Dieser Artikel wurde vor einigen Jahren geschrieben. Im Laufe der Zeit wird sich einiges geändert haben. Dennoch kann auch ein älterer Artikel noch interessante Anregungen und Informationen enthalten. Aus diesem Grund ist der Artikel weiterhin im Internet verfügbar.
England war bisher ein weißer Fleck auf unserer Reiselandkarte. In diesem Jahr ging es los, wir waren drei Wochen auf der Insel. Im folgenden Artikel fasse ich unsere Erfahrungen zusammen und gebe einige Tipps für Besucher des Landes.
Landschaften
Beginnen möchte ich mit einer ganz einfachen Feststellung: Südengland ist landschaftlich sehr schön! Da wir schon einige Küsten Europas besucht hatten, erwarteten wir wenig Neues. Ganz das Gegenteil war der Fall. Die Küste bietet dem Besucher an vielen Stellen sehenswerte Ausblicke und Eindrücke. Der Grund ist einfach. Die Küstenlandschaft Südenglands ist meist hügelig und der Untergrund besteht aus Fels. Immer wieder entstanden dadurch schöne Buchten und steile Klippen. Die großen Höhenunterschiede überraschten uns. Die Küste ist überall zugänglich. Nirgends hinderten uns Privatbesitz oder Absperrungen.
Unterwegs auf den Straßen
Drive Left!
Jeder, der das erste Mal mit einem Fahrzeug nach Großbritannien reist, kennt das Thema. Man überlegt, wie das so werden wird mit dem Linksverkehr. Mir ging es da nicht anders. Nach drei Wochen England muss ich sagen, es ist kein Problem. Die Eingewöhnung geht schnell.
Dabei hilft der Härtetest gleich nach der Ankunft in Dover. Im Fährhafen, bei Geschiebe und Gedrängel wie in einer Großstadt zur Hauptverkehrszeit fiel es mir nicht nicht auf. Sobald man die Abfertigung verlassen hat, erwarten drei zweispurige Kreisverkehre den Neuankömmling. Hier fand ich es extrem komisch und musste mich zwingen, an den Ausfahrten die linke Seite zu nehmen.
Danach nutzten wir die Fahrt zum ersten Ziel zum Fahrtraining. Nach einigen Kilometern Autobahn und Landstraße machte mir der Linksverkehr keine Probleme mehr. Erleichtert wird die Eingewöhnung durch die unendliche Zahl von Kreisverkehren. Dadurch ist es nur sehr selten erforderlich, rechts abzubiegen.
Während unseres ganzen Aufenthalts passierte es mir nur einmal beim Wenden, dass ich auf der falschen Seite die Fahrt fortsetzen wollte. Erst die Lichthupe eines entgegenkommenden Briten brachte mich wieder auf den linken Weg.
Meilen und Fuß
Als sehr hilfreich erwies sich ein kleines eingeschweißtes Kärtchen, dass ich im Vorfeld der Reise erstellt hatte. Dies Hilfsmittel erleichterte mir, die Geschwindigkeitsangaben ohne Rechenübungen sofort nachsehen zu können.
Viel dringender benötigten wir die Spalte mit der Umrechnung Fuß-Meter. Hier hatte ich die Fahrzeugabmessungen immer zum Ablesen bereit. Nur einige Schilder, insbesondere an Hauptstraßen, geben die Höhenangaben in Meter an, meist erfolgen die Angaben in Fuß.
Gleich am ersten Tag wies ein Schild auf eine Umfahrung einer niedrigen Brücke hin. Nur durch die sofort griffbereite Tabelle erkannten wir ohne Stress, dass die Brücke für unser Wohnmobil zu niedrig war.
Enge Straßen uns Single Track Roads
Die Straßen empfanden wir im Vergleich mit Deutschland schmaler. Selbst auf Hauptstraßen gab es immer wieder Abschnitte, die bei Gegenverkehr ein Anhalten oder Ausweichen erforderlich machten. Insgesamt sollte man die Abmessungen des Mobils im Griff haben, wenn man auf den Nebenstraßen in Cornwall unterwegs ist. Ab und zu gibt es für Wohnmobile einfach die nur Möglichkeit, an einer etwas breiteren Stelle den Gegenverkehr vorbei zu lassen.
Dies ist jedoch kein Grund, diese Straßen zu meiden. Die Engländer kennen ihre Straßen und wissen, dass es nur partnerschaftlich und mit Rücksicht geht. Wir hatten nur einmal Schwierigkeiten, als sich vor uns drei Busse begegneten. Es mussten zwei Busse an uns und einem anderen Bus vorbei. Da ging es schon um Zentimeter und der Spiegel wurde eingeklappt. Das ganze verlief ruhig, partnerschaftlich und mit einem Lächeln der Fahrer.
Etwas erschwert wird das Fahren durch die überall gegenwärtigen Hecken an den Straßenrändern. Dadurch werden die Sicht und der Rangierraum stark eingegrenzt. An einer dieser hohen Hecken verlor ich bei einem Ausweichmanöver die Abdeckung der hinteren oberen Begrenzungsleuchte.
Aus meinen Erfahrungen heraus würde ich es Wohnmobil-Anfängern nicht raten, mit einem Mietmobil durch Südengland zu reisen. Ganz ohne Kontakt mit Hecken und Büschen geht es nicht. Die Zweige sind zwar dünn, können jedoch an den neuen Fahrzeugen Spuren (Astwischer) erzeugen, die nur mit viel Mühe auszupolieren sind. Hinzu kommt, dass es öfter erforderlich ist, die Fahrzeugmaße richtig einzuschätzen.
Ergänzung:
Bei dem großen Frühjahrsputz in den letzten Tagen erinnerte mich unser Mobil noch einmal an die Englandreise. Auf der linken Seite gab es im oberen Teil viel zu polieren. Die englischen Hecken hatten trotz aller Vorsicht deutliche Spuren am Lack hinterlassen. Mietmobil-Fahrer aufpassen, sonst ist die Selbstbeteiligung schnell weg!
Tanken
Wie bei uns auch differieren die Dieselpreise stark. Wir besuchten meist die Tankstellen an den Supermärkten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten nutzten wir das „Pay at Pump“System mit unserer Girokarte. Die Zahlung mit der Kreditkarte funktionierte nicht. Entgegen unseren Erfahrungen in Frankreich klappe es mit der Karte und Geheimzahl immer.
Parken
Diesen Punkt möchte ich nicht übergehen, denn das Parken wirkt sich massiv auf das Reisebudget aus. Die meisten Parkplätze an Sehenswürdigkeiten, in Orten oder an der Küste sind gebührenpflichtig. Das „Pay and Display“ System macht den Kauf eines Parkscheins erforderlich. Nicht selten betragen die Gebühren 3Pfund und mehr.
Durch unsere Mitgliedschaft im National Trust durften wir die Plätze dieser Organisation kostenfrei nutzen. Allein dadurch rentierte sich fast die Mitgliedschaft.
Noch eine kleiner, aber wichtiger Punkt: Höhenbegrenzungen an Parkplatzeinfahrten fanden wir nicht. Liebe Wohnmobilgemeinde, sorgt dafür dass es so bleibt und haltet Euch an die Spielregeln!
Wetter
Übernachtungen
Freistehen
Stellplätze
Es ist ganz einfach, es gibt so gut wie keine gesonderten Wohnmobilstellplätze in Südengland. Nur einige Campingplätze weisen gesonderte Kurzzeitübernachtungsplätze aus.
Campingplätze
Alle von uns genutzten Campingplätze waren sauber und meist sehr gepflegt. Wir hatten nie Probleme, einen freien Platz zu erhalten. Dennoch verfügen die Plätze über einige Eigenheiten, die es zu berücksichtigen gilt.
In der Hauptsaison soll es in Cornwall mit den Plätzen eng werden. Dann kann es passieren, dass man abgelehnt wird, obwohl ein freier Platz sichtbar ist. Eine Diskussion mit den Betreibern ist zwecklos, da in England die Plätze für eine bestimmte Anzahl von Einheiten genehmigt werden. Mehr ist nicht zulässig, auch wenn es so aussieht, dass noch viel freier Platz vorhanden ist. Sollte die Rezeption bei der Ankunft geschlossen sein, so ist es kein Problem. Entweder gibt es eine Klingel oder man sucht sich einen Platz und erledigt die Anmeldung später. Auf einem Platz erlebten wir, dass die Betreiberin jeden Abend eine Runde drehte, um die Gebühr zu kassieren.
Bei Platzbewertungen in Deutschland spielt manchmal die Abgrenzung der Plätze eine Rolle. Wir fanden meist nur eine große, durch Markierungen parzellierte Fläche vor. Hecken oder Büsche zur Trennung der Parzellen sind nicht üblich. Für die Aufstellung gibt es häufig feste Regeln. Dadurch sollen Streitigkeiten mit Nachbarn verhindert werden. Da die Fahrzeuge vom Kontinent die Türen auf der anderen Seite haben, müssen diese Fahrzeuge andersherum aufgestellt werden.
Eine kleine Besonderheit entdeckten wir beim Duschen. In Skandinavien ist es üblich, Gummiabzieher bereit zu stellen, um damit vor dem Verlassen der Dusche den Boden zu reinigen. Häufig stießen wir auf unserem Wischmopp entsprechende Geräte. Damit ist nach Gebrauch die Kabine zu wischen. Erstaunlicherweise halten sich alle Besucher an die Regel und „moppen“ die Dusche. Warum gibt es dies nicht überall?
Zum Suchen nutzten wir das Portal ukcampsite.co, eine Seite mit sehr vielen Plätzen. Am einfachsten ist die Suche über die Landkarte. Leider gibt es die Seite nur in englischer Sprache.
Campingclubs
Eine weitere Besonderheit sind die Campingclubs. Wir stießen auf zwei Organisationen mit sehr ähnlichem Logo. Da gibt es den Caravanclub und den Camping- und Caravanclub. Auf den Plätzen des Caravanclubs gab es keine sichtbaren Vorteile für Mitglieder. Auch konnten wir keine Preisdifferenz feststellen. Anders beim Camping und Caravanclub. Hier ist die Nacht für Nichtmitglieder fast ein Drittel teuerer. Allerdings wird die ADAC Campingcard International anerkannt und zahlt nur Mitgliedspreise.
Aufgenommen wird man auf allen Plätzen, ohne Mitglied zu sein, jedoch sind Reservierungen oft den Mitgliedern vorbehalten.
Einkaufen
Zum Einkaufen besuchten wir immer die großen Supermärkte der Ketten. Einen Tesco-Markt gibt es in jedem größeren Ort. Zu unserem Erstaunen sind die Läden meist 24Std. geöffnet. Nur am Sonntag schließen die Märkte am Nachmittag.
Das Angebot unterscheidet sich nur wenig von unseren Supermärkten. Allerdings gibt es ein für Camper ungünstiges Rabattsystem. Oft gibt es Angebote, zwei oder drei Packungen für einen wesentlich günstigeren Preis zu erwerben. Nur was sollen wir im Wohnmobil mit drei Packungen Margarine oder mit 3 Packungen Toilettenpapier?
Auffällig war das Angebot an fertig oder halb fertig zubereiteten Produkten. Das Gemüse war bereits geputzt und das Fleisch bratfertig vorbereitet. Schwierigkeiten hatten wir wie meist auf Reisen, das richtige Brot zu finden. Da sind wir vom deutschen Brotangebot verwöhnt.
Da es in jedem Supermarkt auch rezeptfreie Medikamente frei verkäuflich zu sehr günstigen Preisen gibt, deckten wir uns mit einem Vorrat an Hustensaft, Nasenspray und Kopfschmerztabletten ein. Eine 12 Stück Packung Ibuprofen für 45Cent, da mussten wir zugreifen.
Hunde
Als Hundebesitzer erlebten wir England als sehr gutes Reiseland. Nie gab es irgendwelche Schwierigkeiten. Auf den Campingplätzen kosteten Hunde keine zusätzliche Gebühr. Manchmal gab es sogar einen zu Platz gehörendes Hundeauslauf.
Nur an wenigen Orten, meist an Badestränden, gibt es Hundeverbote. Allerdings werden frei laufende Hunde selten toleriert. „Under close Control“ dürfen Hunde oft das Herrchen begleiten. So ist es erlaubt, sogar über Schafweiden zu wandern.
Eine Besonderheit ist es, dass die Engländer konsequent immer die Hinterlassenschaften der Hunde aufräumen. Der entsprechende Beutel gehört immer dazu. Dies gilt sogar in der freien Natur. Es wird immer! geputzt. Daher ist es auch kein Problem, wenn der Hund mal auf dem Campingplatz sein Geschäft verrichtet. Einfach einsammeln und das Thema ist erledigt. Für die Hinterlassenschaften gibt es auffällig oft eigene Mülleimer.
Fazit
Zum Weiterlesen
- Teil 1 des Reiseberichtes: Von Dover bis Lizzard Point
- Linksverkehr in Großbritannien, das Fahren auf der falschen Seite
- Cornwall, unsere neue Lieblingsküste
letzte Änderung 05/04/2024