Übernachten im Wohngebiet, so macht man sich keine Freunde

Die Idee, zum Übernachten ein ruhiges Wohngebiet anzusteuern, ist nicht neu.  Jetzt hatte ich Gelegenheit, eine solche Übernachtung einmal aus der Sicht eines Anwohners zu erleben.

Wie jeden Abend machte ich mich gegen 22:30 Uhr mit dem Hund auf den Weg durch unser Wohngebiet. Normalerweise sind die Bürgersteige schon hochgeklappt und es herrscht Ruhe. Schon nach einigen Metern hörte ich Gespräche und klappende Türen, Kinder spielten. Eine Feier bei einem Nachbarn? Nein, bald sah ich das große Alkovenmobil aus Norddeutschland am Straßenrand. Alle Fenster und die Tür waren offen, der Fernseher lief und die zwei Kinder spielten Fußball auf der Straße.

Ich setzte meine Runde fort, ohne mich weiter mit dem Geschehen zu beschäftigen. Wenige Meter weiter sprach mich ein mir vom Sehen bekannter Nachbar an, der über den Zaun gelehnt das Treiben beobachtete. „Wohnen wir jetzt auf einem Campingplatz?“ war der erste Satz mit dem er das Gespräch begann. Ich wiegelte ab und meinte, dass die Camper sich sicher auf der Suche nach dem 2km entfernten kostenlosen Stellplatz verfahren hätten und nur einen Platz für die Nacht gesucht hätten.

Nach einigen Sätzen ging ich ich wieder meines Weges. Auf dem Rückweg hatte sich die Situation am Wohnmobil verändert. Es herrschte Ruhe. Dies hing aber mit dem Polizeiwagen zusammen, der neben dem Wohnmobil parkte. „Ich habe nicht angerufen“ hörte ich vom Anwohner, der nach wie vor an seinem Zaun lehnte und weiterhin das Geschehen beobachtete. „Der Linienbus kam nur mit Mühe durch, da hat der Fahrer gleich das Funkgerät genommen!“ 

Da mich die Situation nicht weiter interessierte, setzte ich kurz darauf meinen Weg fort. So erlebte ich das Ende der Geschichte nicht mit.

Irgendwann später dachte ich über die Situation nach. Wenn kein Stellplatz in der Nähe wäre, könnte auch ich auf die Idee kommen, in den ruhigen Nebenstraßen unseres Wohngebietes einen Platz für die Nacht zu suchen. Allerdings würde ich mein Fahrzeug nicht direkt vor den Terrassen der Anwohner abstellen.

Dass ein Linienbus durch die enge Straße fährt, ist Fremden sicher nicht ersichtlich. Dennoch hätte ich eine der vielen freien Parkbuchten in der Nähe oder den großen Parkplatz am Supermarkt genutzt, um nicht als Verkehrshindernis in Erscheinung zu treten.

Hauptsächlich unangenehm aufgefallen ist mir das Verhalten der Besatzung. Es ist sicher möglich, sich so zu benehmen, dass die Anwohner nicht gestört werden. Ich gehe davon aus, dass es kaum registriert wird, wenn ein Wohnmobil zu später Stunde in einer Parkbucht einparkt und dort übernachtet. Bei geschlossenen Fenstern ist es kaum festzustellen, ob sich jemand im Fahrzeug befindet. Klar, es ist nicht angenehm, sich bei hohen sommerlichen Temperaturen im geschlossenen Mobil aufzuhalten. Wer dies vermeiden möchte, muss sich nach einem besseren Übernachtungsplatz umsehen.

Liebe Hobbykollegen, insbesondere liebe Freisteher, denkt bitte bei der Stellplatzwahl etwas nach und verhaltet euch der Umgebung entsprechend. Überlegt bitte, wie ihr reagieren würdet, wenn in euerer Heimat an einer ähnlichen Stelle ein Dickschiff parken würde. Nur so ist es weiterhin möglich, an vielen Orten außerhalb von Stellplätzen zu übernachten. Jedes rücksichtslose Verhalten einer einzelnen Besatzung ist ein weiterer kleiner Schritt zu Verboten und härteren Regelungen. Wir möchten auch in der Zukunft weiterhin frei an geeigneten Stellen übernachten können! Dazu müssen wir alle unseren Beitrag leisten!

letzte Änderung 08/11/2022

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3 Kommentare

Anonym

Liebe Madie,
Ihr Bericht über den wilden Camper hat mich doch sehr interessiert. Klar, ich habe auch nichts dagegen, wenn jemand, weil er müde ist sich einen ruhigen Platz zum Ausruhen oder einmalig übernachten im Wohngebiet niederlässt. Ich war im Internet auf der Suche, ob man überhaupt überall zum Übernachten halten darf und fand Ihren Eintrag. Warum? Nun ja, meine Nachbarn gegenüber haben hin und wieder ihre Eltern zu Besuch, die kommen mit einem Wohnmobil und nehmen den halben Parkstreifen ein. Es ist ein ruhiges Wohngebiet mit Sackgasse. Andere Besucher finden dann – weil auch die Anwohner teilweise außen parken – keinen Parkplatz mehr. Wenn es nur für ein oder zwei Nächte wäre…aber die kommen alle paar Wochen, bleiben übers Wochenende oder manchmal sogar eine ganze Woche. Es ist ja nicht so, dass die kein anderes Auto hätten. Die Nachbarn haben auch genügend Platz einschließlich Gästezimmer im Haus. Ich kann es deswegen noch weniger nachvollziehen. Aber ich bin auch kein Camper – gebe ich zu. Mich und andere nervt es schon, dass alle paar Wochen das lange Schiff die Hälfte der Stellplätze einnimmt. Zumindest haben die heute vor dem ‚eigenen’ Grundstück geparkt und nicht vor uns. Ich würde ja am Liebsten etwas sagen, möchte aber auch nicht als Meckerer dastehen. Ich hatte auch schon überlegt denen unser Gästezimmer zur Verfügung zu stellen, wenn die nicht im Haus der Tochter schlafen wollen.

Haben Sie eine Idee?

Viele Grüße

Kiki

    Madie

    Hallo Kiki,

    da haben wir wieder einmal das klassische Problem mit parkenden Wohnmobilen. Unsere Fahrzeuge gehören rechtlich in die gleiche Klasse wie ein PKW. Damit dürfen wir auch parken wie ein PKW.

    Wir erlebten es in unserer Strasse, dass Drohbriefe ans Wohnmobil gesteckt wurden. Unser Vergehen war, vor unserem Grundstück zu parken. Erst seit ein Nachbar einen Wohnwagen und zwei Wohnmobile bei der Polizei gemeldet hatte. herrscht Ruhe. Anscheinend erhielt der Denunziant etwas Verkehrsunterricht.

    Jedes 3,5to Wohnmobil darf in Wohngebieten parken. Die Übernachtung im Fahrzeug ist erlaubt. Nicht erlaubt ist Camping auf dem Parkplatz. Auch wir nutzen unser Wohnmobil als rollendes Hotel- oder Gästezimmer, wenn wir irgendwo zu Besuch sind. Das gebietet uns schon die Höflichkeit gegenüber unseren Gastgebern. Ganz nebenbei ist es für den Parkraum egal, denn das Fahrzeug steht sowieso immer in der Nähe.

    Mit etwas Toleranz, Augenmaß und Rücksichtnahme von beiden Seiten sollte es doch möglich sein, ab und zu ein Wohnmobil auf der Straße ertragen zu können.

    Nur mal so,

    Madie

      Roland

      Danke für die Antwort auf die Frage – bin auch Camper und steh auch gerne mal frei. Was ich bei Kiki schon lese ist der „halbe Parkstreifen“. Wir Wohnmobilfahrer sollten und schon Parkplätze suchen, auch die wir passen und nicht quer über 4 Parkplätze stehen und das dann für länger. Daher versuche ich meist längszuparken, da hier die Länge des Mobil irrelevant ist…. jedenfall mit einer Parkfläche auszukommen, auch wenn ich diese manchmal sehr gut ausfülle 😉
      LG aus Österreich

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