Entschleunigung in den Dünen von Texel
Wohnmobilurlaub auf der Insel

Texel Landschaft am Leuchtturm Eierland

Bei der Wahl unseres Herbst-Reiseziels taten wir uns schwer. Wir wollten irgendwo an die See. Strandspaziergänge, Dünen und etwas Abwechslung sollte das Ziel bieten. Da wir Schleswig-Holstein und Dänemark erst in den letzten Jahren besucht hatten, wurde die Auswahl knapp. Zufällig fiel unser Blick auf die Insel Texel in den Niederlanden, die uns noch weitgehend unbekannt war.

Nach einer kurzen Prüfung der Fährverbindung und der Campingmöglichkeiten stand unser Ziel fest. Im Herbst ging es in die Niederlande nach Texel.

Die Anreise nach Texel

Da unsere Reise wieder einmal in Norddeutschland begann, führte unsere Route über Hannover und Osnabrück. In Lingen (Ems) legten wir eine Zwischenübernachtung ein. Weiter ging es über den 29km langen Abschlussdeich, der das IJsselmeer von der offenen See trennt, nach Den Helder in den Fährhafen.

Die Fahrt über den langen spektakulären Damm wurde uns leider vom Wettergott vermiest. Es stürmte und regnete heftig. An ein Aussteigen auf dem Parkplatz war nicht zu denken. Schon das Öffnen einer Tür verursachte Sturm im Wohnmobil. Da verzichtete sogar unser Hund auf den Spaziergang.

Erst kurz vor Den Helder besserte sich das Wetter wieder. Im Fährhafen fielen wir auf, da wir zu den wenigen Kartenkäufern gehörten. Fast ohne Wartezeit gelangten wir auf die Fähre und 30 Minuten später erreichten wir Texel.

Die Fährverbindung Den Helder – Texel

Die Fährlinie von Den Helder nach Texel unterscheidet sich erheblich von den deutschen Inselfähren. Am besten passt es, die Schiffe als eine schwimmende Schnellstraße zu bezeichnen. Die gesamte Abwicklung ist auf hohen Durchsatz ausgelegt. Die Be- und Entladung erfolgt über 4 Fahrspuren auf zwei Ebenen. Die niedrigeren Wohnmobile werden je nach Platz in beiden Stockwerken untergebracht.

Das Verlassen des Fahrzeugs ist nicht erforderlich. Jedoch lohnt sich ein Besuch des Personendecks mit einem SB-Restaurant. Pro Fähre können über 300 PKW transportiert werden.

Die Fahrkarte kann bereits vorab im Netz erworben werden. Zusätzlich gibt es Kassenautomaten und sogar noch eine besetzte Kasse an der Einfahrt zum Fährhafen. Der Preis verwirrte uns anfangs, da alle Fahrzeuge bis zu einer Länge von 6,50m den gleichen Preis zahlen. Egal, ob PKW, VW-Bus oder Wohnmobil. Es zählt nur die Länge des Fahrzeugs.

Wissenswertes

Betreiber: Teso Internetseite: Teso.nl
Fahrzeit: 20Min. Abfahrten: von 6:00 Uhr bei 21:00Uhr stündlich
Kosten: 39€ (Rückfahrkarte) Di.Mi,Do 30% Rabatt
Reservierungen sind nicht möglich
Es gibt nur Rückfahrkarten. Einzelfahrten werden nicht angeboten.

Zeitraffer: Fährabfertigung auf Texel, Orginaldauer 10 Minuten

Leider hatte der Wettergott bei unserer Überfahrt kein Einsehen. Der starke Wind sorgte für schnell wechselnde Wetterbedingungen. Heftiger Regen, Sturmböen und Sonnenschein wechselten sich ab.

Dennoch erreichten wir nach ca 30Minuten Fahrt über die Inselstraßen den Campingplatz am Leuchtturm. Dort richteten wir uns für die nächsten 7 Tage häuslich ein.

Das Wetter

Das Wetter war während unseres Aufenthaltes immer ein Thema. Während der ersten Tage zeigte sich die Insel von der schlechten Seite. Es regnete immer wieder. Meist lang anhaltend und kräftig. Die Insulaner fanden die lange Regenperiode untypisch für den Herbst.

Nach dem Regen stellte sich das von uns erwartete Herbstwetter ein. Die Sonne wechselte sich mit Wolken ab. Der stetige Wind sorgte für frische Luft. Nur ganz selten verirren sich noch ein paar Regentropfen. Die Temperaturen bewegten sich immer zwischen 12 Grad C und 19 Grad C. In windgeschützten Lagen wurde es noch einmal richtig warm.

Texels unendliche Strände

Nach dem Wetterumschwung konnten wir eine Besonderheit der Insel erst richtig geniessen. Die einfach unendlichen Strände lockten uns immer wieder zu Spaziergängen hinaus. Obwohl die Insel noch gut besucht war, hatten wir oft das Gefühl, fast allein am Strand zu sein.

Die Längenangaben des Strandes unterscheiden sich etwas. Wir fanden Werte zwischen 28km und 30km. Es gibt also reichlich Auslauf für die Besucher.

Texel Muscheln am Strand
Texel Strand am Leuchtturm
Texel Strandblick von einer Düne
Texel Spaziergänger am Strand
Texel Angler am Strand bei Wellengang
Texel Strandspaziergang bei Reg
Texel nicht immer scheint die Sonne Strand kurz vor dem Gewitterschauer
Texel nicht immer scheint die Sonne Strand kurz vor dem Gewitterschauer

Am unendlichen Strand von Texel

Da es durch den Dünengürtel nur wenige mit dem Rad oder Auto erreichbare Strandzugänge gibt, wiederholt sich das Bild immer wieder. Ein Parkplatz, ein Radabstellplatz und mindestens eine Strandbar säumen den Weg zum Strand. Dort tummeln sich die Besucher. Sobald sich der Spaziergänger etwas weiter entfernt, wird es schnell leerer. Nur vereinzelt begegnen sich dann Besucher an der Flutkante.

Dünen, Salzwiesen, Wattenmeer und Vögel, viel Natur auf Texel

Fast die gesamte Westküste ist durch einen breiten Dünengürtel vom Hinterland abgetrennt. Durch die Dünen führen schön angelegte Fahrrad- und Wanderwege. Wer es einsam mag, wählt einen der kleinen Fußwege über Berg und Tal durch die unter Naturschutz stehenden Dünengebiete. Wir trafen in 2 Stunden nur zwei weitere Spaziergänger.

Die Dünenlandschaft an der Westküste

An zwei Stellen suchte sich das Meer einen Weg durch die Dünen. Da das Gebiet an den Durchbrüchen mehrfach im Jahr überflutet wird, bildete sich ein besonderer Lebensraum mit Salzwiesen.

Die Wattenmeerseite der Insel gehört den Vogelfreunden. An mehreren Stellen wurden extra Beobachtungsplätze für die Vogelfreunde eingerichtet. Auf einem Radweg entlang der ganzen Ostküste gibt es auch für Laien reichlich Möglichkeiten, Vögel zu beobachten. Zusätzlich gibt regelmäßig Vogelführungen zu den ornithologischen Hotspots.

Vögel auf Texel

Seehunde im Krankenhaus

Eine der meist besuchten Orte der Insel ist das Ecomare, eine Mischung aus Seehunde-Aufzuchtstation und Naturkundeausstellung. Natürlich ziehen die Seehunde die Besucher an. In mehreren Becken werden kranke Seehunde gepflegt und Heuler aufgezogen. Ziel ist es, die Tiere sobald es der Gesundheitszustand erlaubt, wieder auszusetzen.

Zusätzlich gibt es eine kleine Gruppe von Tieren, die immer in der Station leben. Bei den regelmäßigen Fütterungen erfahren die Besucher viel über das Leben der Seehunde.

Seehundfütterung im Ecomare

Im Aquarium mit mehreren Becken kann der Besucher dann die einheimischen Fische der Nordsee kennen lernen. Auf Schautafeln ( auch in Deutsch) gibt es viel zu lernen. Weiterhin gibt es eine Ausstellung über Wale und einen beschilderten Rundweg durch die Dünen der Umgebung.

Seehunde im Wattenmeer

Ganz in der Nähe unseres Campingplatzes befand sich der Anleger eines Fischkutters, der verschiedene Fahrten im Wattenmeer im Angebot hatte.

Mit etwas Magengrummeln buchten wir eine Fahrt zu den Seehundbänken ganz in der Nähe der Insel. Einerseits interessierte es uns, einmal Seehunde in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben. Andererseits wollten wir keinen Tourismus unterstützen, der die Tiere stört.

Die Fahrt mit dem Schiff De Vriendschap begann kurz nach dem Niedrigwasser. Die Tiere nutzen dann die freiliegenden Sandbänke zwischen den Inseln Texel und Vlieland als Ruheplätze.

Der Kutter nährte sich langsam an die erste Sandbank an. Sobald die Seehundgruppe erreicht war, lies der Kapitän das Schiff antriebslos treiben.

Dank der vorher verteilten Ferngläser konnten wir das Treiben und hauptsächlich das Ruhen der Seehunde ausgiebig beobachten. An Bord gab es zusätzlich umfassende Erklärungen zum Leben der Seehunde im Wattenmeer. Teilweise erfolgten die Absagen sogar auf Deutsch.

Die Tiere interessierten sich nicht für uns auf dem Schiff und zeigten keinerlei Aufregung durch unser Eindringen in ihren Lebensraum. Anscheinend ist das Schiff in Seehundkreisen bekannt und als ungefährlich eingestuft.

Eine Anmerkung zu den Bildern
Um keinen falschen Eindruck zu erzeugen, möchte ich darauf hinweisen, dass die unten stehenden Bilder mit einem starken Teleobjektiv (umgerechnet 600mm an Vollformat) entstanden. Zusätzlich beschnitt ich die Bilder, um die Seehunde möglichst groß im Bild zu haben. So entsteht leicht der Eindruck von fehlendem Abstand zu den Seehunden. Die Bilder geben keinesfalls die tatsächliche Entfernung wieder. Daher füge ich ein unbearbeitetes Handyfoto an, um den Abstand zu verdeutlichen.

Fahrt zu den Seehunden Texel
Fahrt zu den Seehunden Texel
Fahrt zu den Seehunden Texel
Fahrt zu den Seehunden Texel
Fahrt zu den Seehunden Texel
Fahrt zu den Seehunden Texel
Fahrt zu den Seehunden Texel
Fahrt zu den Seehunden Texel

Bilderserie Seehunde im Wattenmeer

Nach ca. 1,5 Stunden auf dem Wasser erreichten wir wieder den Anleger in der Nähe von De Cocksdorp. Rückblickend hatten wir nicht den Eindruck, die Seehunde sehr gestört zu haben. Drei mal pro Woche ein vorsichtig heranfahrender Fischkutter scheint die Natur nicht über Gebühr zu belasten.

Die Orte auf Texel

Dauerhaft leben auf Texel ca. 13000 Einwohner. Die Hälfte davon wohnen in Den Burg, dem Hauptort der Insel. Außer der Inselverwaltung befinden sich viele Geschäfte im Ort. Die Kleinstadt ist das Zentrum der Insel.

Ein großer Teil des Tourismus spielt sich im Dünenort De Koog ab. Große Campingplätze bestimmen das Bild des Badeortes. Im Zentrum findet der Besucher alles, was das Herz des Touristen begehrt.

Die weiteren großen Feriensiedlungen befinden sich außerhalb der Ortskerne. Obwohl sich der Tourismus auch in den Orten bemerkbar macht, haben die Orte wie z.B De Cocksdorp und De Horn ihren Charakter wahren können.

Bilderserie: Abendstimmungen am Strand und im Watt

Besonderheiten auf Texel

Es gibt auf Texel einige kleine Besonderheiten, die der Besucher kennen sollte, um einen sorglosen Urlaub zu verbringen.

  • Auto fahren: Auf einem Großteil der Insel gilt Tempo 60km/h. Der ganze Nordteil gehört zu einer riesigen Zone 60. Die Straßen sind klein, aber auch mit dem Wohnmobil gut befahrbar.
  • Parken: Auf der ganzen Insel gibt es keine Gratis-Parkplätze auf öffentlichem Grund. Neben den Parkautomaten gibt es die Möglichkeit, im Internet günstige Wochen- oder Monatskarten zu erwerbende für alle Parkplätze der Insel gelten.
  • Rad fahren: Das Radwegenetz der Insel ist einmalig. Gut ausgebaute und gut beschilderte Wege erschließen die gesamte Insel. An den Strandzugängen gibt es immer eine Fietsenstalling für das Zweirad. Zahlreiche Verleiher bieten verschiedenste Modelle für die Besucher an.
  • Nahverkehr: Die einzige feste Buslinie verkehrt vom Fährhafen nach Den Burg und De Koog. Über die ganze Insel verteilt gibt es zahlreiche Haltestellen eines Rufbussystems. Mit kleinen Fahrzeugen werden die Fahrgäste nach Anmeldung befördert.
  • Einkaufen: In jedem Ort gibt es einen kleinen Supermarkt. Die großen Läden fehlen, dafür ist das Angebot der Läden auf die Wünsche der Touristen abgestimmt.
  • Hunde: Aus Sicht eines deutschen Hundehalters ist Texel ein Hundeparadies. Nirgends gibt es Hundeverbotsschilder. Sogar in den Nationalpark und an den Strand dürfen die Vierbeiner, wenn sie an der Leine geführt werden. Im Winter sind Strandbesuche ohne Leine zulässig. Nur in den Restaurants werden die Hunde nicht gern gesehen. Da muß der Hund draußen bleiben.

Fazit unseres Besuches

Auch wen n das Wetter an den ersten Tagen unseres Besuches nicht ganz mitspielte, verbrachten wir eine schöne Zeit auf der Insel. Uns wurde es nie langweilig. Besonders gefiel es uns am Strand und auf den Wegen im geschützten Dünengürtel.

Nach drei Aufenthalten auf Nordseeinseln stellten wir fest, dass jede der besuchten Inseln seinen besonderen Charme hat.

Strandhäuser auf Texel

Auf Sylt sind es die Gegensätze zwischen der rauen Natur und dem noblen Leben. Föhr hat den sich den dörflichen Charme erhalten und ist abseits vom Badestrand immer noch ein Tipp für ruhesuchende Besucher. Auf Texel kann man leicht vergessen, dass man sich auf einer Insel befindet. Die Natur und die Strände können durchaus mit Sylt mithalten.

Eine Kleinigkeit machte uns den Aufenthalt in den Niederlanden sehr angenehm. Es fehlten die vielen Verbotschilder, die wir von der deutschen Küste kennen. Keine große Warntafeln und keine Hinweise auf fehlende Rettungsschwimmer waren zu sehen. Im Nationalparkgebiet gab es nur kleine Schilder, die auf die Regeln hinwiesen. Selbstverständlich gab es auch keine Kurkartenkontrolle am Strand.