Die Schiffshebewerke Niederfinow

Schon lange stand ein Besuch des Schiffshebewerkes in Niederfinow auf unserer Ausflugsliste. Diesmal passte ein Besuch in die Reiseplanung. Unsere Route von der Ostsee nach Berlin führte uns in die Nähe der technischen Sehenswürdigkeit. Nur ca. 20 km von der A11 bei Eberswalde entfernt befinden sich in Niederfinow zwei ganz besondere technische Bauwerke.

Zur Geschichte der Hebewerke

Beim Bau der Oder-Havel-Wasserstraße um 1910 standen die Kanalbauer vor einem Problem. In Niederfinow musste aus geografischen Gründen ein Höhenunterschied von 36 Metern überwunden werden. Die Ingenieure entschieden sich damals für eine Schleusentreppe mit 4 Schleusenkammern.

Diese Lösung bewährte sich nicht, als der Verkehr zunahm. So griffen die Kanalbetreiber nach dem Ersten Weltkrieg eine Idee aus der Bauzeit des Kanals wieder auf. Ein Schiffshebewerk sollte den Höhenunterschied überwinden. Doch erst 1934 war es soweit. Das Schiffshebewerk Niederfinow ging in Betrieb.

Das Schiffshebewerk beförderte über 80 Jahre lang Schiffe auf und ab. Erst 2022 übernahm das neue, viel größere Schiffshebewerk direkt neben dem Oldtimer die Aufgaben.

Der Neubau

Wieder waren es die größer gewordenen Schiffe, die einen Neubau notwendig machten. Nachdem der Kanal nach und nach an die neuen Schiffsgenerationen angepasst worden war, wurde das Hebewerk zum Nadelöhr. Wieder entstand ein spektakuläres Bauwerk in direkter Nachbarschaft zum alten Hebewerk. So sind heute in Niederfinow zwei Generationen der Hebewerktechnik zu besichtigen.

Erstaunlicherweise sind die technischen Grundideen gleich geblieben. Nach wie vor ist der Trog über Umlenkrollen mit Gegengewichten zum Gewichtsausgleich verbunden. Auch die Vorrichtungen, die ein Kippen oder Abkippen des Troges verhindern sollen, funktionieren unverändert nach den Grundideen von 1930.

Die Besichtigung

Die Anlagen sind ein Besuchermagnet. Kein Wunder, dass alles auf Besucher ausgerichtet ist. Es gibt einen großen Parkplatz mit Übernachtungsmöglichkeit für Wohnmobile und ein Restaurant. Eine Ausstellung wartet auf interessierte Besucher.

Gegen eine geringe Gebühr können große Teile der beiden Hebewerke besichtigt werden. Für den Neubau werden gesonderte Führungen angeboten. Wir beschränkten uns auf den Rundgang und verzichteten aus Zeitgründen auf die Führung.

Nach dem Aufstieg zum Oberwasser ist Schwindelfreiheit erforderlich. In 36 m Höhe führt außen ein Weg um das alte Hebewerk herum. Dabei sind alle wesentlichen Bauteile gut zu sehen. Am neuen Hebewerk endet der Besucherweg an der bergseitigen Einfahrt.

Von einer etwas weiter entfernten Anlegestelle besteht die Möglichkeit, mit dem Schiff durch das Hebewerk zu fahren.

Unser Fazit

Der Besuch des Schiffshebewerkes Niederfinow hat sich wirklich gelohnt. Wieder einmal habe ich die Leistungen unserer Vorfahren bewundert. Den Erbauern standen weder Computer noch Taschenrechner zur Verfügung. Der Rechenschieber war noch ein unverzichtbares Hilfsmittel.

Aus der Sicht des Ingenieurs gibt es viele spannende Details zu entdecken. Leider konnte ich nicht herausfinden, wie viele Nieten das alte Hebewerk zusammenhalten.

Weiterführende Informationen

Bei meiner Infosuche stieß ich auf diese Seite des Wasser- und Schifffahrtamtes mit interessanten Informationen zu den Hebewerken in Niederfinow. Mehrere Broschüren können heruntergeladen werden.

Bereits vor längerer Zeit besuchte ich die weiteren Schiffshebewerke in Deutschland:

Schiffshebewerk Hohenwarte bei Magdeburg an der Elbe

Schiffshebewerk Henrichenburg in Datteln

letzte Änderung 06/07/2023