den Weg in Richtung Westen. Immer an der Küste entlang radelten wir von Strand zu Strand.
Wir besuchten den großen Strand Plage du Verger und den etwas versteckten Badeplatz Plage du Petit Port. Etwas weiter auf unserer Tour erkannten wir die Bucht und die bewohnte kleine Insel wieder. An dem schönen Sandstrand hatten wir schon vor 15 Jahren mit unseren Kindern einen Badestopp eingelegt.
Einmal badete eine kleine Gruppe in Neoprenanzügen. Einige Wanderer erfreuten sich mit uns an der Ruhe. Obwohl die Sonne kräftig schien, hatten wir Ende Mai die Strände fast für uns allein.
Weiter ging es wieder in Richtung Cancale. Unsere Vorräte aus Deutschland gingen langsam zu Ende. So führte uns die Route zu einem Super U. Anschließend ging es mit vollem Fahrradkorb wieder über Nebenstraßen zum Campingplatz zurück.
Ein Hubschraubereinsatz am Pointe de Grouin
Nach einer Mittagspause wanderten wir nochmals über den Zöllnerweg zur Pointe Grouin. Schon auf dem Weg hörten wir mehrere Blaulichtfahrzeuge. Bald kam ein Rettungshubschrauber dazu. Im Tiefflug umkreiste die Maschine mehrfach das Kap und die vorgelagerte Insel. Auf dem Parkplatz warteten Polizei und Rettungskräfte auf das Ergebnis der Suche.
Wir bekamen nicht mit, was der Grund der Aktion war, da wir uns den Gaffern nicht anschließen wollten. Wir gingen nicht wie geplant zur Spitze der Landzunge, sonder folgten dem Küstenweg weiter. Wieder stellten wir fest, dass dieser Weg immer ein paar Schritte wert ist. Es gab Ausblicke ohne Ende.
Mit dieser kleinen Wanderung endete der Urlaubstag. Wie schon an den Vortagen verhinderten die schnell sinkenden Abendtemperaturen einen längeren Aufenthalt vor dem Wohnmobil.
letzte Änderung 18/03/2023