Im letzten Abschnitt unserer Reise besuchten wir Alesund, die Atlantikstraße und Andalsnes. Zum Abschluss verbrachten wir nochmals zwei Nächte in der norwegischen Hauptstadt Oslo, bevor uns die Fähre der Stena-Line von Göteborg zurück nach Kiel brachte.
Von Runde nach Alesund
Nachdem wir am Vorabend noch die heranziehenden Regenschauer beobachtet hatten, begann der Morgen mit dem Trommeln des Regens auf dem Wohnmobildach. Die Insel Runde zeigte sich von der schlechtesten Seite mit Wind und Regen.
Wie schon vorher geplant, brachen wir unsere Zelte ab. Ein Landsmann schimpfte mit verkniffener Miene laut über das Sauwetter und den Regen. Ja, das Wetter war wirklich nicht einladend. Aber wer im Mai nach Norwegen fährt, muss damit rechnen, dass man nicht jeden Tag am Strand liegen kann. Unsere Route führte in Richtung Alesund. Auf der Fähre über den Sulasund gab es eine kleine Diskussion mit dem Kassierer, der mir erst mit Fahrzeugschein die Länge unseres Mobils glaubte.
Der Regen hörte auf und das Wetter besserte sich. So starteten wir gleich nach der Ankunft auf dem Wohnmobilstellplatz in Alesund zu einem ausgiebigen Stadtbummel durch die Jugendstilstadt. Man merkt, dass sich die Stadt bemüht, auch die Neubauten dem Stadtbild anzupassen. Leider gelang es nicht immer. Entgegen unserer Befürchtung hielt das Wetter. Wir sahen die MS Mitnatsol der Hurtigrouten bei der Abfahrt und bestiegen den Aussichtsberg Aksta mit über 400 Stufen. Die Aussicht belohnte uns für die Anstrengung.
Auf dem Rückweg stärkten wir uns noch mit einem Eis, bevor wir die Meerbeobachtung aus dem Wohnmobil fortsetzten. Dabei überlegten wir, wie wir die letzte Woche Norwegen am besten nutzen können, da wir bewusst nicht die ganzen Tage verplant hatten.
Mit einem leider durch die Wolken verdeckten Sonnenuntergang ging der Tag zu Ende. Allerdings blieb es weiterhin fast hell. Die sogenannten weißen Nächte begannen. Die folgende Zeitrafferaufnahme zeigt den Zeitraum von 23:00Uhr bis 2:00Uhr. Wer genau hinsieht, kann die Durchfahrt des südgehenden Hurtigroutenschiffs erkennen (0:36s).
Einkaufen in Alesund
Wie bereits vom Wetterbericht angekündigt, kam der große Regen. Bereits beim Frühstück begann es wieder zu tröpfeln. Anschließend entwickelte es sich um sich dann zu einem heftigen Dauerregen. So stand unserem Plan, einem kleinen Besuch in einem Shoppingcenter, nichts im Wege.
Allerdings erwies sich das Amfi-Moa-Center in der Nähe von Alesund für uns als eine Überraschung. Einen Einkaufstempel dieser Größe hatten wir außerhalb Oslos in Norwegen nicht erwartet. Es begann schon bei der Parkplatzsuche für unser Wohnmobil. Es gab viele Tiefgaragen und mehrere, meist gut belegte Parkmöglichkeiten. Schließlich fanden wir dennoch eine Lücke, die groß genug für unser Wohnmobil war.
In der ganzen Anlage befanden sich über 100 Läden und Geschäfte. So fanden wir z.B. Gina Tricot und H&M. Wir schlenderten durch einige Läden und bestaunten die Angebote. Erstaunlich fanden wir, dass Kleidung, Elektronik und Sportartikel sich von den Preisen nicht zu sehr von denen in Deutschland unterschieden. Grob geschätzt waren die Dinge ca. 20% teurer. Beeindruckend fanden wir das Angebot an wetterfester Outdoorkleidung und Wanderzubehör. Jetzt haben wir einen schönen kleinen Rucksack mehr. Natürlich füllten wir die Neuerwerbung gleich mit Lebensmitteln für unseren Kühlschrank, bevor wir genug vom Shoppingcentrum hatten. Nach einiger Suche fanden wir sogar den richtigen Ausgang wieder.
Im Regen und vom starken Wind durchgeschüttelt fuhren wir noch bis Molde. Auf dem dortigen Campingplatz machten wir es uns gemütlich und verbrachten den Rest des Tages faul im Mobil.Beinahe wäre es der erste Urlaubstag seit langer Zeit geworden, an dem kein Foto entstand. Aber am späten Abend besserte sich das Wetter und wir konnten einen Blick auf die 81 Berge um Molde herum werfen.
Von Molde nach Andalsnes über den Atlantikweg
Da das Wetter in Molde sich nicht an den Wetterbericht hielt und der vorhergesagte Sonnenschein hinter einer dünnen Wolkendecke versteckt war, beschlossen wir, auf die Besichtigung der Stadt zu verzichten und weiter zu fahren.
Unser erstes Ziel war der Atlantikweg, der an der Küste von Inselchen zu Inselchen führt. Die Anreise erfolgte über einen kleinen Umweg, da mal wieder ein gesperrter Tunnel, diesmal bei Molde, auf der Route lag. Dafür entschädigte uns die Atlantikstraße mit schönen Ausblicken und Parkmöglichkeiten. Da die Straße als Touristenstrassse voll auf Besucher ausgelegt ist, findet man alles, was sich der Besucher wünscht. Um eine kleine Insel führt ein moderner Steg herum, der sogar Behinderten den Besuch ermöglicht.
Interessant fand ich ein Schild auf einem der Parkplätze. Es wurde in drei Sprachen darauf hingewiesen, dass das Parken und das Begehen der Natur kostenlos ist. Allerdings kostet der Aufenthalt in der Zeit von 21:00Uhr bis 6:00Uhr in der Früh 200NOK. Dafür darf man in einem ca. 100m entfernten Gebäude sogar Duschen.
Da wir noch weiter wollten, nahmen wir das Angebot nicht an und fuhren weiter. Auf dem Weg zu unserem Ziel, Andalsnes, hatten wir einmal Glück und einmal Pech, wie das so im Leben ist. Zuerst durften wir noch vor der geplanten abendlichen Sperre einen Tunnel durchfahren. Anschließend erreichten wir einen Fähranleger gerade in dem Augenblick, als die Fähre bereits 1m vom Ufer entfernt war. Die Wartezeit auf die nächste Abfahrt betrug 30min. Ich denke mir, dass der Norweger, der die letzten 5km hinter mir fuhr, das langsame Wohnmobil verfluchte.
In Andalsnes richteten wir uns auf dem Campingplatz häuslich ein und stärkten uns. Statt eines Verdauungsspaziergangs nutzten wir wieder einmal die Räder. Am Fluß entlang radelten wir Richtung Zentrum und zum Bahnhof der Raumabahn. Wir entdeckten ein Hinweisschild zu einem Badeplatz und fanden eine schöne Badestelle am Fjord. Während die Sonne die umliegenden schneebedeckten Berge anstrahlte, strampelten wir gegen den Wind zum Campingplatz zurück.
Damit endete der Besuch in Fjordnorwegen, denn die Rückfahrt nach Oslo stand an. Bis zu diesem Zeitpunkt überlegten wir zwei Varianten für die weiteren Urlaubstage. Leider schied die Fahrt über den Trollstiegen und Geiranger in Richtung Oslo aus, da die Straße ab Geiranger auf Grund eines Erdrutsches gesperrt war. So entschieden wir, nochmals die norwegischen Hauptstadt zu besuchen.
Von den Fjorden nach Oslo
Die für norwegische Straßenverhältnisse lange Strecke bis nach Oslo stand an. Mit Hilfe unseres Wohnmobilweckers starteten wir etwas früher. Bei leichtem Nieselregen fuhren wir entlang der Rauma Richtung Dovjefjell. Unterwegs an einer Baustelle ergab sich ein nettes Gespräch mit dem den Verkehr regelnden Bauarbeiter. So erfuhren wir, dass wir einen für Norwegen sehr kalten Mai und Juni erwischt hatten.
Wir kamen gut voran und durften hinter Lillehammer auf der E6 schon einen ganz neuen Tunnel nutzen. Während der Tunneldurchfahrt unterhielt uns unser Navi mit interessanten Abbiegevorschlägen, denen wir lieber nicht folgten.
Mitten im Berufsverkehr erreichten wir Oslo. Zum Glück lag der Wohnmobilstellplatz Sjølyst Bobil Parkering direkt an der Autobahn. So brauchten wir nur in einem Tunnel unter der gesamten Innenstadt hindurch zu fahren, um an das Ziel zu kommen.
Durch Glück erhaschten wir noch einen Stellplatz in der ersten Reihe mit Blick auf den riesigen Sportboothafen. Nachdem wir es geschafft hatten, die Gebühr zu entrichten, folgte die obligatorrische Kaffeepause, bevor wir uns mit den Rädern Richtung Aker Brygge auf den Weg machten. Wir bummelten durch das Neubauviertel und bewunderten die Ideen der Architekten. Das ganze Gebiet ist eine norwegische Ausführung der Hafen City, allerdings bereits fertiggestellt.
In den Restaurants herrschte ein reger Andrang, viele im Business Outfit gekleidete Gäste strömten in die Lokale. Teilweise gab es Warteschlangen am Eingang.
Auf der Rückfahrt kauften wir noch einige fehlende Kleinigkeiten in einem bis 22:00Uhr geöffneten Supermarkt ein, bevor wir es uns im Mobil gemütlich machten. Diesmal überraschte uns, dass es in Oslo kurz vor Mitternacht wieder richtig dunkel wurde.
Oslo, überraschende Natur in der Großstadt
Wieder einmal genossen wir die Freiheit, etwas länger schlafen zu können. Allerdings weckte uns der strahlende Sonnenschein. Dennoch dauerte es eine ganze Zeit, bis wir auf unseren Rädern saßen und Richtung Bogdoy, den Museumsinsel Oslos radelten.
Neugierig wie wir sind, entdeckten wir einen Hinterausgang des Stellplatzes, der direkt auf die Insel führte. Auf einem schönen Waldweg radelten wir über die Insel. Auf einer großen Wiese erntete ein Bauer Heu. Schnell hatten wir vergessen, dass wir mitten in einer Hauptstadt waren.
An einer Wegkreuzung entdeckten wir ein Schild zur Paradiesbucht. Sofort war klar, welche Richtung wir einschlugen. So fanden wir eine schöne Badestelle mit Fels- und Kiesstrand. Wir parkten unsere Räder, kletterten auf den Klippen herum und genossen den Ausblick auf den Oslofjord aus einer anderen Perspektive. Außer uns besuchten nur zwei Kindergartengruppen und einige Jogger die Bucht.
Der nächste Wegweiser führte und zum Badestrand Huk. An diesem Strand herrschte mehr Betrieb, obwohl uns die Paradiesbucht besser gefallen hatte. Den Grund, die nahe Bushaltestelle, fanden wir schnell heraus, als wir endlich die Richtung zum Museum einschlugen.
Insgesamt dauerte auf diese Weise die kurze Radfahrstrecke vom Stellplatz bis zum Folkemuseum, unserem Ziel, über zwei Stunden. Daher führte der erste Weg zur Kaffeeteria des Museums.
Nach einer kleinen Stärkung besuchten wir das Freilichtmuseum mit historischen Orginalbauten aus allen norwegischen Landesteilen. Die Gebäude wurden am Orginalstandort abgerissen und in Oslo neu aufgebaut. Höhepunkt ist die Stabkirche von Gol. Die Kirche wurde ebenfalls in das Museum umgesetzt. In Gol steht heute ein Nachbau.
Das weitläufige Museum ist perfekt in die Hügellandschaft der Insel integriert. Wer sich alle Gebäude in Ruhe ansehen möchte sollte schon 3-4 Stunden zeit mitbringen. Uns beeindruckte einmal mehr, wie einfach die Menschen in dem rauhen norwegischen Klima früher lebten.
Nach soviel Bildung führte uns der Weg zurück zum Mobil. Erst nach einer längeren Erholungspause besuchten wir noch einmal die Innenstadt. Auch an diesem Abend herrschte viel Betrieb auf den Straßen und in den Lokalen. Die Hauptstraßen machten nicht den in unseren Städten üblichen tristen ausgestorbenen Eindruck.
Mit einem kleinen Bummel die Karl-Johans-Gate entlang schlossen wir unseren Oslobesuch ab. Es folgte nur noch der Kampf mit dem Rad gegen den mittlerweile aufgefrischten Wind.
Von Oslo nach Franken
Die Nacht endete bereits vor dem Aufstehen, da uns das Telefon weckte. Anrufe im Urlaub um 7:11Uhr? Das kriegen nur unsere Töchter hin!
So gab es keine Eile beim Fühstück und wir verliessen zeitig den Stellplatz in Oslo. In einem Supermarkt nahe der Autobahn füllten wir ein letztes Mal unseren Kühlschrank auf und entsorgten die noch vorhandenen norwegischen Pfandflaschen
In Grenznähe nahe der Svinesundbrücke machten uns die vielen Hinweisschilder zu Einkaufszentren neugierig. Da wir durch den Frühstart noch viel Zeit bis zur Abfahrt unserer Fähre in Göteborg hatten, folgten wir neugierig einem der Wegweiser.
Wir landeten in einem riesigen überdachtem Einkaufstempel mit über 100 verschiedenen Geschäften. Sofort fielen uns Norweger auf, die riesige Einkaufsmengen zu den Fahrzeugen brachten. Solche Großeinkäufe, eine Autostunde von Oslo entfernt, scheinen durch das Preisgefälle zwischen Norwegen und Schweden wirklich lohnenswert zu sein.
Auch wir konnten nicht widerstehen und einige Kleinigkeiten wanderten in unsere Tüten. Eine besondere Innovation gab es bei einer Hamburger-Braterei zu bewundern. Das Prinzip Selbstbedienung wurde perfekt umgesetzt. An einem Terminal müssen die Kunden das Menue selbst zusammenstellen und direkt mit der Kreditkarte bezahlen. Anhand der Nummer auf einem Bon gibt es dann an einer Ausgabe die Hamburger. Mal sehen, wann diese Methode bei uns Einzug hält.
Wir verzichteten auf Hamburger und fuhren lieber zu einem der sehr schönen Rastplätze an der Autobahn. Abseits der Straße, mitten in der Natur mit Blick auf einen See verspeisten wir unser Mittagessen und legten eine längere Pause ein.
Anschließend gelangten wir problemlos zum Fährhafen der Stena-Line in Göteborg. (Tipp: Den Schildern zum Hafen folgen, nicht dem Navigationssystem!). Der Check in verlief schnell, kurz danach stand das Wohnmobil im Bauch der Fähre und wir inspezierten unsere Kabine.
Natürlich erlebten wir die Ausfahrt aus Göteborg auf dem Oberdeck mit. Schon von weitem sahen wir ein Gewitterschauer aufziehen. So hielten wir uns nicht lange an Deck auf, sondern besichtigten die weiteren Räume der Fähre und den Shop.
Den Rest der Überfahrt verbrachten wir größtenteils im Bett. Erst nach dem Frühstück gingen wir wieder hinaus, um die Einfahrt in die Kieler Bucht zu beobachten. Leider herrschten in Kiel ebenfalls norwegische Wetterbedingungen, nur die Temperaturen waren 10Grad höher.
Nach verlassen der Fähre und dem leichten Chaos bei der Ausfahrt aus dem Fährhafen begann eine ereignislose Rückfahrt durch Deutschland. Ohne größere Staus gelangten wir nach Franken. Nur einige Pausen unterbrachen unsere Rückreise. Kurz vor 20:00Uhr erreichten wir wieder fränkischen Boden. Unsere Reise war zu Ende – Leider
Zum Weiterlesen
- Von Sogndal bis Runde (Teil2 dieses Reiseberichts)
- Norwegen, unsere Erfahrungen und Tipps
- Mit dem Wohnmobil nach Schottland
letzte Änderung 28/02/2021