Die Wohnmobile werden immer mehr, gibt es ein Ende des Wachstums?

Die Zulassungszahlen für Wohnmobile steigen immer weiter. Die Branche wächst und wächst. Immer mehr Menschen möchten die anscheinend grenzenlose Freiheit geniessen. Aber wohin führt die Zunahme der Fahrzeuge? Gräbt sich die Urlaubsidee Wohnmobil das eigene Grab?

Oslo, Stellplatz in der Vorsaison
Oslo, Stellplatz in der Vorsaison

Heute sah ich auf Twitter ein Bild vom bekannten Stellplatz in Cuxhaven, der Platte. An diesem sonnigen Wochenende mit niedrigen Temperaturen  war der große Platz fast voll. Gleichzeitig las ich von weiter steigenden Zulassungszahlen für Wohnmobile. Unser Hobby ist in Mode. Nur wohin führt der Boom?

Vor 25 Jahren, am Beginn unserer Wohnmobilzeit, gab es schon viele Wohnmobile auf den Straßen zu sehen. Die mobile Urlaubsart begann sich aus der Nische heraus zu entwickeln. Unser erstes Wohnmobil mieteten wir bei einer Firma mit 10 Fahrzeugen im Verleih. Es gab bereits bekannte Stellplätze und Promobil verteilte schon Auszeichnungen. Dennoch liefen die Nachbarn zusammen, um das tolle Mietmobil, ein 5m Weinsberg Alkoven, zu bestaunen.

Mittlerweile hat sich das Bild gewandelt. Die Zulassungszahlen erreichen jährlich neue Rekorde, die Hersteller haben nur das Problem, die Fahrzeuge gerecht zu verteilen. Allein auf meiner abendlichen kleinen Hunderunde durch die Siedlung komme ich an fünf Reisemobilen vorbei. Die Reiseform liegt voll im Trend.

In den Katalogen der Hersteller stehen die schönen neuen Modelle immer an wunderschönen Plätzen in der Landschaft, ein glückliches Paar sitzt sehr campingmäßig unter der Markise und genießt den Sonnenschein. Jeder kann es sehen, mit dem Wohnmobil werden Träume wahr. Aber wie sieht es in der Realität aus?

Die Folgen des Booms bekommen wir alle zu spüren. Jeder wird es schon einmal bemerkt haben, dass es langsam enger wird auf den Stell- und Campingplätzen. Mich schockierte vor einiger Zeit ein Fernsehbericht über Venedig. Manche warteten dort über 36Stunden vor einem Campingplatz auf einen freien Platz. Ist das noch Urlaub?

Wir fahren öfter einmal in unsere Hauptstadt, da wir dort einige Jahre unseres Lebens verbrachten. Zwei Mal, im Abstand von 3 Jahren, übernachteten wir Anfang November auf dem Stellplatz in Tegel. Während vor drei Jahren eine Reservierung unter der Woche nicht erforderlich war, erhielten wir in diesem Jahr nur Dank unsrer Reservierung einen Platz. Es ist unübersehbar, die Plätze werden voller, es geht enger zu.

Gleichzeitig wächst die Zahl der Stellplätze ebenfalls an. Viele Gemeinden rüsten auf und errichten Übernachtungsmöglichkeiten. Die Wohnmobilfahrer sind eine Einnahmequelle für die örtlichen Dienstleister. Leider bleibt vielen neuen Plätzen nur ein Schattendasein, sobald der Ort nicht zu den großen Anziehungspunkten gehört. Wer möchte schon in Hinterabseitshausen übernachten, wenn es einen Stellplatz in Norddeich gibt?

Wenn die Entwicklung so weitergeht, sehe ich irgendwann das Ende des Booms kommen. Die regelmäßige Überfüllung der schönen Stellplätze schreckt ab. Wer möchte schon seine Freizeit in einer Art Käfighaltung verbringen? Schnell und ungeplant für ein Wochenende an die See, dies wir bald nicht mehr möglich sein.

Hinzu kommt, dass wir alle unter Beobachtung stehen. Sobald irgendein Papierschnipsel gefunden wird, waren es „die mit dem Riesenwohnmobil“ die die Schweinerei verursachten. Den nächsten Schritt der Einheimischen kennen wir alle zu genüge, die Teppichstangen nehmen zu, die Möglichkeiten zum Übernachten nehmen ab. So bleibt noch der Campingplatz. Leider kämpfen wir dort mit den Wohnwagen und Zeltfreunden um die besten Plätze. In den Ferien wird es auch hier eng und die ADAC-Superplätze sind schnell ausgebucht.

Aus meiner Sicht wird die Zunahme der Fahrzeuge zwangsläufig dazu führen, dass die Zahl der Unzufriedenen wächst. Von Reservierungen und Parkverboten steht nichts in den Hochglanzbroschüren der Händler. Immer mehr Enttäuschte werden sich abwenden und von ihren schlechten Erfahrungen berichten. Ein unbegrenztes Wachstum ist nicht möglich, da die erforderliche Infrastruktur nicht mit wächst.

Ich gönne den Firmen den Erfolg und freue mich über Neueinsteiger in unser schönes Hobby. Allerdings bin ich sicher, das irgendwann das große Erwachen kommt.  Der derzeitige Run auf die Freizeitfahrzeug wird nicht unbegrenzt weitergehen. Vielleicht gibt es sogar in einigen Jahren ein Überangebot auf dem Fahrzeugmarkt, wenn die Enttäuschten ihre Fahrzeuge wieder verkaufen wollen.

Wie siehst Du das Thema? Kann das Wachstum weitergehen oder gibt es irgendwann eine Trendwende?

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letzte Änderung 14/05/2021